Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Kirche und Krieg Kann das wirklich wahr sein?
Der ukrainische Priester Andriy Mykhaleyko lebt in Deutschland. Hier schreibt er von den Sorgen um seine Familie in Lemberg – und zur Haltung der ukrainischen Kirchen.
Dieser Text erschien Anfang März zuerst auf chrismon.de.
Am Donnerstag, 24. Februar 2022, früh um sechs wurden alle von den Sirenen geweckt: meine Mutter, mein Bruder, meine Schwiegereltern, die Kollegen an der Uni. Alle haben sofort verstanden: Krieg. Man schaltete das Radio ein, versuchte, sich auf die neue Situation einzustellen. Mein Bruder war gleich am Geldautomaten, wo die Menschen Schlange standen. Die Kollegen an der Uni überlegten: Was tun mit den Studierenden, sollen wir sie nach Hause schicken? Ich telefonierte mit allen, gleich zweimal mit meiner Mutter.
Andriy Mykhaleyko, 45, studierte Theologie in Lemberg (Lwiw) und Eichstätt-Ingolstadt. Seit Dezember 2012 lehrt und forscht er an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt.
Meine Schwester in Münster redete auf meine Mutter ein, die Ukraine zu verlassen. Zum Glück gelang es ihr über das erste Kriegswochenende, sie davon zu überzeugen. Dank einer Sondergenehmigung konnten zwei polnische Priester sie und weitere Frauen aus Lemberg herausholen.
Noch nie war die Ukraine so organisiert
Mein Bruder hat sich mit mehreren Cousins als Freiwilliger gemeldet. Seit der Nacht auf den ersten März patrouillieren sie in Lemberg, fahren mit ihren Privatautos und halten nach Saboteuren Ausschau, die militärische Ziele für die russischen Angreifer markieren. Bei Verdacht rufen sie offizielle Kräfte. Das 300-Seelen-Dorf meiner Eltern bei Lemberg hat eigenständig Kontrollposten mit Funkgeräten organisiert. Eine Freundin meiner Frau, Ärztin im Militärkrankenhaus Lemberg, berichtete schon am ersten Wochenende, wie Bürgerinnen und Bürger Verbandszeug und Medikamente vorbeibringen.
Ich habe die Ukraine noch nie so organisiert erlebt. Auch in den zum Teil russisch geprägten Gebieten im Südosten der Ukraine stellten sich Menschen den einrückenden Panzern in den Weg. Die russischen Soldaten sind irritiert. Sie hatten mit Nazis gerechnet. Nun treffen sie auf den Dörfern auf russischsprachige Menschen, viele alte Männer und Frauen, die ihnen sagen: "Fahrt nach Hause."
Diese Geschichte erscheint in Kooperation mit dem Magazin "chrismon". Die Zeitschrift der evangelischen Kirche liegt jeden Monat mit 1,6 Millionen Exemplaren großen Tages- und Wochenzeitungen bei – unter ihnen "Süddeutsche Zeitung", "Die Zeit", "Die Welt", "Welt kompakt", "Welt am Sonntag" (Norddeutschland), "FAZ" (Frankfurt, Rhein-Main), "Leipziger Volkszeitung" und "Dresdner Neueste Nachrichten". Die erweiterte Ausgabe "chrismon plus" ist im Abonnement sowie im Bahnhofs- und Flughafenbuchhandel erhältlich. Mehr auf: www.chrismon.de
Von Deutschland aus können wir den Krieg über die sozialen Netzwerke live mitverfolgen. In den russischen Medien wurde dagegen von Anfang an behauptet, es sei eine militärische Sonderoperation im Gange, um den Donbass zu befreien. Kein Wort davon, dass Putin Kiew einnehmen wollte und dass die russische Armee von Belarus und der Krim aus einrückt.
Schon in den ersten Tagen des Krieges verurteilten die Vertreter der großen ukrainischen Kirchen den Krieg. Metropolit Epiphanij von der unabhängigen Orthodoxen Kirche der Ukraine und Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk von der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche etwa. Sie appellierten an den Moskauer Patriarchen Kyrill, dass er helfen solle, die Särge mit den Leichen der russischen Soldaten zurück nach Russland zu bringen. Die offiziellen ukrainischen Medien sprachen schon Ende Februar von 4.500 toten russischen Soldaten.
