Präsident warnt vor "Spagat" der Bundesregierung Selenskyj übt scharfe Kritik an Scholz
Der ukrainische Präsident hat sich ungewöhnlich deutlich zu Kanzler Scholz' Position im Ukraine-Krieg geäußert. Wolodymyr Selenskyj forderte "die Sicherheit, dass Deutschland die Ukraine unterstützt".
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj fordert von Olaf Scholz eine eindeutigere Positionierung im Ukraine-Krieg. "Wir brauchen von Kanzler Scholz die Sicherheit, dass Deutschland die Ukraine unterstützt. Er und seine Regierung müssen sich entscheiden", sagte er am Montag in einem Interview des ZDF-"heute-journals" in Kiew. Es dürfe nicht versucht werden, einen "Spagat" zwischen der Ukraine und den Beziehungen zu Russland hinzubekommen. Russland hatte das Nachbarland Ende Februar überfallen.
"Deutschland ist etwas später als einige unserer Nachbarländer dazugekommen, was die Waffenlieferungen angeht. Das ist eine Tatsache", kritisierte das Staatsoberhaupt. Als Erstes seien unter anderem die USA, Großbritannien sowie die baltischen Staaten und andere östliche EU-Länder aktiv geworden. Deutschland und Frankreich hätten die Ukraine anfangs nur politisch und rhetorisch unterstützt.
Möglicher Scholz-Besuch schürt neue Hoffnungen
Von ukrainischer Seite wurde zuletzt häufig angeprangert, dass Deutschland bereits versprochene Waffen zu zögerlich an die Ukraine liefert. Die Hoffnungen liegen nun auf dem laut einem Medienbericht bald anstehenden Besuch von Bundeskanzler Olaf Scholz in Kiew. Die ukrainische Regierung erhofft sich konkrete Zusagen für eine sofortige Lieferung deutscher Panzer.
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Der ukrainische Botschafter in Berlin, Andrij Melnyk, forderte von Scholz die Zusage von Leopard-Kampfpanzern und Marder-Schützenpanzern, wie er der Deutschen Presse-Agentur sagte. Und ein Berater Selenskyjs erklärte, die Ukraine brauche 1.000 schwere Artilleriegeschütze (Haubitzen), 300 Mehrfachraketenwerfer, 500 Panzer, 2.000 gepanzerte Fahrzeuge und 1.000 Drohnen, um den Krieg gegen die russischen Angreifer zu gewinnen.
Selenskyj zeichnete in dem Interview ein dramatisches Bild der Lage: "Der russischen Regierung ist egal, wie viele Menschen ums Leben kommen. Ihnen ist egal, wie lange der Krieg dauert. Denn sie verdienen daran durch Energieexporte. Uns ist es nicht egal, dass Menschen ihr Leben verlieren."
- Nachrichtenagentur dpa