Belastende Fotos Britischer Gesundheitsminister tritt nach "Kuss-Affäre" zurück
In England steigen die Infektionszahlen erneut. Doch der britische Gesundheitsminister soll sich nicht an die Corona-Regeln gehalten haben. Jetzt ist Matt Hancock zurückgetreten.
Der britische Gesundheitsminister Matt Hancock tritt zurück. Der Politiker reichte sein Rücktrittsgesuch bei Premierminister Boris Johnson ein, wie dessen Büro am Samstag mitteilte. Johnson habe sein Bedauern geäußert. Nachfolger wird der frühere Finanzminister Sajid Javid.
Hancock war unter Druck geraten, nachdem durch Fotos bekannt geworden war, dass der verheiratete 42-Jährige eine hochrangige Mitarbeiterin umarmt und geküsst hatte. Die Bilder entstanden der "Sun" zufolge im vergangenen Monat, als in Großbritannien wegen der Corona-Pandemie strikte Abstandsregeln und Kontaktbeschränkungen galten.
Affäre um Corona-Schutzausrüstung
Die Opposition fordert zudem eine Untersuchung, ob der Minister seine mutmaßliche Geliebte, die ebenfalls verheiratet ist, vor Beginn der Affäre eingestellt hat oder erst danach. Hancock gilt als Gesicht der britischen Regierung in der Pandemie. Trotz zahlreicher Vorwürfe konnte er sich bisher im Amt halten. So hatte etwa ein Kumpel einen millionenschweren Auftrag zur Lieferung von Corona-Schutzausrüstung erhalten, obwohl er keine Erfahrung in diesem Gebiet hat.
Nun aber musste Hancock doch seinen Rücktritt einreichen. "Das letzte, das ich will, ist, dass mein Privatleben die Aufmerksamkeit von der zielstrebigen Konzentration ablenkt, die uns aus dieser Krise herausführt", betonte der Ex-Minister. Er wolle nun bei seinen drei Kindern sein.
Tausende demonstrieren gegen Corona-Maßnahmen
In London haben währenddessen am Samstag tausende Menschen gegen die anhaltenden Corona-Maßnahmen in England demonstriert. Die Menschenmenge zog vom Hyde Park und durch die Einkaufsstraße Oxford Street bis zum Parlament. Die Demonstranten forderten eine sofortige Aufhebung aller Beschränkungen. Das Parlament und der Regierungssitz von Premierminister Boris Johnson in der Downing Street wurden mit Tennisbällen beworfen, auf einem Plakat wurde die Festnahme von Gesundheitsminister Matt Hancock gefordert.
In Großbritannien waren die Infektionszahlen wegen der sich rasch ausbreiteten Delta-Variante des Coronavirus zuletzt wieder stark angestiegen. Die Regierung hatte die für den 21. Juni geplante Aufhebung aller Corona-Maßnahmen in England deshalb um vier Wochen verschoben.
Deutschland hat Großbritannien wegen der starken Ausbreitung der Delta-Variante als Virusvariantengebiet eingestuft, für Einreisen aus dem Land gelten somit strenge Quarantänevorschriften.
- Nachrichtenagnetur Reuters, AFP