Kirchen positionieren sich früh
Eine weitere Kirche, die ukrainisch-orthodoxe, von der Zahl der Gemeinden her die größte Kirche in der Ukraine, untersteht dem Patriarchen Kyrill in Moskau. Auch deren Metropolit Onufrij hat sich gleich am ersten Tag des Krieges zu Wort gemeldet: proukrainisch. Er forderte: Putin solle mit der Gewalt aufhören; Putin solle die Integrität der Ukraine respektieren. Das war ein großer Moment.
Ich hatte mir auch von Onufrijs Vorgesetztem, vom ranghöchsten Bischof der russisch-orthodoxen Kirchen, Patriarch Kyrill in Moskau, ein klares Wort gegen den Krieg erhofft. Wir alle sind Christen, wir wollen den Frieden. Der Patriarch hätte mindestens für die ukrainischen Mitglieder seiner Kirche sprechen müssen, die ein Drittel seiner Kirche ausmachen. Trotz aller russischen Propaganda hätte er wissen müssen: Diese Menschen sind in Gefahr.
Erst am zweiten Tag des Krieges äußert sich Kyrill: Es möge doch möglichst wenige Zivilopfer geben. Kein Wort vom ungerechtfertigten Angriff auf die Ukraine, kein Wort davon, dass die ihm unterstellten Gemeinden in der Ukraine den Einmarsch nicht wollen. Am Sonntag, dem 27. Februar, äußerte sich Kyrill noch einmal. Während er die Messe zelebrierte, nannte er die Geschehnisse in der Ukraine einen Kampf gegen die "Kräfte des Bösen". Man kann das so verstehen, dass er die ukrainische Regierung und die ukrainische Armee als böse verurteilt.
Patriarch in Moskau: "Kräfte des Bösen"
In jeder orthodoxen Messe sind die Gläubigen eng mit dem Patriarchen in Moskau verbunden, in Fürbitten und Eucharistie. Wie wirkt es auf diese Menschen, wenn ihr ranghöchstes Kirchenoberhaupt Kyrill ihre Verteidigungskräfte als "Kräfte des Bösen" bezeichnet? Und kann das wirklich wahr sein: Metropolit Onufrij in Kiew segnet die Männer und Frauen, die bereit sind, ihr Leben zum Schutz der Zivilbevölkerung zu opfern – und sein Vorgesetzter in Moskau verdammt sie?
Geboren und aufgewachsen bin ich in einer von 15 Teilrepubliken des großen sowjetischen Imperiums, in der westukrainischen Stadt Lwiw. Auf Russisch hieß Lwiw "Lwow". Im Laufe ihrer abwechslungsreichen Geschichte hatte die Stadt schon mal auf Lateinisch "Leopolis" geheißen, in der langen Epoche von Polen-Litauen "Lwów" und unter den Habsburgern "Lemberg". Aber das habe ich erst viel später aus den Geschichtsbüchern gelernt. Auch, dass jede Epoche bei uns kulturell ihre Spuren hinterlassen hat.
Als Reaktorblock vier in Tschernobyl am 26. April 1986 explodierte, war ich gerade zehn Jahre alt. Die sowjetischen Nachrichten verkündeten, die Regierung habe alles unter Kontrolle, wir kümmerten uns nicht weiter. Vor allem aber war mein Lieblingsverein Dynamo Kiew in Topform und spielte eine Woche darauf um den Europapokal gegen Atlético Madrid – ausgerechnet am orthodoxen Karfreitag, wenn Fernsehen strengstens verboten ist! Wie in vielen ukrainischen Familien gab meine Oma bei uns den Ton an. Oma Katheryna war eine tiefgläubige und tüchtige Frau. Die Chance auf eine Ausnahmegenehmigung lag fast bei null.
