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"Maischberger" zu Corona | Lauterbach: "Katastrophale Entwicklungen" in China


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Corona-Talk bei "Maischberger"
Lauterbach: Öffnungen in China hätten "katastrophale" Folgen

Von Nina Jerzy

Aktualisiert am 11.05.2022Lesedauer: 4 Min.
Karl Lauterbach (SPD): Der Gesundheitsminister bei "Maischberger" mit Seitenhieb gegen die FDP?Vergrößern des Bildes
Karl Lauterbach (SPD): Der Gesundheitsminister bei "Maischberger" mit Seitenhieb gegen die FDP? (Quelle: Thomas Trutschel/photothek.de)

Die vertrauensvolle Zusammenarbeit in der Koalition scheint zu bröckeln. Lauterbach beklagt: Verhandlungen würden sofort durchgestochen. Der Gesundheitsminister meint zudem, China stecke derzeit in der Klemme.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) scheint vom Koalitionspartner FDP zunehmend frustriert zu sein. Zwar betont er auch am Dienstagabend bei "Maischberger", wie gut man generell in der Regierung zusammenarbeite.

Aber als die Moderatorin ihm die Kontroverse um die sogenannte Ex-Post-Triage als erneute Misskommunikation ankreiden wollte, machte der Mediziner dafür gezielte Indiskretionen verantwortlich: "Heute ist es so, dass Verhandlungsstände, die noch nicht öffentlich sind, sofort durchgestochen werden."

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Der mögliche Behandlungsabbruch bei Patienten mit geringeren Überlebenschancen sei von Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) ins Spiel gebracht worden. Er sei dagegen gewesen und habe sich durchgesetzt. "Trotzdem interessieren sich die Leute nur dafür, dass es mal einen Vorschlag gegeben hat, wo es noch vorgesehen war. Das ist auch nicht richtig."

Die Gäste

  • Karl Lauterbach (SPD), Bundesgesundheitsminister
  • Rüdiger von Fritsch, Ex-Botschafter in Moskau
  • Peter Ganea, Wissenschaftler in Shanghai
  • Ingo Zamperoni, "Tagesthemen"-Moderator
  • Ulrike Herrmann, "taz"-Journalistin
  • Livia Gerster, "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung"

War er vor der Bundestagswahl womöglich als Corona-Experte überzeugender als jetzt als Minister?, wollte Maischberger den Finger in die Wunde legen. Auch hier erklärte Lauterbach die Liberalen zum Sand im Getriebe. "Als Berater musste ich mich mit der FDP nicht einigen. Daher hatte ich mehr Spielräume", sagte er unter Gelächter des Studiopublikums.

Lauterbach attestierte den Liberalen eine grundsätzlich andere Motivation bei den Anti-Corona-Beschlüssen. Die FDP schaue mehr auf Freiheitsrechte. "Ich bin da vorsichtiger, ich möchte die Bevölkerung gut schützen", sagte der Sozialdemokrat. Er lobte, dass viele Menschen freiwillig im Supermarkt immer noch eine Maske anlegen: "Bei diesen Menschen möchte ich mich an dieser Stelle bedanken."

Lauterbach: "Es ist eine Zumutung"

Frustriert zeigte sich der Bundesgesundheitsminister mit Blick auf Impfverweigerer und mögliche erneute Corona-Maßnahmen im Herbst. "Es ist eine Zumutung, dass wir all dies machen müssen, um die zu schützen, die sich nicht impfen lassen wollen", sagte Lauterbach.

Ob die Wirksamkeit von Schulschließungen oder 2G-Regeln im Einzelhandel bis dahin belegt oder widerlegt sein wird, ließ er offen. Die Kommission, die dies beurteilen solle, habe signalisiert, dass diese Punkte nicht wie geplant bis 30. Juni beantwortet werden können.

"Hatten Sie schon Corona, Herr Lauterbach?"

Für Lauterbach scheint das aber für die Vorbereitung auf einen möglichen Corona-Herbst kein großes Hindernis darzustellen. "Es wäre fahrlässig, wenn man sich auf eine Kommission, in der zwei Virologen sind, alleine verlassen würde", stellte er klar. Ein Virologe, korrigierte ihn Maischberger mit Blick auf den Austritt von Christian Drosten aus dem Gremium.

"Hatten Sie schon Corona?", wollte die Gastgeberin von Lauterbach wissen. "Nein, hatte ich nicht", erwiderte der vierfach geimpfte 59-Jährige. "Ich habe bisher Glück gehabt."

Die Null-Covid-Strategie der chinesischen Regierung mit monatelangen, rigorosen Lockdowns bezeichnete er angesichts von immer ansteckenderen neuen Varianten als Fehler: "Das ist ein Rennen, das nicht gewonnen werden kann. Das wird zu keinem guten Ende führen."

Lauterbach: Öffnungen in China hätten "katastrophale" Folgen

Dennoch müsse eingeräumt werden: Angesichts der niedrigen Impfquote in China und den schlechten Impfstoffen könne es "katastrophale" Folgen haben, wenn der Pandemie freier Lauf gelassen werde. "Es würden Millionen Menschen sterben", prognostizierte der Mediziner.

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Eingesperrt in Shanghai

Seit zwei Monaten muss der deutsche Wissenschaftler Peter Ganea in Shanghai im brutalen Lockdown ausharren. Am 9. März sei der Campus der Universität unvermittelt abgeriegelt worden. "Wir sind sozusagen eingesperrt worden", berichtete der zugeschaltete Dozent.

Er wohne seitdem in seinem Büro. Im selben Gebäude harrten noch Putz- und Wachleute oder Verwaltungsmitarbeiter aus: "Die haben mir über die düstersten Zeiten hinweggeholfen."

Zu essen habe Ganea lange Zeit nur das bekommen, was von öffentlicher Stelle an die Universität geliefert worden sei ("so ähnlich wie im Gefängnis"). Er beklagte zudem "sinnlose Gehorsameinforderungsrituale" wie etwa das Tragen von Schutzanzügen beim Gang über den Campus zum Corona-Test. Der Deutsche hat es nach eigener Einschätzung im Vergleich zu den Tausenden Bewohnern der Studentenwohnheime auf dem Gelände aber noch gut getroffen.

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Ex-Botschafter: Putin kämpft um eigene Macht

"Es war eine Rede der Ratlosigkeit", urteilte Rüdiger von Fritsch, ehemals deutscher Botschafter in Moskau, über den Auftritt von Wladimir Putin am "Tag des Sieges". Dem Kreml-Chef sei es nicht gelungen, einen Teilerfolg in der Ukraine zu verkünden. Für den Diplomaten werde es immer deutlicher: "Wladimir Putin kämpft in der Ukraine um seine eigene Macht."

Damit könnten auch Berichte über eine angebliche Rücktrittswelle von Gouverneuren in Russland zusammenhängen, mutmaßte Maischberger. An eine Protestaktion gegen den Krieg glaubte von Fritsch allerdings eher nicht. Gouverneure würden normalerweise zurücktreten, wenn man sie austauschen wolle, stellte er klar.

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Für ihn könnte am ehesten die militärische Führung gegen Putin aufbegehren, sollte der Krieg zu einer "zu großen Selbstschädigung" des Landes führen. Jemand habe ihm einmal gesagt: Alle unterstützen Putin – aber keiner geht für ihn auf die Straße, sollte er straucheln.

Verwendete Quellen
  • "Maischberger" vom 10. Mai 2022
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