Wirkte blass Erdoğan tritt erstmals seit Erkrankung wieder öffentlich auf
Erdoğan ist nach seiner Erkrankung wieder öffentlich aufgetreten. In üblicher Manier geht er seine Kontrahenten an und schwächelt dennoch.
Erstmals seit seiner krankheitsbedingten Absage mehrerer Wahlkampftermine ist der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan wieder öffentlich aufgetreten. Der 69-Jährige besuchte am Samstag eine Luftfahrtmesse auf dem alten Atatürk-Flughafen von Istanbul. Diese gilt nach Angaben Ankaras als "die größte der Welt" und dient der türkischen Militärindustrie zur Präsentation ihrer Flugzeuge und Drohnen. Dort gab er auch den Kandidaten für den türkischen Einsatz auf der Internationalen Raumstation (ISS) bekannt.
Erdoğan sah bei dem Auftritt blass aus, wirkte aber ansonsten gesund. Der in eine rote Windjacke gekleidete Staatschef lächelte und warf Blumen in die Menge seiner Anhänger. Auf seine Erkrankung ging Erdoğan in seiner Rede nicht ein. Stattdessen griff er seine üblichen Wahlkampfparolen auf, indem er seine Konkurrenten bei der Präsidentschaftswahl als "Agenten" des Westens darstellte, welche der Türkei schaden wollten.
Mit ihren "skandalösen Aussagen" zeigten die Vertreter der Opposition "ihren Hass und Groll", sagte Erdoğan. Bei seinem Auftritt begleiteten ihn zwei ausländische Verbündete, der aserbaidschanische Präsident Ilham Alijew und der libysche Ministerpräsident Abdelhamid Dbeibah.
Erdoğan schwächelt – auch politisch
Erdoğan war mehrere Tage nicht direkt in der Öffentlichkeit aufgetreten. Am Dienstagabend hatte der Staatschef ein Live-Interview im Fernsehen abbrechen müssen. An den folgenden Tagen zeigte er sich nur in zwei Videoschaltungen, zu der Einweihung des ersten Atomkraftwerks des Landes am Donnerstag und zur Einweihung einer Brücke am Freitag.
Bei den Wahlen am 14. Mai muss Erdoğan als Vertreter der islamisch-konservativen AK-Partei nach 20 Jahren an der Macht um seine Wiederwahl fürchten. Umfragen sehen allerdings seinen stärksten Herausforderer, den Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu, mindestens gleichauf. Er tritt als gemeinsamer Kandidat für eine Allianz aus sechs Parteien unterschiedlicher Lager an und wird zudem von der prokurdischen HDP unterstützt.
Am Freitag hatte Kilicdaroglu angekündigt, im Fall seines Wahlsiegs ein Weltraum-Forschungzentrum auf dem Atatürk-Flughafen in Istanbul zu errichten.
- Nachrichtenagentur AFP und dpa