Karfreitag kam das Wunder
Palmsonntag gab es noch immer keine Erlaubnis. Alle waren auf meiner Seite, Vater, Mutter, Opa – nur die Oma blieb unnachgiebig. Erst am Karfreitag, wenige Stunden vor Anpfiff, geschah das Wunder. Fasten und Leiden hatten sich ausgezahlt. Meine Bitten wurden erhört. Oma gab nach. Und Dynamo Kiew entschied das Finale 3:0 für sich. Das Osterfest durfte kommen. Erstmals hatte ich erlebt, wie tief Glaube und religiöser Brauch in unserem Familienleben verankert waren, aller sowjetischen antireligiösen Propaganda zum Trotz.
Meine Großeltern Katheryna und Jaroslav Kernytskyj waren bis 1946 griechisch-katholisch. Sie gehörten einer Ostkirche mit byzantinischem Ritus an, mit einem Priester, der immer wieder hinter der Ikonenwand verschwand, mit langen Gottesdiensten im Stehen, fast alles wie in den orthodoxen Kirchen der Ukraine und Russlands. Allerdings hatte ihre griechisch-katholische Kirche schon seit 1596 den Papst in Rom als Oberhaupt anerkannt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie mit Zwang aufgelöst und in die russisch-orthodoxe eingegliedert.
Einige griechisch-katholische Kleriker und Gläubige machten da nicht mit, gingen in den Untergrund und mussten zwischen 1946 und 1989 ihre Gottesdienste illegal feiern. Meine Großeltern wurden russisch-orthodox. Nicht, dass sie formell konvertierten oder übertraten. Nein, der Gemeindepriester war von nun an "russisch-orthodox". Ob das meine Großeltern bekümmerte, ich weiß es nicht. Darüber wurde in der Familie nie gesprochen.
Entscheidend war, dass sie zu "ihrer" Pfarrgemeinde im Dorf, 18 Kilometer von Lemberg entfernt, gehörten. Sie besuchten weiterhin die Gottesdienste in der Pfarrkirche, die mein Großvater in den 1930er-Jahren mitgebaut hatte. Die Holzkirche war den Kämpfen der österreichischen und russischen Truppen zu Beginn des Ersten Weltkrieges zum Opfer gefallen. Meine Großeltern wollten ihre Gottesdienste so feiern, wie sie es gewohnt waren und wie sie es von ihren Vorfahren erlernt hatten.
Während der Wandlungsworte wurde geläutet
Meine Geschwister und ich wurden zwar nominell "russisch-orthodox" getauft; auch schloss man im Gottesdienst den Patriarchen von Moskau ins Gebet ein. Aber anders als in russisch-orthodoxen Gemeinden empfingen wir die Kommunion in einer Reihe kniend – nicht stehend. Und bei den Wandlungsworten wurde geläutet, wie in der römisch-katholischen Messe. Als das einmal nicht geschah, weil die Glocken zur Renovierung abgehängt worden waren, haben sich Gemeindemitglieder bei meinem Vater, dem Messner, beschwert: So etwas dürfe sich nicht wiederholen!
Die russisch-orthodoxen Priester werden gewusst haben, dass all das nicht "orthodox" war. Aber der Friede in der Gemeinde war wichtiger als jeder Versuch, an der Tradition zu rütteln. Mir selbst wurden diese Unterschiede erstmals 1994 bewusst, als Theologiestudent und Priesteramtskandidat in einem griechisch-katholischen Priesterseminar.
Nach Protesten in Lemberg, in anderen Städten der sowjetischen Westukraine und sogar in Moskau kam die Religionsfreiheit. Bis 1989 war die Russisch-Orthodoxe Kirche mit dem Zentrum in Moskau beinahe die einzige sichtbare kirchliche Institution im Sowjetstaat; und ihr ukrainisches „Exarchat“ mit dem Bischofssitz in Kiew, die Sowjetukraine, war überdurchschnittlich religiös.
