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Iran: Obergrenze für Scheidungen eingeführt


Jährlich 182 pro Notariat
Im Iran gibt es jetzt eine Obergrenze für Scheidungen

Von dpa
28.01.2020Lesedauer: 2 Min.
Eine Frau läuft in Teheran an einem Brautmodengeschäft vorbei: Der Iran befindet sich im gesellschaftlichen Umbruch, daher steigen die Scheidungszahlen (Archivbild).Vergrößern des Bildes
Eine Frau läuft in Teheran an einem Brautmodengeschäft vorbei: Der Iran befindet sich im gesellschaftlichen Umbruch, daher steigen die Scheidungszahlen (Archivbild). (Quelle: UPI Photo/imago-images-bilder)

Jede dritte Ehe im Iran wird geschieden – für die Führung des religiösen Landes höchst beunruhigende Zahlen. Deswegen gilt nun eine jährliche Obergrenze für Scheidungen.

Um die hohe Scheidungsrate im Iran unter Kontrolle zu bringen, wird die Registrierung von Scheidungen im Iran begrenzt. Auf Anweisung des iranischen Justizchefs dürfen seit Samstag die Notariate nur eine begrenzte Zahl von Scheidungsfällen im Jahr annehmen, so ein Sprecher der Notariatskammer laut Nachrichtenagentur Isna.

Für alle Notariate landesweit gibt es demnach nun eine Obergrenze für die Registrierung von Scheidungen. In der Hauptstadt Teheran, wo es die meisten Scheidungen gibt, liegt diese bei 182 pro Notariat. Zuvor hatte es bei einzelnen Notariaten und Familiengerichten auffallend hohe Scheidungszahlen gegeben – dahinter wird Korruption vermutet. Dem soll die neue Begrenzung entgegenwirken.

"Krumme Geschäfte" bei einigen Familiengerichten

Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur IRNA sollen in den letzten Jahren bei einigen Familiengerichten "krumme Geschäfte" gelaufen sein. Die Scheidungsurteile wurden "außerhalb der üblichen Dienstwege und teilweise unmoralisch" sehr schnell gefällt und die Fälle an bestimmte Notariate weitergegeben. Damit haben laut IRNA manche Mitarbeiter in den Familiengerichten sowie einige Notariate lukrative Geschäfte gemacht. Daher habe die Justiz eine Obergrenze gesetzt, um diesen "notariellen Missbrauch" zu blockieren.

Im Iran endet nach amtlichen Angaben jede dritte Ehe mit einer Scheidung – vor 20 Jahren war es noch jede achte Ehe. Für den Iran mit seinen strengen islamischen Regeln ist dieser Anteil höchst beunruhigend.

Scheidungen in den letzten Jahren weniger tabuisiert

Der Grund sind laut Soziologen drastische Änderungen in der gesellschaftlichen Ordnung im Land in den vergangenen Jahren. Scheidung ist für viele Frauen und Familien kein Tabuthema mehr. Auch wollen besonders viele Jugendliche in den Großstädten Beziehungen ohne Trauschein.

Außerdem haben immer mehr Frauen eine bessere akademische Ausbildung als die Männer und erhalten dementsprechend die besseren Jobs. Das macht sie finanziell sowie gesellschaftlich unabhängiger und mutiger, so die Soziologen. Sie bezweifeln daher, dass die Rationierung die Scheidungsrate im Iran reduzieren werde.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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