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Corona-Hotspot Balkan: Bleibt der Urlaub in Kroatien noch möglich?


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Virus kehrt mit Macht zurück
Kroatiens Tourismus-Industrie befürchtet den Corona-Gau


Aktualisiert am 08.07.2020Lesedauer: 4 Min.
Sonne, Strand und blaues Wasser: Kroatien gehört zu den beliebtesten Sommer-Reisezielen für deutsche Urlauber.Vergrößern des Bildes
Sonne, Strand und blaues Wasser: Kroatien gehört zu den beliebtesten Sommer-Reisezielen für deutsche Urlauber. (Quelle: Pixsell/imago-images-bilder)
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Die Corona-Pandemie schien den Westbalkan schon passiert zu haben. Doch nun steigen die Fallzahlen wieder deutlich an. In Kroatien, wo es weniger schlimm aussieht, fühlt man sich gut für den Sommer gerüstet.

In Kroatien hatte man sich gut auf den Sommer vorbereitet. Hotels, Pensionen und Ferienunterkünfte passten sich den Gegebenheiten der Corona-Krise an, arbeiteten Hygienekonzepte aus, sorgten für reichlich Platz, damit die Gäste die Abstandsregeln einhalten könnten. Dass weniger Urlauber kommen würden, war abzusehen, doch immerhin würden welche kommen.

Nun aber droht dem Tourismus an der östlichen Adriaküste der Super-GAU. Denn der Westbalkan steckt mitten in der zweiten Infektionswelle. Vor allem bei Kroatiens Nachbarn steigen die Zahlen rasant. Erste Regierungen sprechen wieder Reisewarnungen aus. Die Anbieter vor Ort befürchten deshalb, dass nach dem Frühjahr auch der Sommer ins Wasser fällt.

Staaten reagierten vorbildlich auf die Pandemie

Dabei gab es im Frühjahr noch allen Anlass zur Hoffnung. Als Ende März der Corona-Ausbruch im nahen Norditalien außer Kontrolle geriet, reagierten die Staaten des Westbalkans schnell und konsequent. Serbien schloss sofort seine Grenzen und verhängte strikte Ausgangsbeschränkungen. Unter der Woche musste jeder Bürger ab 17 Uhr zu Hause sein, am Wochenende ab Mitternacht. Schulen, Restaurants und Geschäfte blieben dicht.

Nordmazedonien verhängte den Ausnahmezustand. Ähnlich wie in Serbien musste die Bevölkerung vom Nachmittag an bis zum Morgen in den eigenen vier Wänden bleiben. Noch härtere Regeln galten für Personen über 67 Jahre sowie für Kinder und Jugendliche. In Bosnien und Herzegowina durften Personen unter 18 Jahren nur im Auto der Eltern das eigene Haus verlassen.

Folge: nur wenige Infektionen

Die drastischen Maßnahmen zeigten Wirkung: Die Infektionszahlen auf dem Westbalkan blieben niedrig. Zu keiner Zeit erreichte das Infektionsgeschehen dort das Niveau von Deutschland zur Hochzeit Anfang April, geschweige denn das von Italien oder Spanien.

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So wich die anfängliche Sorge schnell der Überzeugung, das Schlimmste bereits hinter sich gebracht zu haben. Auch der Wirtschaft wegen begannen die Regierungen bereits Anfang Mai, die strengen Maßnahmen wieder zurückzunehmen. Die Ausgangsbeschränkungen fielen, die Grenzen wurden wieder geöffnet. In Belgrad ließen es die Behörden sogar zu, dass das Derby zwischen den Fußballklubs Partisan und Roter Stern vor 20.000 Zuschauern ausgetragen wurde.

Beobachter wiesen auch auf einen möglichen Zusammenhang mit den Wahlen hin. In Serbien wurde am 21. Juni über ein neues Parlament abgestimmt, in Kroatien am vergangenen Wochenende. Die im Vorfeld verfügten Lockerungen, so hieß es, hätten verhindern sollen, dass sich der Ärger über die Einschränkungen an den Wahlurnen entlädt.

Mehr Neuinfektionen denn je

Die Euphorie des Mai aber ist längst verflogen. In allen Staaten des Westbalkan nehmen die bestätigten Neuinfektionen seit dem Juni wieder deutlich zu.

