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Lockdown wirkt: Wie Großbritannien die Corona-Mutation bekämpft


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Lockdown in Großbritannien
Lässt sich die Corona-Mutation doch leichter bändigen?


Aktualisiert am 25.01.2021Lesedauer: 4 Min.
Ein Corona-Patient wird in ein Krankenhaus in London gebracht: Drastische Warnung des staatlichen Gesundheitssystems in Newcastle.Vergrößern des Bildes
Ein Corona-Patient wird in ein Krankenhaus in London gebracht: Drastische Warnung des staatlichen Gesundheitssystems in Newcastle. (Quelle: Yui Mok/PA Wire/dpa)
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Die Welt sorgt sich vor der ansteckenderen Coronavirus-Mutation B1.1.7. Doch nun gibt es Hoffnung – zumindest ein bisschen: Der Lockdown in Großbritannien, wo sie zuerst entdeckt wurde, wirkt.

Diese Kurve macht den Menschen in Großbritannien derzeit Hoffnung: Die Zahl der nachgewiesenen Corona-Neuinfektionen fällt täglich, nachdem sie Anfang des Jahres stark angestiegen war – auf fast 70.000.

An diesem Montag nun meldete Großbritannien rund 30.000 Neuinfektionen. Damit sind die Infektionszahlen im Wochenvergleich seit Anfang Januar kontinuierlich gesunken. Großbritannien hat, ähnlich wie das Nachbarland Irland, offenbar einen Weg gefunden, um die Corona-Mutation B1.1.7 einzudämmen. Sie soll etwa 30 bis 50 Prozent ansteckender sein als die bisherigen Varianten – und könnte auch häufiger schwere Krankheitsverläufe verursachen.

Strikter Lockdown wirkt

Da die neue Variante inzwischen in Dutzenden Ländern weltweit, darunter Deutschland, nachgewiesen worden ist, stellt sich die Frage: Was kann die Welt aus dem Beispiel Großbritannien lernen?

Zuerst einmal das: Ein Lockdown scheint auch gegen B1.1.7 zu wirken. "Es gibt erste Anzeichen dafür, wenngleich die Fallzahlen weiterhin unglaublich hoch sind", sagte Gesundheitsminister Matt Hancock dem TV-Sender Sky. Zwar hat Großbritannien als eines der ersten Länder weltweit auch mit Impfungen begonnen und bislang fast sieben Millionen Dosen geimpft. Der Einfluss auf das Infektionsgeschehen dürfte allerdings noch minimal sein.

Tim Spector, Professor am King’s College London, betonte in der "Financial Times" ebenfalls den Erfolg des Lockdowns: "Die Infektionszahlen sinken in den Regionen am schnellsten, in denen die strikten Beschränkungen bereits am längsten gelten." Wenn sich der Trend der vergangenen Tage fortsetze, rechne er damit, dass die Anzahl der Covid-Patienten in den überlasteten Krankenhäusern diese Woche zurückgehe und auch die täglichen Todeszahlen bald sänken. "Die Zahlen machen Hoffnung darauf, dass wir uns auf einem Weg heraus aus dieser Situation befinden. Aber das Infektionsrisiko bleibt weiterhin hoch, und wir haben noch einen langen Weg vor uns."

Lockdown-Regeln vergleichbar mit Deutschland

Die – offenbar sehr wirksamen – Lockdown-Regeln sind grundsätzlich mit den deutschen vergleichbar. In den meisten Regionen Großbritanniens gilt derzeit eine Ausgangssperre, das Haus darf nur aus triftigem Grund verlassen werden. Dazu zählen zum Beispiel Einkaufen oder der Weg zur Arbeit, wenn kein Homeoffice möglich ist. Kontakte außerhalb des eigenen Haushalts sind grundsätzlich untersagt. Ausnahmen gibt es beispielsweise für Alleinstehende, Kinderbetreuung oder die Pflege Angehöriger ("Support bubble"). Dann ist ein weiterer Haushalt erlaubt. Schulen sind bis auf eine Notbetreuung geschlossen, ebenso alle Geschäfte, die nicht der lebensnotwendigen Versorgung dienen.

Durch dieses Bündel an Maßnahmen ist die Reproduktionszahl R, die angibt, wie viele Menschen ein Infizierter im Durchschnitt ansteckt, deutlich gesunken. Sie wird derzeit mit Schwankungen auf Werte zwischen 0,8 und 1 geschätzt. Mobilitätsdaten zufolge haben die Briten ihre Bewegungen auch tatsächlich deutlich eingeschränkt. Nicht so stark wie im ersten Lockdown im Frühjahr, aber stärker als im zweiten Lockdown im Oktober.

Besonders Nahverkehr und Büros sind den Mobilitätsdaten von Google zufolge deutlich weniger stark frequentiert als normalerweise. Das könnte auch erklären, warum der Lockdown offenbar schneller wirkt als in Deutschland.


Der aktuelle Rückgang der Zahlen ist jedoch noch mit Vorsicht zu betrachten. In der vergangenen Woche hatte es negative Nachrichten gegeben: Die "REACT-Studie" des renommierten Imperial College ergab im Zeitraum zwischen dem 6. und 15. Januar einen neuen Höchststand an unentdeckten Infektionen. Für die Studie werden wöchentlich Hunderttausende Menschen zufällig ausgewählt, unabhängig davon, ob sie Symptome haben oder nicht. Das Ergebnis: 1,58 Prozent der Bevölkerung waren in diesem Zeitraum infiziert, so viele wie nie zuvor. Mit der Zahl an Neuinfektionen dürfte also auch die Dunkelziffer gestiegen sein.

Todeszahlen so hoch wie nie

Infolge der hohen Infektionszahlen sterben derzeit auch so viele Menschen mit einer Corona-Infektion wie nie zuvor, im Sieben-Tage-Schnitt sind es mehr als 1.200 täglich. Sollte B1.1.7 sich tatsächlich auch als tödlicher erweisen, könnte das die Lage auch bei sinkenden Infektionszahlen verschlimmern.

Einige Politiker nutzen die ersten kleinen Erfolgsmeldungen, um eine Debatte über Lockerungen anzustoßen. Im Fokus: die Schulen. Mehrere Parlamentsabgeordnete von Johnsons konservativer Partei stellten sich nun hinter eine Elternkampagne, Kinder nach den Halbjahresferien Mitte Februar wieder in die Schulen zu lassen. Der Chef des Bildungsausschusses, Robert Halfon, forderte am Montag in der BBC einen klaren Plan der Regierung für Schulöffnungen.

Debatte über Lockerungen beginnt schon

Die frühere Staatsministerin Esther McVey sagte dem "Telegraph", Schulkinder seien "die vergessenen Opfer der Pandemie. Wir müssen an ihre Chancen und an ihre Zukunft denken." Der Abgeordnete Ben Bradley sagte der "Sun": "Jeden Tag, an dem sie nicht im Klassenzimmer sind, fallen die am stärksten benachteiligten Kinder in ihrer Ausbildung zurück."

Allerdings rechnet die Regierung Medienberichten zufolge derzeit eher mit längeren Schulschließungen. Arbeitsministerin Therese Coffey sagte Sky, dass die Regierung natürlich die Schulen öffnen wolle. Dafür müssten aber die Neuinfektionen in den Griff bekommen werden. Der Kampf gegen B1.1.7 ist noch nicht gewonnen.

Verwendete Quellen
  • mit Material der Nachrichtenagentur dpa
  • Our World in Data: Corona-Statistiken zu Großbritannien
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