Kirchen wandelten sich
Nun, im Dezember 1989, war die Ukrainische Griechisch-Katholische Kirche (UGKK) wieder zugelassen. Die UGKK forderte ihr nach 1946 in den russisch-orthodoxen Besitz übergegangenes Eigentum zurück. Und ich erfuhr erstmals, dass es diese Kirche überhaupt gab.
Jede Kirchengemeinde konnte ihren Weg einschlagen. Die St.-Johannes-der-Täufer-Kirche im Dorf meiner Großeltern wurde nicht wieder griechisch-katholisch wie vor 1946, sondern schloss sich der Ukrainischen Autokephalen Orthodoxen Kirche an, einer 1917 gegründeten Kirche, die nur im Exil überlebt hatte. Autokephal heißt: mit eigenem, ukrainischem Oberhaupt – nur dass dieses Oberhaupt 1990 ein Exilukrainer in den USA war.
In den 1990er-Jahren war es sehr populär, sich von Moskau wegzubewegen. Die vielen Konfessionen unterschieden sich nicht gravierend voneinander. Aber konfliktfrei war der stürmische Umbau des religiösen Lebens und der kirchlichen Strukturen auch nicht. Alle spielten ihre Trümpfe aus. Die Griechisch-Katholischen rühmten sich ihrer Treue zu Rom und ihres Überlebens im Untergrund. Und die autokephalen Kirchen betonten ihre Unabhängigkeit von landesfremden Kirchenoberhäuptern. Die russisch-orthodoxe Kirche klagte laut: Man zerschlage gewaltsam ihre Strukturen in der Ukraine.
Kathedrale in Lemberg gehört plötzlich zum Vatikan
Theologische und dogmatische Unterschiede waren mir, wie den meisten Gläubigen, nicht geläufig. Draußen im Dorf ging ich in meine – nun – autokephal-orthodoxe Kirche, einem Exilukrainer unterstellt. Die St.-Georgs-Kathedrale in der Stadt Lemberg, wo ich zur Schule ging, war nun griechisch-katholisch – also dem Papst in Rom zugehörig. Als Sechzehnjähriger stand ich mit aller Selbstverständlichkeit Schlange, um den Gebeinen des griechisch-katholischen Großerzbischofs Josyf Slipyj, 1992 aus Rom nach Lemberg überführt, die Ehre zu erweisen.
Ab 1998 besuchte ich ein Priesterseminar in Eichstätt, Bayern. Seither habe ich viele Jahre in Deutschland verbracht. Meine Frau Mariya scherzt oft: Jedes Mal, wenn wir als Familie die Ukraine für längere Zeit verlassen, passiert irgendeine politische Krise, irgendein Umbruch. 2004 kam die sogenannte Orangene Revolution. Da wurde ich in Eichstätt promoviert. 2007 wurde ich Priester der griechisch-katholischen Kirche in der Ukraine. Im Winter 2013/14 folgten die großen Maidan-Proteste, in deren Folge Russland die ukrainische Halbinsel Krim annektierte. Da habilitierte ich in Eichstätt.
In Osteuropa hängen Nation und Religion eng miteinander zusammen. Klar, dass die politischen Krisen in der Ukraine nicht einfach so an den rivalisierenden Kirchen vorbeiziehen. Als 2004 viele Menschen wegen der massiven Fälschungen bei den Präsidentschaftswahlen auf die Straße gingen, mussten sich die Kirchen positionieren. Die russisch-orthodoxe Kirche in der Ukraine sympathisierte mit dem prorussischen Kandidaten Wiktor Janukowytsch. Die unabhängigen Ukrainisch-Orthodoxen Kirchen sympathisierten mit seinem Opponenten Wiktor Juschtschenko, ebenso die Ukrainische Griechisch-Katholische Kirche.
Ein Jahrzehnt später die nächste Krise
Zehn Jahre später brach die nächste politische Krise aus. Studierende protestierten auf dem Maidan in Kiew dagegen, dass ihr Präsident das Assoziierungsabkommen zwischen der EU und der Ukraine plötzlich nicht mehr unterschreiben wollte. Die Gewalt eskalierte. Zu meiner Überraschung begannen die Kirchenleitungen diesmal, mit einer Stimme zu sprechen. Zusammen mit anderen religiösen Organisationen traten sie für die territoriale Integrität der Ukraine ein.
