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Proteste im Libanon: Hunderte Verletzte bei Gewalt in Beirut


Frust über Korruption und Misswirtschaft
Gewalt bei Protesten im Libanon – fast 400 Verletzte

Von afp
Aktualisiert am 20.01.2020Lesedauer: 2 Min.
Ein Demonstrant greift eine Polizei-Barrikade nahe dem Parlamentsgebäude an: Human Rights Watch spricht auch von "brutaler" Polizeigewalt.Vergrößern des Bildes
Ein Demonstrant greift eine Polizei-Barrikade nahe dem Parlamentsgebäude an: Human Rights Watch spricht auch von "brutaler" Polizeigewalt. (Quelle: Hassan Ammar/ap-bilder)

Seit drei Monaten demonstrieren große Teile der libanesischen Bevölkerung gegen die wirtschaftliche und politischer Situation im Land. Jetzt gab es bei gewalttätigen Protesten in Beirut hunderte Verletzte.

Bei gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften in Beirut sind am Samstag fast 400 Menschen verletzt worden. Wie am Sonntag aus Zahlen des libanesischen Roten Kreuzes und der Zivilschutzbehörde hervorging, mussten mindestens 377 Menschen medizinisch versorgt werden. Es handelte sich damit um den gewalttätigsten Tag seit Beginn der Proteste vor drei Monaten.

Der Libanon wird seit Mitte Oktober von beispiellosen Protesten gegen Korruption und Misswirtschaft erschüttert. Die Wut der Bevölkerung hat in den vergangenen Wochen noch zugenommen, weil sich ihre wirtschaftliche Lage weiter verschlechtert und es mehr als zwei Monate nach dem Rücktritt von Ex-Ministerpräsident Saad Hariri noch immer keine neue Regierung gibt.

Wasserwerfer, Tränengas und Gummigeschosse

Die Zusammenstöße am Samstag begannen, als einige Dutzend Demonstranten Mitglieder der Bereitschaftspolizei angriffen, die sich hinter Absperrungen und Stacheldraht vor dem Parlament postiert hatten. Die Demonstranten, einige von ihnen vermummt, bewarfen die Sicherheitskräfte mit Steinen, Blumentöpfen, Straßenschildern und anderen Gegenständen. Andere Demonstranten versuchten, eine Polizeiabsperrung vor dem Regierungssitz zu durchbrechen.

Die Polizei ging mit Wasserwerfern und Tränengas gegen die Angreifer vor. Wie ein AFP-Reporter berichtete, feuerten die Sicherheitskräfte auch Gummigeschosse ab. In vornehmen Straßen der Beiruter Innenstadt hingen dicke Rauch- und Tränengasschwaden in der Luft, immer wieder waren die Sirenen von Rettungswagen zu hören.

Kritik von Menschenrechtsorganisationen

Human Rights Watch sprach von "brutaler" Polizeigewalt gegen "größtenteils friedliche Demonstranten". Der stellvertretende Leiter der Nahost-Abteilung der Menschenrechtsorganisation, Michael Page, sagte, die Polizisten hätten Tränengas- und Gummigeschosse auf Kopf- und Augenhöhe der Demonstranten abgefeuert und auch "Menschen in Krankenhäusern und Moscheen angegriffen".

Laut der staatlichen Nachrichtenagentur ANI wurden rund 30 Menschen vorübergehend festgenommen. Hariri, der Ende Oktober unter dem Druck der Proteste zurückgetreten war, sprach von "verdächtigen und verrückten" Vorgängen in Beirut und machte "Eindringlinge" für die Gewalt verantwortlich. Aktivisten riefen für Sonntag zu neuen Protesten auf.

Hariris designierter Nachfolger Hassan Diab hat es bislang nicht geschafft, ein Kabinett zu bilden. Regierungsbildungen im Libanon dauern wegen des komplexen politischen Systems oft monatelang.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur AFP
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