"Zeit zur Geiselbefreiung" Biden: Israel stimmt Waffenruhe über Ramadan zu
Seit Wochen wird im Gaza-Krieg um eine erneute Feuerpause gerungen, doch Erfolgsmeldungen gab es bisher kaum. Nun gibt sich Biden hoffnungsvoll.
Es kommt wohl nicht so oft vor, dass man einen US-Präsidenten beim Eisessen treffen kann. Nun war es in New York so weit. Dorthin war Joe Biden gereist, um sich mit dem Moderator Seth Myers zu treffen, in dessen Show der 81-jährige Politiker am Montagabend (Ortszeit) auftrat.
Und weil er schon einmal da war, nutzte Biden die Gelegenheit und streifte ein wenig durch die Weltmetropole New York. Unter anderem besuchte er an der Seite von Myers die Eisdiele Van Leuwen im Rockefeller Center auf der schicken 6th Avenue. Dort kam das Gespräch in Anwesenheit von Passanten und Journalisten auf den Gazakrieg zu sprechen. Der US-Präsident sagte, er hoffe auf eine baldige Feuerpause zwischen Israel und der Terrororganisation Hamas.
Biden: Israel stimmt Waffenruhe über Ramadan zu
"Mein nationaler Sicherheitsberater sagt mir, dass wir nahe dran sind", sagte er. Noch sei man nicht am Ziel. "Ich hoffe, dass wir bis kommenden Montag eine Waffenruhe haben werden", so Biden. Später nannte Biden im Gespräch mit Myers weitere Details: "Die Israelis haben sich darauf geeinigt, während des Ramadan keine Aktivitäten zu unternehmen, um uns Zeit zu geben, alle Geiseln zu befreien."
Israel habe sich auch verpflichtet, die Evakuierung der Stadt Rafah an der Grenze zu Ägypten zu ermöglichen, bevor es seinen Kampf gegen die Hamas verstärke, sagte Biden in einem Interview des Senders NBC. Eine Waffenruhe könne auch im Prozess hin zu einer Zwei-Staaten-Lösung helfen und zur Normalisierung der Beziehungen zwischen Israel und Saudi-Arabien beitragen. Biden beklagt zudem die hohe Zahl der getöteten Palästinenser und fügt hinzu, dass Israel Gefahr laufe, die Unterstützung der ganzen Welt zu verlieren, wenn es so weitermache. Das Interview wurde am Montag aufgezeichnet und am Dienstag ausgestrahlt.
Die US-Regierung verhandelt seit Wochen über eine erneute Feuerpause, die unter anderem die Freilassung aller Geiseln ermöglichen soll. Ob die internationalen Vermittler bis zum Beginn des muslimischen Fastenmonats am 10. März einen solchen Deal aushandeln können, ist jedoch ungewiss.
Die Hamas hat im Rahmen der Gespräche in Paris über eine Waffenruhe einen Entwurf erhalten, der eine 40 Tage dauernde Aussetzung aller militärischen Einsätze vorsieht. Zudem sollen israelische Geiseln gegen in Israel einsitzende palästinensische Gefangene ausgetauscht werden, und zwar im Verhältnis eins zu zehn, sagte ein hochrangiger Insider, der den Gesprächen nahesteht, der Nachrichtenagentur Reuters. Im Rahmen der vorgeschlagenen Waffenruhe würden Krankenhäuser und Bäckereien im Gazastreifen repariert werden und täglich 500 Lastwagen mit Hilfsgütern in das Gebiet fahren.
Biden versucht, bei jüngeren Wählern zu punkten
Am Rande des Biden-Besuchs in New York kam es zu Israel-kritischen Protestkundgebungen. Zahlreiche Demonstranten forderten vor dem Studio des Fernsehsenders NBC ein Ende des Gazakriegs und kritisierten die Rolle der US-Regierung in dem Konflikt. Ein Dutzend von ihnen wurde vorübergehend festgenommen.
In dem Studio wurde die Sendung "Late Night with Seth Myers" aufgezeichnet, in der Biden zu Gast war. "Es ist schön, wieder hier zu sein", sagte Biden in einem noch vor der Sendung aufgezeichneten Video zu Myers. "Warum hast du mich nicht eher eingeladen?"
Biden war bereits vor zehn Jahren als Gast in der Sendung. Damals wie heute war neben Biden auch Komikerin Amy Poehler zu Gast. Mit dem Besuch in der Talkshow versucht Biden, insbesondere bei jüngeren Wählern zu punkten. Der US-Präsident gibt selten TV-Interviews - dafür steht er bei Terminen häufig Rede und Antwort, wenn die anwesende Presse Fragen stellt.
- the hill.com: Dozens of pro-Palestine protesters arrested outside of Biden interview (englisch)
- youtube.com: President Biden visits NYC for campaign stop, Seth Meyers taping | NBC New York (englisch)
- Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und Reuters.