In Serbien (rund sieben Millionen Einwohner) gibt es derzeit rund 300 Corona-Befunde täglich, in Montenegro (600.000 Einwohner) etwa 60. In Nordmazedonien (zwei Millionen Einwohner) bewegen sich die Neuinfektionen seit einem Monat um die 150 am Tag. Im Kosovo mit etwa halb so vielen Einwohnern wie Berlin kamen allein am Montag fast 200 Fälle hinzu. Zum Vergleich: In ganz Deutschland mit 45-mal so vielen Einwohnern waren es am Dienstag 390.

Notstand in Belgrad, Griechenland schließt Grenze

Im Kosovo, in Nordmazedonien, Montenegro, aber auch in Bosnien und Herzegowina waren die Infektionszahlen zu keinem Zeitpunkt der Pandemie höher als jetzt. In Serbien verhängte die Regierung als Reaktion auf den starken Anstieg am Freitag den Notstand über die Hauptstadt Belgrad. Das heißt, dass in allen öffentlichen Gebäuden und im Nahverkehr wieder Masken getragen werden müssen, Lokale früher schließen müssen, und Versammlungen im Freien auf 500 Personen, in Gebäuden auf 100 beschränkt bleiben.

Seit Montag lässt Griechenland keine Reisenden aus Serbien mehr ins Land. Österreich sprach schon in der vergangenen Woche die höchste Reisewarnstufe für sechs Westbalkan-Staaten aus, darunter Serbien, Nordmazedonien und Montenegro. Für Kroatien galt dies zunächst nicht. Dort blieb der Anstieg der Fallzahlen zuletzt vergleichsweise niedrig. Doch die Sorge ist groß, dass sich das bald ändern könnte.

Der Molekularbiologe Gordan Lauc von der Universität Zagreb forderte am Dienstag im kroatischen Rundfunk, alles dafür zu tun, die Fallzahlen niedrig zu halten. Er warnte, bei einem drastischen Anstieg der Infektionen könnte das Gesundheitssystem zusammenbrechen. Wo es zu Ausbrüchen kommt, sollten lokal Maßnahmen verhängt werden. Große Zusammenkünfte sollten untersagt bleiben.

"Bei uns ist es sicher"

Bei Kroatiens Reiseanbietern gibt man sich trotz der schwierigen Lage optimistisch und verweist auf die umfangreichen Vorkehrungen. "Bei uns ist es sicher, wir arbeiten professionell, wir halten uns an die behördlichen Empfehlungen", betonte Nedo Pinezic, der Koordinator des Wirtschaftsverbands Glas Poduzetnika (Stimme der Unternehmer), gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Die typischen Urlaubsformen in Kroatien seien Aufenthalte in privaten Unterkünften, in kleinen Hotels oder auf Campingplätzen. Damit ließen sich Kontakte zu anderen Menschen auf ein Minimum reduzieren, erklärt Pinezic. "Es gibt genügend Platz für Privatheit."

Grundsätzlich steht Reisenden in Kroatien derzeit die gesamte Breite an Aktivitäten offen. Der Gastronomiebetrieb läuft, Strände, Schwimmbäder, National- und Naturparks sind geöffnet. Auch touristische Attraktionen wie die Stadtmauer von Dubrovnik können besucht werden. Beim öffentlichen Nahverkehr und den Fähren gilt der Regelbetrieb. Vorschrift ist überall, dass sich die Besucher an die vorgegebenen Corona-Verhaltensregeln halten.

Gleichsam sind die Ausfälle für die Branche schon jetzt immens. "Im Juni hatten wir 40 Prozent der Buchungen im Vergleich zum Juni 2019, aber nur 20 Prozent des Umsatzes", beschrieb Uros Martinovic von der Betreiberfirma des Feriendorfs "Bi-Village" in Istrien gegenüber der dpa den aktuellen Stand. Wo die Gäste Corona-bedingt weniger dürften, würden sie auch weniger Geld ausgeben. Für die gesamte Saison erhofft sich Martinovic 50 bis 60 Prozent der Gästezahlen der Vorsaison. "Werden es nur 40 Prozent, wären wir auch schon zufrieden."

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