Neuer Präsident vereidigt Philippinen: Marcos-Dynastie kehrt an die Macht zurück
Der Sohn des berüchtigten Diktators Ferdinand Marcos ist neuer Präsident der Philippinen. Seinen Vater lobte "Bongbong" in den höchsten Tönen – trotz Mord und Folter.
Ferdinand "Bongbong" Marcos Jr. ist als 17. Präsident der Philippinen vereidigt worden. Tausende Anhänger versammelten sich am Donnerstag für die Zeremonie vor dem Nationalmuseum in Manila. Der 64-jährige Sohn des Diktators Ferdinand Marcos (1917-1989) hatte die Präsidentenwahl am 9. Mai klar für sich entschieden.
Damit kehrt die berühmt-berüchtigte Marcos-Dynastie in den Malacañang-Palast in der Hauptstadt zurück. Das Regime unter Ferdinand Marcos und seiner exzentrischen Frau Imelda – die mit ihren 92 Jahren an der Amtseinführung teilnahm – machte einst mit Mord, Folter und der Veruntreuung von Geldern von sich reden.
Marcos Jr. triumphiert im zweiten Anlauf
36 Jahre ist es her, dass die Marcos-Familie vor einem Volksaufstand ins US-Exil floh. Nach dem Tod des Diktators Ferdinand 1989 kehrte sie Anfang der 1990er auf die Philippinen zurück. Seitdem hat sie ein verblüffendes politisches Comeback hingelegt.
2016 verlor Marcos Jr. nur knapp das Rennen um die Vizepräsidentschaft gegen Leni Robredo. Nun gelang ihm ein Erdrutschsieg mit mehr als doppelt so vielen Stimmen wie Robredo, die als seine Hauptrivalin bei der Präsidentschaftswahl angetreten war.
Bei seiner Wahl kam Marcos Jr. auch ein Bündnis mit der Tochter des scheidenden Präsidenten Rodrigo Duterte, Sara Duterte-Carpio, zugute. Sie kandidierte für das Amt der Vizepräsidentin. Zudem wird Marcos Jr. von mächtigen Familien unterstützt, die in der feudalen und korrupten philippinischen Politik über enormen Einfluss verfügen.
Wahlkampf in sozialen Medien gewonnen
Gegner hatten vergeblich versucht, Marcos Jr. wegen seiner Vorstrafen wegen Steuerhinterziehung von der Präsidentenwahl ausschließen zu lassen. Sie warfen ihm außerdem vor, seine akademischen Qualifikationen frisiert zu haben.
Der Sohn des berüchtigten Diktators zählt zu einem der umstrittensten Politiker des Landes. Im Wahlkampf hatte Marcos Jr. die Vergangenheit immer wieder zu einem vermeintlichen "goldenen Zeitalter" voller Wohlstand verklärt.
Viele junge Wähler haben keine eigene Erinnerung mehr an das Marcos-Regime, ans Kriegsrecht oder ein Leben in Angst. Diese Zielgruppe lockte Marcos Jr. über soziale Medien. Millionen folgen ihm auf Tiktok und Youtube. Dort verbreitete er den Slogan "Einheit", um die Folgen der Corona-Pandemie anzugehen. Auf Debatten mit seinen Konkurrenten verzichtete er weitestgehend.
Lob für Ferdinand Senior
Nach seiner Vereidigung rühmte Marcos Jr. die Errungenschaften seines umstrittenen Vaters: Dieser habe mehr Straßen bauen und mehr Reis anbauen lassen als all seine Vorgänger zusammen. "So wird es mit seinem Sohn sein. Sie werden keine Entschuldigungen von mir hören".
"Ich bin nicht hier, um über die Vergangenheit zu sprechen. Ich bin hier, um Ihnen von unserer Zukunft zu erzählen", sagte Marcos Jr. in seiner Antrittsrede weiter. Er strebe eine Zukunft ohne Mangel an, gestand aber ein, dass die nächsten Monate schwer werden könnten.
Für Menschenrechtsaktivisten und Marcos-Gegner ist die Amtseinführung ein Alptraum. Die 72-jährige Judy Taguiwalo, die während der Marcos-Diktatur zweimal verhaftet und gefoltert wurde, sieht ihr Land am "Scheideweg". Entschlossen fügte sie hinzu: "Wir müssen weiter standhalten und kämpfen."
Der Sohn des Diktators folgt auf den scheidenden Präsidenten Rodrigo Duterte, der international wegen seines brutalen Kampfes gegen Drogenkriminalität umstritten war. Sara Duterte-Carpio hatte erfolgreich für das Amt der Vizepräsidentin kandidiert und tritt dieses nun an der Seite von Marcos Jr. an.
- Nachrichtenagenturen dpa und AFP