Corona-Lage in Großbritannien Kritik an Johnson: "Vermächtnis schlechter Entscheidungen"
Großbritannien hat bereits mehr als 100.000 Corona-Todesfälle zu beklagen. Experten machen Premierminister Johnson für die miserable Lage verantwortlich – und erheben schwere Vorwürfe.
Nach mehr als 100.000 Corona-Toten in Großbritannien hat Oppositionschef Keir Starmer dem britischen Premierminister Boris Johnson vorgeworfen, nicht aus seinen Fehlern in der Pandemie gelernt zu haben. "Das Problem ist, dass die wichtigen Lektionen nicht gelernt wurden", sagte Starmer bei der traditionellen Befragung des Premiers im Londoner Unterhaus am Mittwoch.
"Warum hat Großbritannien die höchsten Todeszahlen in Europa? Warum hat Großbritannien fast die höchste Todesrate der ganzen Welt?", fragte der Chef der Labour-Partei. Ob beim Testen, beim Verhängen von Lockdowns oder bei den Regeln für Weihnachten – Boris Johnson habe bei allem zu lange gezögert und wichtige Entscheidungen zu spät getroffen.
"Vermächtnis schlechter Entscheidungen"
Unterstützung erhält Starmer von der Expertin für öffentliche Gesundheit, Linda Bauld, von der Universität Edinburgh, die die verheerende Bilanz des Landes im Sender BBC als "Vermächtnis schlechter Entscheidungen, als man die Beschränkungen lockerte" bezeichnete. Ein mangelnder Fokus auf ein funktionierendes Testsystem und unzureichende Einreisemaßnahmen hätten zu der besonders tödlichen Corona-Welle im Winter beigetragen.
Johnson selbst verteidigte sich am Mittwoch mit Bezug auf die in Großbritannien entdeckte, besonders ansteckende Corona-Variante B.1.1.7, die den Kampf gegen die Pandemie zusätzlich erschwert habe. "Es gibt keine einfachen Antworten in so einer Situation", sagte er. Sicherlich werde der Zeitpunkt kommen, an dem man über Lektionen aus der Pandemie nachdenken müsse – dieser sei aber noch nicht gekommen, da der Kampf gegen das Virus noch in vollem Gange sei.
Die Zahl der Corona-Toten hatte am Dienstag die Schwelle von 100.000 Menschen überstiegen. Johnson sprach den Angehörigen sein Mitgefühl aus, Keir Starmer sprach von einer "nationalen Tragödie."
- Nachrichtenagentur dpa