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Russland: Marina Owsjannikowa wegen Protest gegen Ukraine-Krieg verurteilt


Protest gegen den Krieg
Russland verurteilt TV-Journalistin Owsjannikowa zu Haftstrafe

Von t-online, dpa, afp, lma

Aktualisiert am 04.10.2023Lesedauer: 3 Min.
Marina Owsjannikowa: TV-Journalistin in Russland verurteilt.Vergrößern des Bildes
TV-Journalistin Marina Owsjannikowa (Archivbild): Die Journalistin lebt im Exil. (Quelle: t.me/womanwithposter)

Die TV-Journalistin Owsjannikowa wurde in Russland zu einer Haftstrafe verurteilt, weil sie sich gegen den Krieg in der Ukraine stellte. Nun bezieht sie erneut Position gegen Putin.

Die Bilder ihres Protests gingen um die Welt: Im russischen Staatsfernsehen hielt Fernsehjournalistin Marina Owsjannikowa ein Plakat gegen den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine in die Kamera. Nun wurde die Journalistin für eine weitere Protestaktion von einem Moskauer Gericht verurteilt. Demnach wurde Owsjannikowa am Dienstag wegen "Verbreitung von Falschinformationen" über die Armee schuldig gesprochen. Das Gericht verhängte eine Haftstrafe von achteinhalb Jahren.

Die Journalistin befindet sich derzeit im Exil. Bereits im Oktober 2022 hatte ihr Anwalt mitgeteilt, dass Owsjannikowa in ein europäisches Land geflohen sei. Damals wurde ihr Name auch auf eine Fahndungsliste Russlands gesetzt.

Weltweite Berühmtheit erlangte Owsjannikowa im März 2022, als sie in einer Live-Sendung eines russischen Staatssenders ein Protestplakat gegen den russischen Angriffskrieg in die Kamera hielt. Für diese erste Protestaktion kam die 45-Jährige kurzzeitig in Gewahrsam und wurde zu einer Geldstrafe verurteilt. Mehr dazu lesen Sie hier.

Mehrere Urteile gegen Owsjannikowa

Im August 2022 wurde Owsjannikowa ein weiteres Mal in Gewahrsam genommen und erneut zu einer Geldstrafe verurteilt. Hintergrund war ein Beitrag auf der Internetplattform Facebook, den das Gericht als "Diskreditierung" der moskautreuen Truppen einstufte. Owsjannikowa musste dafür 40.000 Rubel (rund 634 Euro) zahlen, wie die Journalistin über den Onlinedienst Telegram mitteilte. Der Beitrag soll die Journalistin bei einer Protestaktion der Nähe des Kremls gezeigt haben. Mehr dazu lesen Sie hier.

Auf diese Aktion bezieht sich auch das aktuelle Urteil. Im Juli 2022 soll Owsjannikowa in der Nähe des Kremls ein Schild mit Parolen gegen den Angriff auf die Ukraine und gegen den Präsidenten Wladimir Putin in die Höhe gehalten haben. "Putin ist ein Mörder" und "Wie viele Kinder müssen noch sterben bis du aufhörst", stand auf dem Plakat, das Owsjannikowa in die Höhe gehalten hat.

Außerdem hatte die 45-Jährige auf das Plakat geschrieben, dass bis zu diesem Zeitpunkt bereits 352 Kinder in der Ukraine durch Russland getötet wurden. Letzteres war nach Angaben von Owsjannikowa für das Gericht der Hauptgrund für die Verurteilung. Die Anzahl der getöteten Kinder soll von der Website der United Nations (UN) stammen, wie Owsjannikowa angab. Das Gericht nannte die Zahl eine "Fälschung". Seit Beginn der russischen Invasion in der Ukraine sind laut UN mittlerweile 972 Kinder durch die Aggression getötet oder verletzt worden, was die Zahl von Owsjannikowas Plakat plausibel erscheinen lässt.

Jorunalisten äußert sich aus dem Exil

In einer Stellungnahme auf Telegram äußerte sich die TV-Journalistin am Dienstag zu der Entscheidung des Gerichts. Darin schreibt sie unter anderem: "Das russische Fernsehen ist eine lügnerische Propagandamaschine. Krieg ist Krieg und Putin ist ein Kriegsverbrecher".

Video | "Dann hat die Kreml-Propaganda ihr Hauptziel erreicht"
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Quelle: t-online

Weiter schreibt Owsjannikowa, dass sie keines ihrer Worte zurückziehen wolle. Das Exil, in dem sie nun seit rund einem Jahr lebt, sei für sie die härteste aller Strafen.


Quotation Mark

Natürlich gebe ich meine Schuld nicht zu.


Marina Owsjannikowa


"Seitdem hasse ich Krieg"

Owsjannikowa erlebte als Kind, nach eigener Aussage, den Ersten Tschetschenienkrieg mit. "Seitdem hasse ich den Krieg und glaube, dass Menschen auf einem Schachbrett keine Verhandlungsmasse darstellen und dass jedes Menschenleben unbezahlbar ist", so Owsjannikowa.

In Russland kommt es immer wieder zu langen Haftstrafen für Regierungskritiker. Zehntausende, darunter auch viele Journalisten, sind nach Schätzungen der französischen Nachrichtenagentur AFP bereits ins Exil geflohen. "Fast alle unabhängigen Medien in Russland wurden im Laufe des Jahres (2022) verboten, gesperrt, zu "ausländischen Agentinnen und Agenten" erklärt – oder alles zusammen", schrieb der Verein Reporter ohne Grenzen (RSF) bereits im Dezember 2022 über die Situation in Russland.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen dpa und AFP
  • t.me: "womanwithposter"
  • rsf.org: "New record number of journalists jailed worldwide"
  • unric.org: "UNICEF: Fast 1.000 Kinder in der Ukraine getötet oder verletzt – die tatsächliche Zahl ist wahrscheinlich höher"
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