t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomePolitikAuslandInternationale Politik

Wladimir Putin am "Tag des Sieges": Experte entdeckt verräterische Details


Nachrichten
Wir sind t-online

Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.

Zum journalistischen Leitbild von t-online.

Experte für Körpersprache analysiert
Ein Detail zeigt, wie Putins Rede wirklich ankommt


09.05.2023Lesedauer: 1 Min.
Player wird geladen
"Das ist mir rätselhaft": Ein Körperspracheexperte analysiert die Rede von Wladimir Putin am "Tag des Sieges" und entdeckt interessante Details. (Quelle: t-online)

Am "Tag des Sieges" verglich Wladimir Putin den Krieg in der Ukraine mit dem Kampf gegen Nazi-Deutschland. Ein Experte analysiert, ob er dabei überzeugt hat.

"Sie versuchen, unser Land zu zerstören", sagt Wladimir Putin auf dem Roten Platz in Moskau und: "Gegen unser Vaterland wird ein echter Krieg entfesselt." Bei seiner Rede am "Tag des Sieges" über Nazi-Deutschland will der russische Präsident die Bevölkerung auf weitere harte Kriegsmonate in der Ukraine einschwören.

Überzeugend wirkt er dabei nicht, meint der Experte für Körpersprache Stefan Verra. "Das ist eine sehr großartige Inszenierung und Putin kann diese Großartigkeit in seiner Körpersprache nicht widerspiegeln. Er passt da nicht rein."

Verra fallen bei der Rede zahlreiche kleine Details auf, die viel über Putins Gemütszustand verraten. Sie geben aber auch klare Hinweise darauf, wie die Rede des russischen Präsidenten bei seinem Publikum wirklich ankommt.

Videotranskript lesenEin- oder Ausklappen

Wohl selten wurde Wladimir Putin bei seiner Rede zum “Tag des Sieges” über Nazi-Deutschland so genau beobachtet wie in diesem Jahr. Während sein Angriffskrieg gegen die Ukraine alles andere als erfolgreich verläuft, versuchte er in Moskau, die Bevölkerung auf seinen Kurs einzuschwören. Besonders erfolgreich war er dabei nicht, meint der Experte für Körpersprache Stefan Verra.

“Es war eine Zeremonie, die gut organisiert war. Man kennt das auch von seinen letzten Reden. Nur das Interessante ist nach wie vor: Wladimir Putin scheint da nicht richtig reinzupassen. Warum sage ich das? Das ist eine sehr großartige Inszenierung. Wir sehen die Militärs aufgereiht, seine Staatschefs. Sein befreundeter Staatschef, Alexander Lukaschenko, ist auch im Publikum. Und Putin kann diese Großartigkeit in seiner Körpersprache nicht widerspiegeln. Wir sind das anders gewohnt, bei Amerikanern zum Beispiel. Die machen das durch ihre Auftritte noch größer.”
"Also, hier ist eine Diskrepanz immer wieder zu sehen.”

Wladimir Putin wollte für seine Sache werben, versuchte, Vergleiche zwischen dem Kampf gegen den Nationalsozialismus und dem Krieg in der Ukraine herzustellen. Überzeugen konnte er laut Stefan Verra nicht.

“Jemanden zu überzeugen, das passiert vor allem auf emotionaler Ebene und das ist ihm natürlich nicht gelungen, das kann man ganz klar sagen.”
“Sein Punkt hätte sein können, die Leute einzuschwören auf eine neue Offensive, auf ein neues Zusammenhalten. Aber das sieht man körpersprachlich eindeutig nicht. Er geht dort auf die Bühne, er blickt selten ins Publikum, mehr in seine Unterlagen. Ganz am Schluss, das war vielleicht interessant, versucht er dann auch so was wie den Zenit seiner Rede auch körpersprachlich zu zeigen und endet mit einem Ausruf, der dann von den männlichen Militärs ihm wieder zurückgebrüllt wurde. Das ist das Einzige. Aber ehrlicherweise muss man sagen, da wäre emotional mehr drin gewesen.”

