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Wahl in Frankreich: So stehen Franzosen selbst zu ihrer Wahlentscheidung


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Franzosen über ihre Wahl
"Sie werden den Islamismus zerstören"


07.07.2024Lesedauer: 3 Min.
Jordan Bardella soll für den rechtsextremen Rassemblement National Ministerpräsident Frankreichs werden: Marine Le Pens Partei wurde zur Wahlsiegerin bei der Parlamentswahl.Vergrößern des Bildes
Jordan Bardella soll für den rechtsextremen Rassemblement National Ministerpräsident Frankreichs werden: Marine Le Pens Partei wurde zur Wahlsiegerin bei der Parlamentswahl. (Quelle: IMAGO/Alexis Sciard)
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Mit 34 Prozent hat der Rassemblement National die erste Runde der französischen Parlamentswahlen gewonnen. Was denken Franzosen über die Wahl – und wie kamen sie zu ihrer eigenen Wahlentscheidung?

Das hatte sich der französische Präsident Emmanuel Macron vermutlich anders vorgestellt, als er nach der Europawahl die Nationalversammlung auflöste. Denn bei den vorgezogenen Parlamentswahlen in Frankreich konnte sein Wahlbündnis Ensemble im ersten Wahlgang nur den dritten Platz erringen.

Den zweiten Platz nahm die Nouveau Front Populaire (NFP) ein – ein Zusammenschluss aus linken Parteien. Die meisten Stimmen der französischen Wählerinnen und Wähler entfielen jedoch auf die rechtsextreme Partei Rassemblement National (RN), die den 28-jährigen Jordan Bardella zum neuen Premierminister machen möchte. In der zweiten Wahlrunde am heutigen Sonntag könnten die Wählerinnen und Wähler dem RN die Mehrheit im Parlament bescheren – und so Macrons Präsidentschaft weiter lähmen.

Aber wie haben die Franzosen ihre Wahlentscheidung getroffen? Welche politischen Programmpunkte waren für die Stimmabgabe entscheidend? Einige haben mit t-online gesprochen.

Alice: "Sie werden den Islamismus zerstören"

Alice fürchtet den Aufstieg der Rechten nicht – im Gegenteil. Sie ist 26 Jahre alt und arbeitet bei einer Versicherung in Toulon, einer Hafenstadt am Mittelmeer. Eigentlich heißt sie anders – ihren echten Namen möchte sie allerdings nicht in der Presse sehen.

Mit ihrer Stimme wollte sie den Rassemblement National stärken. "Bardella wäre ein guter Premierminister für das französische Volk", erklärt sie im Gespräch mit t-online. "Er nutzt die Sprache der Jugend und weiß, wie man sich kleidet". Außerdem spricht sie die Haltung der rechtsextremen Partei zur Migration an. "Mit Le Pen und Bardella würde es weniger Algerier in unseren Straßen geben", sagt sie. "Außerdem werden sie den Islamismus in Frankreich zerstören."

Besonders gut gefiel ihr der Wahlkampf des RN auf der Videoplattform TikTok. "Die alten Politiker wie Mélenchon verstehen nicht, wie man die Jugend abholt", so Alice. Mit seinem digitalen Wahlkampf habe Jordan Bardella viele junge Menschen in ihrem Umfeld ansprechen können, sagt die 26-Jährige.

Maëlle: "Ich habe Angst, dass ein Bürgerkrieg ausbricht"

Die 34-jährige Maëlle hat die NFP gewählt. Das Wahlprogramm des Linksbündnisses war für sie nicht ausschlaggebend, wie sie t-online erzählt. "Es ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich gewählt habe, ohne ins Wahlprogramm zu schauen", sagt die 35-Jährige. "Für mich ging es einfach darum, welche Partei am stärksten gegen den RN ist."

Die politische Stimmung im Land bereitet Maëlle Sorgen. "Ich habe seit Jahren das Gefühl, nicht mehr für die Partei stimmen zu können, die meine Interessen am besten vertritt", sagt sie. "Ich wähle immer so, dass ich Le Pen und ihre Partei verhindere."

Von der rechtsextremen Partei geht ihrer Meinung nach eine große Gefahr aus. "Ich habe Angst, dass ein Bürgerkrieg in Frankreich ausbricht", erklärt sie. Schuld an der politischen Lage ist ihrer Meinung nach aber Emmanuel Macron. "Er hat nichts gemacht. Ich glaube, viele Leute wählen RN, weil sie von Macron enttäuscht sind und keine Lust mehr auf ihn haben. Aber sie verstehen nicht, wie gefährlich Le Pens Partei ist", sagt Maëlle.

Chantal: "Das System Macron ist am Ende"

Nicht nur junge Menschen werden von der klaren Kante der NFP angesprochen. Auch die 73-jährige Chantal, die im Departement Val d'Oise bei Paris lebt und ein mittelständisches Unternehmen leitete, hat das Linksbündnis gewählt. "Ich hoffe, dass die Partei dazu beitragen kann, der politischen Klasse in Frankreich einen neuen Impuls zu geben. Die Politik muss sich für das Wohl aller Menschen einsetzen", sagt Chantal t-online.

Sorgen hat sie in Bezug auf einen möglichen Wahlsieg der Le-Pen-Partei: "Wie kann man ein Land ruhig verwalten, in dem Hass und ähnliche negative Gefühle frei ausgedrückt werden können?"

Auch sie sieht die Schuld für die derzeitige politische Lage beim amtierenden Präsidenten. "Das System Macron ist am Ende", erklärt sie. "Seine Eliten haben zu viele Menschen zurückgelassen, insbesondere die Landwirte." Das räche sich jetzt. Die Menschen seien unzufrieden – und die politische Situation reflektiere immer das kollektive Bewusstsein eines Volkes.

Marie: "Macron ist gut für die französische Wirtschaft"

Weder für das Rechts- noch für das Linksbündnis hat Marie gestimmt. Die 55-Jährige, die derzeit in Nürnberg lebt und als Lehrerin arbeitet, unterstützt das Ensemble-Bündnis von Präsident Emmanuel Macron. "Ich bin für die europäische Idee", sagt sie t-online. "Und Macrons Politik entspricht meinen Wünschen für Europa." Am Präsidenten schätze sie außerdem, dass dieser "seine Fehler eingesteht" und "mit Weitsicht für Frankreich und Europa" agiere.

Marie ist nach der Wahl enttäuscht von ihren Landsleuten. "Viele haben Angst vor irgendwelchen diffusen Bedrohungen gehabt", erklärt die 55-Jährige. "Dass das funktioniert hat – daran haben auch die Medien eine Mitschuld, die das Spiel der Angst des RN befeuert haben".

Verwendete Quellen
  • Interviews mit Maëlle, Chantal, Alice und Marie
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