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Corona in Mexiko: Lebensstil und Vorerkrankungen erhöhen das Risiko


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Alarmierende Zahlen
Was der mexikanische Lebensstil mit den Corona-Toten zu tun hat


Aktualisiert am 11.07.2020Lesedauer: 3 Min.
In Mexiko starben bisher 32.796 Menschen an den Folgen des Coronavirus. Viele von den Infizierten haben Diabetes, was einen schwereren Krankheitsverlauf zur Folge haben kann.Vergrößern des Bildes
In Mexiko starben bisher 32.796 Menschen an den Folgen des Coronavirus. Viele von den Infizierten haben Diabetes, was einen schwereren Krankheitsverlauf zur Folge haben kann. (Quelle: ZUMA Wire/imago-images-bilder)
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Die mexikanischen Infektionszahlen haben einen neuen Rekordwert erreicht. Trotz roter Corona-Ampel lockerte die Regierung die Einschränkungen. Doch es gibt weitere Gründe für die vielen Infektionen.

In Mexiko schnellt die Zahl der Corona-Toten und Infizierten noch immer in die Höhe. Am Freitag meldeten die Behörden erneut Rekordwerte. Über 7.000 neue Fälle und mehr als 700 Todesopfer wurden innerhalb eines Tages gemeldet. Dennoch lockerte Präsident Andrés Manuel López Obrador die strikten Beschränkungen bereits Anfang Juni, verkündete, das Land sei auf einem guten Weg.

In Serbien oder der Schweiz hatte die Regierung die Beschränkungen ebenfalls zu früh gelockert – dafür wurde die Entscheidung aber immerhin auf Grundlage gesunkener Zahlen getroffen. Davon ist in Mexiko keine Spur.

Umfassende Lockerungen trotz roter Ampel

Die am 1. Juni eingerichtete vierfarbige Corona-Ampel zeigt in allen Bundesstaaten weder Grün noch Gelb – sondern noch immer Orange und Rot. Das und die steigenden Fallzahlen sollten ein alarmierendes Zeichen sein, sich weiter diszipliniert an Einschränkungen zu halten. Doch das Leben auf Mexikos Straßen nimmt schon wieder seinen Lauf – mit geöffneten Geschäften, Restaurants und stattfindendem Flugverkehr. Auch die Betriebe – vor allem die für Mexiko so wichtige Automobilindustrie – kehren langsam in den Arbeitsalltag zurück.

Dabei ist Mexiko mit seinen 282.283 Infizierten und 33.526 Todesopfern laut Johns-Hopkins-Universität das von der Corona-Pandemie am fünftstärksten betroffene Land (Stand 10. Juli). Gründe dafür gibt es zahlreiche: der laxe Umgang mit der Seuche durch die Regierung, die Armut im Land, das überlastete Gesundheitssystem sowie der Lebensstil und eine Volkskrankheit, von der viele Mexikaner betroffen sind.

"Das Risiko einer Infektion bleibt hoch", sagte der Leiter der epidemiologischen Abteilung des mexikanischen Gesundheitsministeriums, José Luis Alomía, bei seiner täglichen Pressekonferenz. Bei der Zahl der Todesopfer gebe es mittlerweile aber landesweit einen Abwärtstrend, sagte Alomía.

Präsident steht unter Druck

Der linkspopulistische Präsident Obrador verharmloste die Corona-Pandemie oft. Schon Ende Mai erklärte er das Virus dann als "gezähmt", es folgten die Lockerungen der Einschränkungen, die eine Ausbreitung verlangsamen sollten. Der Präsident steht unter Druck – die Wirtschaft des Landes droht bei einem noch längeren Lockdown weiter abzurutschen. Da er auch kein wirtschaftliches Rettungspaket mit konsequenten Sparmethoden wie beispielsweise Steuersenkungen zusammenstellen will, müssen die Unternehmen eben in der "neuen Normalität" zurück ans Werk.

Ein längerer Lockdown wäre auch für knapp 60 Prozent der Mexikaner, die laut OECD-Bericht 2019 im informellen Sektor arbeiten, verheerend. Es würde für viele zum Überlebenskampf werden, denn die meisten sind entweder auf Tourismus oder eben den Verkauf von Obst, Gemüse und Souvenirs auf der Straße angewiesen. Sie haben oft wenig oder keine andere finanzielle Absicherung. Diesem ärmsten Teil der Bevölkerung gewährte der Präsident immerhin eine staatliche Unterstützung – für viele nicht genug. Die Umsetzung der Ausgangsbeschränkungen war während des Lockdowns in Mexiko daher schwieriger als in reicheren Staaten.

Lebensstil und Vorerkrankungen erhöhen Risiko

Die hohen Fallzahlen hängen aber nicht ausschließlich mit der Führung des Präsidenten und der Armut im Land zusammen. Ein weiterer Grund ist: Viele Mexikaner sind zu dick. Daraus resultiert oft auch eine Diabeteserkrankung.

32 Prozent der Erwachsenen sind laut OECD-Studie fettleibig und knapp 14 Prozent der 20- bis 70-Jährigen im Land haben die Zuckerkrankheit. Damit führt Mexiko die weltweite Liste an, gefolgt von Südafrika und der Türkei. Diese Vorerkrankung und die damit verbundenen körperlichen Komplikationen führen häufig zu einem höheren Risiko an Covid-19 zu sterben oder einen schlimmeren Krankheitsverlauf zu bekommen, erklärte die WHO.

Überlastete Krankenhäuser, zu wenig Personal

Ein schwerer Verlauf der Krankheit erfordert wiederum eine gute ärztliche und medizinische Versorgung. Das ist ein weiterer Punkt, in dem Mexiko nicht gut genug abschneidet, um der Anzahl an Erkrankten gerecht zu werden. Vor allem in ländlichen Regionen fehlt es in der Krise häufiger an Kapazitäten.

Zwar hat sich das Gesundheitssystem und auch der Zugang zu Sozialversicherungen im Land in den letzten Jahren verbessert, dennoch fehlt es bezüglich der Pandemie an Personal, Ausstattung und auch umfangreichen Corona-Tests. Das Gesundheitsministerium in Mexiko geht daher von einer hohen Dunkelziffer Infizierter aus.

Die Corona-Pandemie hat aber nicht nur für viele Erkrankte, sondern auch für mehr Kriminalität und Unsicherheiten im Land gesorgt. Es fehlte am Anfang lange an Wissen und Aufklärung, falsche Nachrichten verbreiteten sich schnell. In Deutschland beispielsweise wurde Pflegekräften und Ärzten applaudiert, in Mexiko stieg die Gewalt gegen Ärzte an: Ab März wurden immer wieder Chlorangriffe gemeldet, das medizinische Personal hielt als Sündenbock der verunsicherten Bevölkerung her.

Die Angriffe sind mittlerweile weniger geworden, die Realität des Virus ist unbestreitbar. Die Pandemie hat seinen Höhepunkt in Mexiko im schlimmsten Fall aber noch nicht erreicht. Umso wichtiger wäre eine neue Strategie zur Eindämmung seitens der Regierung.

Verwendete Quellen
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