Verfahren wegen Hochverrats Ex-Präsident der Ukraine darf unter Meldeauflagen frei bleiben
Trotz Vorwürfen des Hochverrats muss der ukrainische Ex-Präsident Petro Poroschenko vorerst nicht ins Gefängnis. Stattdessen hat das Gericht in Kiew Meldeauflagen angeordnet – doch auch gegen diese wehrt er sich.
In einem Strafverfahren wegen Hochverrats droht dem ukrainischen Ex-Präsidenten Petro Poroschenko vorerst keine Festnahme. Ein Gericht in der Hauptstadt Kiew entschied am Mittwoch, dass der 56-Jährige unter Meldeauflagen in Freiheit bleiben darf. Der Richter ordnete aber den Entzug seines Reisepasses an. Alle Auflagen gelten für zunächst zwei Monate und können verlängert werden.
Der Oppositionsführer wies die Vorwürfe zurück und sprach von einem politisch motivierten Verfahren, das unabhängig von der Entscheidung des Gerichts fortgesetzt werde. "Der Entzug meines Reisepasses behindert meine politische Tätigkeit", sagte Poroschenko. Bei einer Verurteilung drohen ihm 15 Jahre Gefängnis. Er war von 2014 bis 2019 Staatschef der Ex-Sowjetrepublik.
Konkret werden ihm Geschäftsabschlüsse mit den von Moskau unterstützten Separatisten im Osten des Landes während seiner Amtszeit vorgeworfen. Berichten zufolge wurden Kohlelieferverträge im Wert von umgerechnet knapp 100 Millionen Euro abgeschlossen. Es soll aber deutlich weniger Geld geflossen sein. Die Ermittler beschuldigen ihn, im Interesse russischer Vertreter gehandelt zu haben. Die Ukraine sieht sich im Krieg mit dem Nachbarland Russland.
Festnahme war nicht ausgeschlossen
Der Ex-Präsident war erst am Montag nach einem Auslandsaufenthalt in das Land zurückgekehrt. Beobachter hatten nicht ausgeschlossen, dass er noch bei der Einreise am Flughafen festgenommen werden könnte. Hunderte Anhänger hatten sich versammelt.
Sollte er noch einmal antreten, würde Poroschenko aktuellen Umfragen zufolge erneut in eine Stichwahl mit seinem Nachfolger Wolodymyr Selenskyj gehen. 2019 hatte der Chef der Partei Europäische Solidarität deutlich gegen den einstigen Hoffnungsträger Selenskyj verloren, der bislang offengelassen hat, ob er bei der für 2024 geplanten Präsidentenwahl antreten wird.
- Nachrichtenagentur dpa