Wie bereits gewohnt, hielt Wladimir Putin seine Rede nicht frei. Stefan Verra fiel dabei ein besonderes Detail auf.

“Er liest immer ab. Und das Interessante ist: Er liest von einem kleinen Block ab, den wir - und das versuche ich bitte jetzt nicht zynisch zu verstehen - den wir aus dem Schulunterricht kennen. Und ich weiß es deswegen so genau, weil: In einer Szene von der Seite sieht man, wie er umblättert. Das ist ein Spiralblock, wo ihm der Text aufgeschrieben wurde. Man sieht sogar einzelne Worte, die fett geschrieben wurden. Also diese soll er offensichtlich betonen. Er liest diese Rede brav runter. Nun, dazu gibt es zwei Dinge zu sagen: Zum einen volles Verständnis, dass Wladimir Putin bei so einer wichtigen Rede in einer Situation, die für sein Land so entscheidend ist, nicht frei redet. Geschenkt. Aber man muss gleichzeitig sagen: Das wirkt alles andere als souverän. Das heißt, wenn er frei gesprochen hätte, hätte man als Zuseherinnen und Zuseher eher das Gefühl gehabt, das kommt jetzt tatsächlich von unserem Präsidenten aus dem Herzen.”
“Und jetzt können natürlich Kritiker sagen: Ja, soll er das auswendig lernen? Nein, muss er auch nicht. Aber man schaue die Amerikaner an: Da gibt es Teleprompter, die haben links und rechts eine Scheibe und er hätte sich damit so dem Publikum zugewandt. Das lässt Putin aus. Mir ist es rätselhaft, warum er diese Hilfe nicht nutzt.”

Dass diese Hilfe durchaus nötig gewesen sein könnte, macht der Experte für Körpersprache an einem weiteren Detail fest.

“Interessant ist immer das Publikum bei Wladimir Putin, auch bei seiner letzten Rede. Es sitzt nicht wirklich begeistert drinnen.”
“Bezeichnend ist Alexander Lukaschenko, wie er drinnen sitzt. Er schaut ein wenig gelangweilt in der Menge, ein wenig gelangweilt zur Seite. Das ist nicht das Bild, wo Putin seine Persönlichkeit gestärkt hat. Und besonders bezeichnend: Wenn man ganz zu Beginn der Rede die jungen Männer direkt hinter ihm beobachtet und dann am Ende bei Minute acht, bei Minute neun, sieht man, wie auch denen die Gesichter einschlafen, weil selbst eine knapp neunminütige Rede ist beim einfachen Zuhören auch schon sehr lange. Also auch da tut sich Putin nichts Gutes, die Emotionen auch im Publikum dermaßen nach unten zu drücken.”

Kein gutes Zeugnis für Wladimir Putin also bei seiner Rede am “Tag des Sieges”, auch wenn er seinen Auftritt laut Stefan Verra unter Kontrolle hatte.

“Wenn man das mit seinen Reden in der Vergangenheit vergleicht, war das eine der stabileren Reden von ihm.”
“Also man konnte hier nicht eine übermäßige Nervosität sehen, wenn man Wladimir Putin länger schon beobachtet.”
“Insgesamt muss man sagen: Wladimir Putin und seine Körpersprache. Das ist nichts Großartiges. Er ist nach wie vor ein Mann, der lieber im Hintergrund agiert und es schwerlich schafft, sein Volk durch seine Körpersprache, durch einen euphorischen Auftritt mitzureißen.”

Wie Stefan Verra die Rede von Wladimir Putin einordnet, welche Details ihm aufgefallen sind und wie sie sich von anderen Auftritten unterschieden hat, sehen Sie im Video direkt hier oder oben.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit dem Experten für Körpersprache Stefan Verra vom 9. Mai 2023
  • Aufnahmen der Rede von Wladimir Putin via Nachrichtenagentur Reuters
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Neueste Artikel



TelekomCo2 Neutrale Website