Premier an Covid-19 erkrankt Johnson wird auf Intensivstation mit Sauerstoff versorgt
Der gesundheitliche Zustand des britischen Premierministers hat sich verschlechtert. Seit Montagabend liegt Boris Johnson auf der Intensivstation. Nun übernimmt sein Außenminister die Regierungsgeschäfte.
Der britische Premierminister Boris Johnson wird wegen seiner Covid-19-Erkrankung jetzt auf der Intensivstation eines Londoner Krankenhauses behandelt. Politiker aus aller Welt wünschten dem Regierungschef noch in der Nacht zum Dienstag eine schnelle Genesung. Johnson habe Außenminister Dominic Raab damit beauftragt, ihn zu vertreten, wo es notwendig sei, teilte eine Regierungssprecherin am Montagabend mit. Über den genauen Zustand des 55-Jährigen informierte Downing Street hingegen nicht.
"Der Premierminister ist in hervorragenden Händen und dankt allen Mitarbeitern des (Gesundheitsdiensts) NHS für ihre harte Arbeit und ihr Engagement", heißt es weiter in der offiziellen Mitteilung. Königin Elizabeth II. (93) wurde über die Lage informiert. Nach Medienberichten ist Johnson bei Bewusstsein.
Britische Medien berichteten unterdessen von Problemen mit Johnsons Atmung. Der "Guardian" schrieb Johnson sei bei Bewusstsein und müsse nicht künstlich beatmet werden. Die "Times" berichtete unter Berufung eines Arztes im Krankenhaus, der britische Premier habe vier Liter Sauerstoff benötigt, das sei unter der Menge der meisten Patienten auf der Intensivstation und deute darauf hin, dass er in einem besseren Zustand sei als viele andere.
Der britische Premier hatte seine Infektion mit dem neuartigen Erreger bereits am 27. März öffentlich gemacht. Zunächst arbeitete er isoliert im Regierungssitz in der Downing Street weiter. In seinen Videobotschaften zur Pandemie gab er sich optimistisch, er selbst wirkte aber bereits deutlich angeschlagen und hatte auch deutlich an Gewicht verloren. Weil die Symptome anhielten, wurde Johnson am Sonntag auf Anraten seiner Ärzte ins Krankenhaus eingeliefert.
Noch am Nachmittag hatte die Downing Street Number 10 lediglich von Routinetests berichtet, denen sich Johnson unterziehen werde. Demnach habe der Premier zwar weiterhin Fieber und Husten gehabt, sei jedoch bei guter Laune. Er selbst schrieb am Montag auf Twitter: "In der vergangenen Nacht bin ich auf Anraten meines Arztes zu einigen Routinetests ins Krankenhaus gegangen, weil ich immer noch Coronavirus-Symptome habe." Er halte Kontakt zu seinem Team, um den Erreger zu bekämpfen und alle zu schützen.
Jedoch hatten einige britische Medien geschrieben, dass der Premierminister schwer an der Lunge erkrankt sei und beatmet werden müsse. Außenminister Raab musste Johnson bereits auf einer Sitzung vertreten. Der 55-jährige wird im St. Thomas' Hospital nahe dem Parlament behandelt.
Kanzlerin Merkel wünscht Johnson eine gute Besserung
Bundeskanzlerin Angela Merkel wünschte Johnson viel Kraft und gute Besserung. Sie hoffe, dass Johnson das Krankenhaus bald wieder verlassen könne, schrieb Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag auf Twitter.
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US-Präsident Donald Trump sagte auf einer Pressekonferenz, dass man Johnsons Ärzten Unterstützung angeboten habe. "Wir werden sehen, ob wir helfen können." Er deutete an, dass es um die Behandlung mit Medikamenten geht, die noch nicht für die Behandlung einer Erkrankung mit dem Coronavirus zugelassen sind. Wenn man wegen der Lungenkrankheit Covid-19 auf der Intensivstation behandelt werde, werde es "sehr, sehr ernst", sagte Trump weiter.
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Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron wünschten dem Regierungschef via Twitter eine schnelle Genesung. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg schrieb: "Viel Kraft, Boris, und werde bald gesund." Schottlands Regierungschefin Nicola Sturgeon twitterte: "Meine Gedanken sind beim Premierminister und bei seiner Familie." Der britische Finanzminister Rishi Sunak teilte ebenfalls per Twitter mit, seine Gedanken seien bei Johnson und dessen schwangerer Freundin Carrie Symonds.
Symonds verbrachte eine Woche lang mit Symptomen der Lungenkrankheit im Bett. Das Paar hatte Ende Februar seine Verlobung bekanntgegeben. Das Baby soll im Frühsommer auf die Welt kommen.
Umstrittener Kurs in der Corona-Krise
Johnson war wegen seines Umgangs mit der Corona-Krise zuletzt immer mehr unter Druck geraten. Durch den Schlingerkurs seiner Regierung hat das Land im Kampf gegen die Ausbreitung des Virus wertvolle Zeit verloren. Im chronisch unterfinanzierten Gesundheitsdienst NHS (National Health Service) gibt es zudem nicht genügend Tests, Schutzausrüstungen und Beatmungsgeräte. Erste Kliniken meldeten britischen Medien zufolge sogar einen Mangel an Sauerstoff für die Beatmung der Lungenkranken.
Hinzu kommt, dass Johnson noch Anfang März damit geprahlt hatte, dass er Menschen in einem Krankenhaus, darunter Covid-19-Patienten, die Hände geschüttelt habe. Das werde er auch weiterhin tun, sagte er damals.
- Nachrichtenagenturen Reuters, AFP, dpa
- The Times: Boris Johnson in intensive care (kostenpflichtig)