Zwei Jahre nach Referendum Umfrage zum Brexit: Stimmung vieler Briten wird schlechter
Birmingham/London (dpa) - Düstere Aussichten: Exakt sechs Monate vor dem Brexit schätzen die meisten Briten die Zukunft ihres Landes schlechter ein als beim Referendum vor zwei Jahren.
Das geht aus einer kurz vor dem Parteitag der Konservativen veröffentlichten Umfrage im Auftrag des Nachrichtensenders Sky News hervor. Auf dem viertägigen Treffen ab diesen Sonntag in Birmingham wird sich Premierministerin Theresa May ihren Kritikern stellen müssen.
In der repräsentativen Umfrage gaben 56 Prozent an, dass die Scheidung von der Europäischen Union schlimmere Folgen haben könnte, als sie bei der Abstimmung dachten. Nur 9 Prozent gehen von einem besseren Ausgang aus. 26 Prozent änderten ihre Meinung nicht.
Auch unter den Brexit-Wählern verschlechterte sich die Stimmung: 43 Prozent gehen demnach nicht mehr von so positiven Folgen des EU-Austritts aus wie beim Referendum. 15 Prozent sehen die Zukunft rosiger als damals. Bei 34 Prozent der Befragten, die im Jahr 2016 für die Trennung von der EU stimmten, änderte sich die Einstellung nicht. Das Institut Sky Data befragte insgesamt 1070 Briten.
Großbritannien wird am 29. März 2019 die EU verlassen. Die Verhandlungen zwischen London und Brüssel kommen jedoch nicht voran. Es droht daher ein Austritt aus der Staatengemeinschaft ohne Abkommen; dies würde die Wirtschaft aber erheblich treffen.
Auf dem Parteitag trifft May auf ihre größten Widersacher, darunter Ex-Außenminister Boris Johnson, den ehemaligen Brexit-Minister David Davis und den einflussreichen parlamentarischen Hinterbänkler Jacob Rees-Mogg. Sie fordern einen klaren Bruch mit Brüssel und scharren viele Brexit-Hardliner hinter sich. Johnson wird am Dienstag in Birmingham eine Rede halten - einen Tag vor der Premierministerin.
May will eine Freihandelszone mit der EU für Waren, aber nicht für Dienstleistungen wie Bankgeschäfte. Ein Knackpunkt beim Brexit ist auch die Ausgestaltung der Grenze zwischen dem britischen Nordirland und dem EU-Mitglied Irland. Die Ex-Bürgerkriegsregion gilt als sehr fragil. Derzeit ist die Grenze im grünen Hügelland unsichtbar.
Britische Zeitungen spekulierten, dass May auf dem Parteitag ein anderes Thema in den Fokus rücken könnte, um die Wogen zu glätten: Sie soll demnach eine harte Linie gegen EU-Einwanderer ankündigen.