Rückzug aus der Politik Kurz: "Ich habe selbstverständlich Fehlentscheidungen getroffen"
Sebastian Kurz will seine politische Karriere in Österreich vorerst beenden. Vor der Presse hat der ehemalige Kanzler die Beweggründe für seinen Abschied geäußert.
Umschwung in Österreich: Der ehemalige Bundeskanzler Sebastian Kurz tritt von seinen politischen Ämtern zurück. Kurz wird seine Ämter als ÖVP-Parteivorsitzender und Fraktionschef im österreichischen Parlament niederlegen. Er begründete seinen Rückzug aus der Politik Berichten zufolge mit der Geburt seines Sohnes.
Der 35-Jährige war Ende November zum ersten Mal Vater geworden. Im Oktober war er nach Vorwürfen der Untreue, Bestechung und Bestechlichkeit als Regierungschef zurückgetreten, aber als Abgeordneter und ÖVP-Fraktionsvorsitzender in den Nationalrat zurückgekehrt. Mitte November hob der Nationalrat, das österreichische Parlament, die Immunität des Politikers auf und machte damit den Weg für weitere Korruptionsermittlungen frei.
Auf einer Pressekonferenz hat Kurz Stellung zu seinen Beweggründen bezogen. Lesen Sie seine Aussagen im t-online-Liveticker nach.
11.49 Uhr: Er sei überzeugt davon, dass die Volkspartei auch künftig gute Arbeit leisten werde. Er werde am Freitag seine Funktion als Obmann aufgeben. "Ich werde in den nächsten Wochen eine geordnete Übergabe all meiner Aufgaben absichern." Für ihn beginne ein neues Kapitel. "Vor allem freue ich mich darauf, Zeit mit meinem Kind und meiner Familie zu verbringen." Im neuen Jahr werde er sich beruflich neuen Aufgaben widmen. "Es war mir eine große Ehre, der Republik zehn Jahre dienen zu dürfen." Kurz verlässt das Podium.
11.45 Uhr: Er bedanke sich außerdem bei der Volkspartei, die ihn stets getragen und unterstützt habe. Die Geburt des eigenen Kindes toppe alles, was man je zuvor erlebt habe. "So ein kleines Baby kann man stundenlang anschauen." Dieses Wunder sei etwas Einzigartiges. Auch seine zwei Wahlerfolge werde er niemals im Leben vergessen. "Wenn ich heute den Abschied aus der Politik nehme, möchte ich noch einmal betonen (…), dass es wichtig ist, dass es eine starke Volkspartei gibt."
11.42 Uhr: Außen- und Innenpolitisch habe er einiges auf den Weg gebracht. Zuletzt habe alles im Fokus der Pandemiebekämpfung gestanden. In seiner Zeit sei das Schönste für ihn gewesen, persönliche Geschichten zu hören. "Oft heißt es, die Politik ist ein undankbares Geschäft." Das sehe er "überhaupt nicht so". "Ich halte es für unglaublich schön, sich für etwas einsetzen zu dürfen, woran man glaubt." Auch wenn die Politik ein robustes Geschäft sei. "Daher stehe ich heute nicht nur sehr dankbar da, für diese schönen zehn Jahre." Er wolle allen Menschen Danke sagen, vor allem seinem Team.
11.40 Uhr: Für viele sei es Normalität, Vorwürfen entgegenzustehen. "Das hat zumindest in mir meine eigene Flamme ein bisschen kleiner werden lassen." Er habe selbstverständlich Fehlentscheidungen getroffen. Gerade wegen der Vorwürfe freue er sich "auf den Tag, auch wenn es Jahre dauern kann, wo ich vor Gericht auch beweisen kann, dass die Vorwürfe gegen meine Person schlicht und ergreifend falsch sind." Die heutige Entscheidung sei ihm nicht leichtgefallen, aber er empfinde keine Schwermut.
11.38 Uhr: Man müsse mit 100 Prozent Begeisterung dabei sein. "Ich für meinen Teil war die letzten zehn Jahre mit 100 Prozent Begeisterung dabei." Es sei nun "ein bisschen weniger" geworden. "Das hat sich verändert." Dies sei ein natürlicher Prozess. Sicherlich hätten auch die Entwicklungen der vergangenen Monate dazu beigetragen. Es habe viele Vorwürfe gegeben.
11.36 Uhr: "Ich durfte in dieser unglaublich intensiven Zeit sehr viel lernen." Politik bedeute ein Wechselbad der Gefühle. Es sei wunderschön, wenn man etwas bewegen könne. Zugleich sei es so, dass man jeden Tag so viele Entscheidungen treffen müsse, dass jeden Tag auch falsche Entscheidungen getroffen werden. Man habe das Gefühl, gejagt zu werden. Seine Familie sei in der vergangenen Zeit vernachlässigt worden. Insbesondere bei der Geburt des eigenen Kindes sei ihm bewusst geworden, wie viel Schönes es außerhalb der Politik gebe.
11.34 Uhr: Sebastian Kurz tritt ans Podest. "Wenn man auf einen prägenden Lebensabschnitt zurückblickt (…) und vor allem eins empfindet, nämlich Dankbarkeit (…), darf man sich sehr glücklichen schätzen." Er sei sehr dankbar für die Erfahrungen, die er machen durfte. Aus seinen politischen Neigungen habe er kein Geheimnis gemacht.
11.25 Uhr: Die Pressekonferenz beginnt in Kürze.
- Pressekonferenz mit Sebastian Kurz am 2. Dezember 2021