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Coronavirus: Lösen Partygänger in der Schweiz eine zweite Welle aus?


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Corona-Trend kehrt sich um
Lösen Partygänger in der Schweiz eine zweite Welle aus?


Aktualisiert am 05.07.2020Lesedauer: 3 Min.
Gegner der Corona-Maßnahmen demonstrieren in Zürich: Die Schweiz hat nach sehr frühen Lockerungen wieder strengere Regeln erlassen.Vergrößern des Bildes
Gegner der Corona-Maßnahmen demonstrieren in Zürich: Die Schweiz hat nach sehr frühen Lockerungen wieder strengere Regeln erlassen. (Quelle: Andreas Haas/imago-images-bilder)

Die Schweiz hatte das Coronavirus im Griff. Sogar das Nachtleben fand wieder statt. Ein fataler Fehler. Steigende Infektionszahlen stellen die Regierung nun vor eine erneute Herausforderung.

Das Coronavirus in der Schweiz war landesweit so zurückgedrängt, dass das Leben wieder seinen gewohnten Lauf nehmen konnte. Fast alle Einschränkungen wurden zurückgenommen, selbst Clubs öffneten und Veranstaltungen mit bis zu 1.000 Personen durften wieder stattfinden. Offenbar zu früh, denn die Konsequenzen zeigen sich jetzt – zwei Wochen später.

Neue Einschränkungen in der Schweiz

116 Neuinfektionen meldete das Gesundheitsamt (BAG) am vergangenen Donnerstag. In den meisten der 26 Kantone stiegen die Zahlen pro 100.000 Einwohner im Verlauf der Woche an, verdoppelten sich sogar. Besonders betroffen: Jura, Freiburg, Schwyz und Wallis. In Jura beispielsweise stiegen die Infektionen pro 100.000 Einwohner von 2,7 auf 12,3 an.

Der Schweizer Bundesrat reagierte mit erneuten Corona-Maßnahmen. Er verhängte eine zehntägige Quarantäne für Einreisende aus 29 Risikogebieten. Dazu zählen Länder wie Russland, Serbien oder Schweden. Außerdem gilt ab kommendem Montag eine Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln. Zuvor war dies nur empfohlen und wenig umgesetzt worden.

Trotz Corona-Ausbrüchen bleiben Nachtclubs geöffnet

Doch die eigentlichen Infektionsherde bleiben verschont: die Schweizer Nachtclubs. Und das, obwohl beengte, feuchtwarme Räume als Brandbeschleuniger bei der Virusverbreitung gelten, sagte der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) in Hamburg der Deutschen Presse-Agentur. Er empfiehlt, auf einen Impfstoff oder eine ausreichende Immunität der Bevölkerung zu warten.

Nicht so die Schweiz. Dort steckte ein Mann im Zürcher Club "Flamingo" am 21. Juni fünf weitere Menschen an, 300 Personen mussten sich daraufhin in Quarantäne begeben. Der "Flamingo" – und vier weitere Clubs, aus denen in den letzten Tagen Corona-Fälle gemeldet wurden – dürfen trotzdem weiter geöffnet bleiben – wenn sie sich an die Regeln halten. Dazu zählt, eine vollständige Präsenzliste mit den Kontaktdaten der Clubbesucher zu führen. Doch das ist gar nicht mal so leicht.

Viele Menschen im "Flamingo" trugen falsche Namen oder Telefonnummern ein, rund ein Drittel der E-Mail-Adressen sei falsch gewesen, berichten Schweizer Medien. Der Kanton Aargau reagierte präventiv auf das Problem und erließ nun eine Ausweispflicht für seine Gäste.

Zu wenig Personal für die Virus-Jagd

Wenn das Problem der falschen Datenangaben damit gelöst sein könnte, stehen die Kantone der Schweiz aber immer noch vor weiteren Problemen: Die Verbreitung der Corona-Tracing-App in der Bevölkerung ist noch nicht ausreichend, um den gewünschten Nutzen zu erzielen. Auch fehlt es an Personal beim Zurückverfolgen der Kontaktpersonen, sollten die Infektionen weiter steigen.

Die Nutzung der Swisscovid-App ist für die Schweizer ebenso freiwillig wie die der Corona-Warn-App für die Deutschen. Hilfreich wäre sie aber allemal, vor allem für Clubbesucher. "Die Covid-App weiß sogar, wer zu welchem Zeitpunkt mit einem Infizierten in Kontakt war. Die Angaben sind darum viel genauer als jene auf der Gästeliste", sagte Max Reichen, Präsident der Berner Bar- und Clubkommission dem Nachrichtenportal Watson.

"Es gibt keine nationale Koordination"

Sollten die Ansteckungszahlen auch in den nächsten Tagen weiter steigen, müssen die Kantone ihre Personalkapazitäten aufstocken. "Es gibt keine nationale Koordination, die den Überblick hätte", monierte Matthias Egger, Leiter der wissenschaftlichen Corona-Taskforce des Bundes im Gespräch mit Watson. Auch sei unklar, wie hoch die Kapazitäten der einzelnen Kantone sei und wie schnell sie auf entsprechend steigende Zahlen reagieren könnten.

In Aargau könnten beispielsweise zwei Drittel der Fälle zurückverfolgt werden. In St. Gallen sei das Team des Contact-Tracings bereits mit Zahlen unter 20 Ansteckungen an seinen Grenzen. In Basel gibt es aktuell keine aktiven Corona-Fälle. Sollten die Zahlen aber steigen, sei der Kanton in der Lage, mit aufgestocktem Personal bis zu zehn Neuansteckungen pro Tag zurückzuverfolgen. Das klingt wenig, wenn man bedenkt, wie schnell ein Ausbruch sich auch in einzelnen Hotspots ausbreiten kann.

Die Schweiz reagiert auf die steigenden Infektionen. Ob die seichten Einschränkungen aber ausreichen werden oder ob striktere Regeln nötig sind, wird sich in den nächsten Tagen anhand der Zahlen ablesen lassen.

Verwendete Quellen
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