Ein noch stärkeres Zeichen der Zusammengehörigkeit und der Solidarität setzten die Gläubigen und die Geistlichen auf dem Maidan selbst. In Gebetszelten auf dem Maidan wurde Tag und Nacht gebetet. Ein befreundeter Priester erzählte von bewegenden Gesprächen; Demonstranten öffneten sich für Glaubensfragen und suchten nach einem tieferen Sinn in dem Schrecklichen, das sie erlebt hatten. Die Menschen fragten nach Christus, sie wollten mehr über Gott erfahren. Sie wollten weder einen griechisch-katholischen noch einen orthodoxen Christus des Kiewer Patriarchates, sondern den Christus des Evangeliums sehen! Dies bezeichne ich als "Wunder des Maidan".
Die Einstimmigkeit während der Maidan-Proteste ließ Großes hoffen. Aber je länger sich die politische Krise fortsetzte, desto mehr kamen die Spannungen innerhalb der ukrainischen Orthodoxie zurück.
Kyrills Konkurrent: Bartholomäus in Konstantinopel
Die von Moskau unabhängigen Orthodoxen schlossen sich 2018/19 zur Orthodoxen Kirche der Ukraine zusammen. Dazu muss man wissen, dass es neben dem sehr hochrangigen Patriarchen Kyrill in Moskau noch einen anderen sehr hochrangigen Patriarchen gibt: Kyrills Konkurrenten Bartholomäus in Konstantinopel (Istanbul). Und ausgerechnet er erkannte die Orthodoxe Kirche der Ukraine als autokephal an – als Nationalkirche.
Was für ein Affront! Für den Patriarchen von Moskau ist die Ukraine mit ihren über 12.000 Gemeinden sein Territorium, er darf über jede Angelegenheit der ukrainischen Orthodoxie entscheiden. Klar, dass die sowieso angespannten Beziehungen zwischen Moskau und Konstantinopel eskalierten: Orthodoxe beider Kirchen haben nun keine Gemeinschaft mehr im Abendmahl. Das Tischtuch ist zerrissen, der Optimismus aus den Tagen des Maidan verflogen.
Der große ukrainische Zweig der russisch-orthodoxen Kirche hielt aber weiterhin zum Patriarchen in Moskau – obwohl die ukrainischen Regierungen Kyrill seit der Annexion der Krim 2014 zur unerwünschten Person erklärt hatten. Kyrill war 2013 zuletzt in der Ukraine.
Kirchen auf der Krim unterstehen Kiew
Kirchenrechtlich unterstehen alle kirchlichen Strukturen auf der Halbinsel Krim direkt dem Metropoliten in Kiew. Jedenfalls hat Kyrill nie festgelegt, dass sie nun zu Moskau gehören – womöglich, um nicht noch mehr ukrainische Christen zu verärgern. Dennoch kann man auf vielen Bildern im Internet sehen, wie orthodoxe Geistliche auf der Krim russische Waffen segnen, Waffen, die sich nun gegen ihre ukrainischen Brüder und Schwestern richten.
Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine im Februar wachsen die Spannungen und Widersprüche ins Unermessliche: auf proukrainischer Seite steht der Metropolit Onufrij in Kiew, auf Putins Seite der höhergestellte Patriarch Kyrill in Moskau. Beide sind riesigem Druck ausgesetzt. Jeder Schritt wird jetzt unter die Lupe genommen. Setzt Kyrill Onufrij ab, ist der Bruch da. Die russisch-orthodoxen Gemeinden könnten sich denen der autokephalen Orthodoxen Kirche in der Ukraine anschließen. Der Moskauer Patriarch wäre mit einem Schlag ein Drittel aller seiner Gemeinden los. Die ukrainische Kirchenleitung müsste nur sagen: Wir wollen mit dem Moskauer Patriarchat nichts mehr zu tun haben. Der Patriarch in Konstantinopel hieße sie bestimmt willkommen.
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