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Corona: Indiens Kampf gegen die Pandemie wird zum Problem für die Welt


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"Der Krieg hat erneut begonnen"
Indiens Kampf gegen Corona wird zum Problem für die Welt


Aktualisiert am 17.04.2021Lesedauer: 4 Min.
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Von Massenritualen bis Ausgangssperren: Bilder zeigen, wie dramatisch die Corona-Lage in Indien derzeit ist. (Quelle: reuters)
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Die täglichen Neuinfektionen in Indien steigen derzeit rasant an. Für Covid-19-Patienten wird die Situation lebensbedrohlich und auch für Europa hat der massive Corona-Ausbruch Folgen.

Mediziner am All India Institute of Medical Sciences in Neu-Delhi haben festgestellt, dass ein Patient jetzt bis zu neun von zehn Kontaktpersonen ansteckt, verglichen mit bis zu vier im vergangenen Jahr. Und noch etwas bereitet Wissenschaftlern Sorgen. Die sogenannte "Doppelmutante" wurde in 15 bis 20 Prozent der Proben aus Maharashtra, dem am stärksten betroffenen Bundesstaat Indiens, gefunden. Es wird befürchtet, dass Impfstoffe gegen diese Version des Virus weniger wirksam sind. Mehr zu der indischen Mutante lesen Sie hier.

In dem Land, dessen Einwohnerzahl zuletzt 2011 gezählt wurde und bei über 1,3 Milliarden Menschen liegen soll, könnten die Infektionszahlen tatsächlich fünf bis zehnmal höher sein, sagte Epidemiologie Eric Feigl-Ding dem Nachrichtensender "India Today".

Der Kampf um Krankenhausbetten und Sauerstoff

Die derzeit rasante Ausbreitung der Coronaviren führt nun zu einem lebensbedrohlichen Problem für Covid-19-Patienten: Es fehlt an freien Betten und an Sauerstoff. So mussten 72 Prozent aller Covid-19-Patienten in der indischen Millionenstadt Ahmedabad in den vergangenen Tagen abgewiesen werden. Notfalldienste telefonieren teilweise eine Stunde lang Krankenhäuser ab, um noch ein freies Bett für einen Patienten zu bekommen.

Die Regierung will deshalb in über 100 Krankenhäusern Anlagen zur Sauerstoffherstellung installieren und zusätzlich 50.000 Tonnen medizinischen Sauerstoff importieren.

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Indiens Hauptstadt Delhi hat zudem die 14 größten Privatkliniken angewiesen, ausschließlich Covid-Patienten zu behandeln. Die Anordnung führte allerdings zu Protesten. Dr. Girdhar Gyani, Generaldirektor der Association of Healthcare Providers India, sagte der britischen Zeitung "The Guardian", es sei "absurd und unfair, dass Nicht-Covid-Patienten die Folgen des Versagens der Regierung in Delhi tragen sollen." Die Hauptstadt habe sich nicht angemessen auf die zweite Welle vorbereitet, die Mumbai seit fast einem Monat heimsucht.

Proteste privater Kliniken

Indiens Gesundheitssystem ist zweigeteilt. Es gibt zum einen kostenlose Krankenhäuser, die vom Staat betrieben werden, zu, anderen private Kliniken. Die staatlichen Gesundheitseinrichtungen sind allerdings unterfinanziert, überbelegt und mit veralteter Technik ausgestattet. Große Operationen lassen viele Inder deshalb in den Privatkliniken durchführen.

"Ich weiß, dass Covid wichtig ist, aber genauso wichtig sind die Nicht-Covid-Patienten, die ebenfalls leiden und sterben und es verdienen, behandelt zu werden. In unserem Krankenhaus arbeiten 300 Ärzte, viele davon sind Spezialisten für Krebs und Operationen, und ihre Patienten können nicht einfach in ein anderes Krankenhaus gehen", so Dr. Mahesh Mangal, Chirurg am Ganga Ram Krankenhaus im "The Guardian".



Mittlerweile hat die Stadtregierung Delhis die Anordnung abgeschwächt. So müssen nur noch rund 3.000 von etwas über 4.000 Betten für Covid-Patienten reserviert werden.

Indien fehlt es an Impfstoff

Neben vollbelegten Betten, Sauerstoffmangel und mangelnder Ausrüstung haben Indiens Krankenhäuser noch ein weiteres Problem im Kampf gegen die Corona-Pandemie – fehlender Impfstoff – was nun auch zum Problem für den Rest der Welt wird. Bei 1,3 Milliarden Einwohnern wurden bislang nur 117 Millionen Dosen Corona-Vakzin geimpft.



Zahlreiche Impfstoffzentren mussten den Betrieb bereits einstellen. Einige indische Bundesstaaten beklagten deshalb eine Ungleichbehandlung bei der Lieferung von Impfstoffen. Gesundheitsminister Harsh Vardhan widersprach den Anschuldigungen und sagte, es gäbe genügend Impfdosen auf Lager. Doch Krankenhäuser müssen Impfwillige weiter abweisen.

Um die Impfkampagne zu beschleunigen, hat Indien diese Woche auch das russische Vakzin Sputnik V zugelassen. 850 Millionen Dosen will Indien im Jahr davon in den Pharmabetrieben im eigenen Land herstellen.

Indien ist der größte Hersteller von Impfstoffen weltweit und hat bislang 655 Millionen Dosen Covid-19-Impfstoff ausgeliefert. Vor allem ärmere Länder profitieren von den von Indien als Teil der Covax-Initiative der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gelieferten Vakzinen.

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Als Folge der steigenden Corona-Zahlen hatte die Regierung den Export von Astrazeneca, das vom "Serum Institute of India" (SII) in Pune hergestellt wird, im März vorübergehend gestoppt. So bekam auch Großbritannien weniger Astrazeneca-Impfstoff geliefert.

Zwischen Kumbh Mela und Lockdown

Dass sich die Lage in Indien wieder schnell entspannt, ist unwahrscheinlich. In dem bevölkerungsreichen Land leben viele Menschen ohnehin dicht gedrängt in den Millionenstädten.

Und jetzt kommen zahlreiche Massenveranstaltungen bei religiösen Festen und politischen Kundgebungen hinzu, die die Verbreitung des Virus weiter anfachen.



Doch Politiker und religiöse Führer dementieren, dass ihre Veranstaltungen zu neuen Infektionen führen. "Alle Teilnehmer inklusive Präsident Modi haben eine Maske getragen. Wir haben auch Masken an alle verteilt, die keine getragen haben", sagte Rahul Sinha, Vorsitzender der Bharatiya Janata Partei (BJP), "India Today".

Bilder des religiösen Festes sehen Sie oben im Video oder hier.

Millionen Menschen baden im Ganges

Ebenfalls zumeist ohne Masken versammelten sich beim Kumbh Mela Fest im nordindischen Haridwar rund fünf Millionen Menschen zum traditionellen Bad im Fluss Ganges. Siddharth Chakrapani, einer der Organisatoren, verteidigte ebenfalls die mehrwöchige Massenveranstaltung. Die Gläubigen seien überzeugt, dass die hinduistische Göttin "Mutter Ganga sie vor der Pandemie retten" werde, sagte er.

Einige Bundesstaaten und Städte haben nun reagiert. Maharashtra mit der Finanzmetropole Mumbai ist seit Donnerstag wieder im Lockdown. Neben Cafés, Theatern und Restaurants ruht die Arbeit nun auch in den meisten Fabriken. "Der Krieg hat erneut begonnen", sagte Maharashtras Chief Minister Uddhav Thackeray.

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