International Trump will Putin im Herbst nach Washington einladen
Washington/Moskau (dpa) - Trotz anhaltender Kritik an seinem Gipfel mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin in Helsinki will US-Präsident Donald Trump den Kremlchef im Herbst nach Washington einladen.
Die Sprecherin des Weißen Hauses, Sarah Sanders, teilte auf Twitter mit, Trump habe seinen Nationalen Sicherheitsberater John Bolton mit der Einladung betraut. Es wäre Putins erster Besuch im Weißen Haus seit September 2005, als George W. Bush noch US-Präsident war.
Trump hatte auf Twitter Kritik an dem Gipfel mit Putin in Helsinki zurückgewiesen und geschrieben: "Ich freue mich auf unser zweites Treffen, damit wir damit beginnen können, einige der vielen diskutierten Themen umzusetzen." Trump steht wegen seiner Aussagen in Helsinki seit Tagen in den USA in der Kritik.
Trump hatte in den Tagen nach dem Gipfel mit Putin in Helsinki mit widersprüchlichen Aussagen, Dementis und Klarstellungen viel Verwirrung gestiftet. Im Zuge seines Zickzack-Kurses sagte Trump in einem Interview mit dem US-Sender CBS am Mittwoch (Ortszeit), er habe persönlich Putin davor gewarnt, dass die USA Einmischungen in künftige US-Wahlen nicht tolerieren würden. "Ich habe ihn wissen lassen, dass wir das nicht dulden können."
Auf die Frage, ob er Putin für die Einmischung bei der US-Wahl 2016 persönlich verantwortlich machen würde, antwortete er: "Das würde ich, weil er für das Land zuständig ist. Genauso, wie ich mich für verantwortlich halte für Dinge, die in diesem Land passieren." Zuvor hatte Trump sich sowohl bei der Pressekonferenz mit Putin in Helsinki als auch am Rande einer Kabinettssitzung am Mittwoch in Washington anders geäußert, dies später aber entweder als Versprecher oder Falschberichterstattung bezeichnet.
Trumps erste Äußerungen legten nahe, dass er Erkenntnisse der US-Geheimdienste anzweifelt. Diese halten es für erwiesen, dass Russland sich in die Präsidentenwahl von 2016 eingemischt hat. Putin bestritt dies am Montag in Helsinki. Trump nannte Putins Dementi "extrem stark und kraftvoll".
Nach einem Bericht der "New York Times" sind Trump bereits zwei Wochen vor dessen Amtseinführung im Januar 2017 streng vertrauliche Geheimdienstinformationen gezeigt worden, wonach Putin persönlich Cyber-Angriffe auf die US-Wahlen angeordnet haben soll. Diese Informationen sollen unter anderem von einer Quelle aus dem engsten Umfeld Putins stammen. Trump habe sich widerwillig überzeugt gezeigt, berichtete das Blatt.
Obwohl Trump in den vergangenen Tagen mit seinen widersprüchlichen Aussagen selbst die Kontroverse befeuert hatte, machte er die Berichterstattung in einigen Medien dafür verantwortlich. Er warf ihnen dabei unter anderem Kriegstreiberei vor: "Die Fake-News-Medien wollen unbedingt eine große Konfrontation sehen, sogar eine Konfrontation, die zum Krieg führen könnte", schrieb er auf Twitter. Trump schien auch auf den Bericht in der "New York Times" angespielt zu haben.
Die sogenannten Fake-News-Medien erfänden Geschichten, ohne dafür Quellen oder Beweise zu haben, twitterte Trump. "Viele Beiträge, die über mich oder die guten Leute um mich herum geschrieben werden, sind reine Fiktion."
Mit Fake-News-Medien meint Trump pauschal alle, die nicht auf einer Welle mit ihm liegen oder kritisch über ihn berichten. Dazu gehören auch Zeitungen wie die angesehene "New York Times", die Jahr für Jahr mit Journalistenpreisen für ihre Qualitätsberichterstattung geehrt wird.
Trump wertete das Treffen mit Putin als Erfolg. "Ich denke, ich habe das bei der Pressekonferenz großartig gemacht", sagte er CBS. In der Realität hatte Trump nach massiver parteiübergreifender Kritik, einem verheerenden Presseecho und auf Anraten von Beratern und engsten Vertrauten zumindest eine von mehreren umstrittenen zentralen Aussagen klarstellen müssen.
"Ich denke, dass wir viel erreicht haben", sagte Trump zu seinem Gespräch mit Putin. "Es war ein sehr gutes Treffen." Dabei sei es unter anderem um die Nichtverbreitung von Atomwaffen, den Schutz Israels und die nukleare Abrüstung Nordkoreas gegangen.
Auch Putin wertete das Treffen im Großen und Ganzen als Erfolg. "Wir sind auf einem guten Weg", sagte er bei einem Treffen mit seinem diplomatischen Korps in Moskau. "Wir werden aber die Entwicklungen genau beobachten, weil bestimmte Kräfte in den USA versuchen, die Ergebnisse kleinzureden und zu leugnen." Russland sei offen für Kontakte mit den USA, obwohl die Beziehungen zu dem Land in einigen Bereichen so schlecht seien wie seit dem Kalten Krieg nicht mehr.
Putin sagte, er habe in Helsinki viele wichtige Dinge angesprochen. "Natürlich wäre es naiv zu glauben, alle Probleme in wenigen Stunden lösen zu können, die sich über die Jahre angesammelt haben", sagte er. "Als die größten Atommächte haben wir eine besondere Verantwortung für die strategische Stabilität und Sicherheit."
Konkrete Vereinbarungen gab es bei dem Gipfel nicht. Weil bei dem über zwei Stunden dauernden Privatgespräch nur Trump und Putin sowie deren Übersetzer anwesend waren und kein Protokoll geführt wurde, rätseln das politische Washington wie auch die Verbündeten in Europa, was eigentlich genau besprochen wurde. Die oppositionellen US-Demokraten fordern deshalb Aufklärung.