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Macron: Bodentruppen gegen Putin einsetzen? Das kann die französische Armee


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Einsatz in der Ukraine?
So stark ist die französische Armee


27.02.2024Lesedauer: 3 Min.
Französische Soldaten bei einer Parade: Laut Experten wären die französische Armee für einen Konflikt in Osteuropa bereit, könnte aber nicht allzu lange durchhalten.Vergrößern des Bildes
Französische Soldaten bei einer Parade: Laut Experten ist die französische Armee für einen Konflikt in Osteuropa bereit, könnte aber nicht allzu lange durchhalten. (Quelle: ADNAN ABIDI/reuters)
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Frankreichs Armee ist oft in Auslandseinsätzen, nun spricht Präsident Macron von der Möglichkeit, Bodentruppen in der Ukraine einzusetzen. Doch wie ist die Armee aufgestellt? Ein Überblick.

Diese Aussage des französischen Präsidenten Emmanuel Macron brachte ihm Widerspruch aus Deutschland ein: Er wolle nicht ausschließen, Bodentruppen in die Ukraine zu senden, sagte er auf einer Ukraine-Hilfskonferenz in Paris. "Wir werden alles tun, was nötig ist, damit Russland diesen Krieg nicht gewinnen kann", fügte Macron hinzu. Mehr zu seiner Rede lesen Sie hier.

Aber über welche Fähigkeiten verfügt die französische Armee überhaupt? t-online gibt einen Überblick.

Wie groß sind Frankreichs Streitkräfte?

Frankreichs militärisches Personal umfasste 2023 laut dem Militärindex "Global Firepower" insgesamt 415.000 Menschen, davon 205.000 aktive Soldaten, 175.000 paramilitärische Einheiten, wie etwa die Nationalpolizisten, und 35.000 Reservisten. Zum Vergleich: Die Bundeswehr umfasst 260.000 Menschen, 180.000 davon sind Soldaten in Uniform.

1997 hat Frankreich die Wehrpflicht ausgesetzt und verfügt seitdem über eine Freiwilligenarmee. Zwar prüft die Regierung derzeit, ob sie junge Franzosen zu einem Nationaldienst verpflichten kann, bei dem sie zwei Wochen in uniformähnlicher Kleidung in Gemeinschaftsunterkünften leben, um das Leben als Soldat kennenzulernen. Allerdings ist nicht absehbar, ob und inwiefern das der Armee zusätzliche Soldaten einbringt.

Vor knapp zwei Wochen kündigte die französische Regierung an, in diesem Jahr 47,2 Milliarden Euro für Verteidigung auszugeben und damit die Nato-Vorgabe einzuhalten, zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts in militärische Sicherheit zu investieren. Zum Vergleich: Im deutschen Verteidigungshaushalt sind 2024 Ausgaben in Höhe von 51,95 Milliarden Euro vorgesehen. Von 2024 bis 2030 will Frankreich insgesamt 400 Milliarden Euro in Verteidigung investieren.

Welche militärische Ausstattung hat Frankreich?

Ein wichtiger Unterschied zu Deutschland ist, welchen Stellenwert die französische Regierung der Rüstungsindustrie einräumt: "Für Frankreich ist Rüstung eine Schlüsselbranche und ein Bereich von industrieller Exzellenz", sagte Nicolas Baverez vom Pariser Denkfabrik "Institut Montaigne" 2022 dem "Handelsblatt".

Über viele Jahre waren die französischen Rüstungsfirmen fast komplett in staatlicher Hand und auch auf Privatunternehmen übt der Staat großen Einfluss aus. Durch die größere Kontrolle des Staates rüste Frankreich effizienter auf als Deutschland, das vor allem auf Privatfirmen setzt, erklärte Éric-André Martin von der Denkfabrik "Institut Français des Relations Internationales" dem "Handelsblatt".

So hat Frankreich bei einem ähnlichen Verteidigungsbudget wie Deutschland eine schlagkräftigere Armee: Laut "Global Firepower" stehen der französischen Armee Stand 2023 auf dem Land knapp 73.000 gepanzerte Fahrzeuge zur Verfügung, darunter 220 Kampfpanzer und etwa 100 Artilleriegeschütze. Die Luftwaffe umfasst rund 1.000 Fluggeräte, zum Beispiel 226 Jagdflugzeuge und 438 Hubschrauber. Und auf See verteidigt sich Frankreich mit 126 Militärschiffen, darunter befinden sich ein Flugzeugträger und neun U-Boote. Obendrein unterhält Frankreich als Atommacht 290 nukleare Sprengköpfe.

Laut der US-Denkfabrik "Rand" könnte Frankreich mit dieser Streitmacht die Nato in einem etwaigen Krieg in Osteuropa unterstützen – allerdings nicht allzu lange. Es fehle an militärischer Tiefe, die Armee kann ihre Ausrüstung also nur begrenzt ersetzen, falls sie zerstört wird.

Wie erfahren sind Streitkräfte?

Die französischen Streitkräfte haben große praktische Erfahrung, denn sie haben in den vergangenen Jahrzehnten zahlreiche Auslandseinsätze durchgeführt. In den vergangenen Jahren war Frankreich in rund zehn afrikanischen Staaten mit jeweils 300 bis 2.000 Soldaten aktiv.

Im Rahmen von Uno-Missionen wie Unifil im Libanon und Nato-Einsätzen im Baltikum oder gegen die Terrororganisation "Islamischer Staat" haben die französischen Soldaten zudem gelernt, mit vielen unterschiedlichen Verbündeten zusammenzuarbeiten. Diese Erfahrung könnte laut der US-Denkfabrik "Rand" bei einem etwaigen Konflikt mit Russland helfen.

Wo rangiert Frankreich im internationalen Vergleich

Wie gut aufgestellt ist die französische Armee also? Eine Bewertung ist kompliziert und hängt von verschiedenen Faktoren ab. Ist etwa die Anzahl der Soldaten ausschlaggebend, die Qualität der Waffen oder eher die Größe des Verteidigungshaushalts? Hinzu kommt, dass viele Armeen, wie etwa die deutsche, nie oder nur in Spezialeinsätzen in echte Kämpfe verwickelt sind. Die praktische Kampfkraft kann also erheblich von der theoretischen abweichen, wie etwa die ukrainische Armee nach der Invasion gezeigt hat – sie wurde deutlich schwächer eingeschätzt.

Eine große Bandbreite an Aspekten bezieht der "Global Firepower Index" mit ein: Er berücksichtigt die Truppenstärke, den Umfang der Ausrüstung und darüber hinaus auch geografische, wirtschaftliche, entwicklungs- und bündnispolitische Faktoren; jedoch keine Nuklearwaffen. Dem Index zufolge liegt Frankreich weltweit auf Platz 11 mit 1.878 Punkten. Je niedriger der Wert, desto schlagkräftiger ist die Armee. Die USA belegen Platz 1 mit 699 Punkten, knapp gefolgt von Russland und China mit 702 beziehungsweise 706 Punkten. Die Ukraine liegt auf Platz 18 mit 2.598 Punkten, dahinter erreicht Deutschland mit 2.847 Punkten den 19. Platz.

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