Hilfsorganisationen Neue Sexvorwürfe in Hilfsorganisation
London (dpa) - Die Debatte um sexuelle Übergriffe in Hilfsorganisationen und im Kulturbereich hat weiter an Fahrt aufgenommen. Nach Belästigungsvorwürfen trat der Ehemann der ermordeten britischen Politikerin Jo Cox von seinen Ämtern in zwei Wohltätigkeitsorganisationen zurück.
Außerdem protestierten fast 200 britische und irische Schauspielerinnen in einem offenen Brief gegen sexuelle Übergriffe und ungleiche Bezahlung in ihrer Branche. Sie riefen anlässlich der Verleihung der britischen Bafta-Filmpreise zu Spenden für eine neue Initiative auf, die Frauen unterstützen soll.
Der Witwer Brendan Cox entschuldigte sich für den "Schmerz und Ärger", den er bei Frauen verursacht habe. Er habe sich während seiner Arbeit für die Hilfsorganisation Save the Children im Jahr 2015 Frauen gegenüber unangemessen verhalten. "Ich habe Fehler gemacht", sagte der 39-Jährige, der die Organisation noch im selben Jahr verließ. Später soll er bei einer USA-Reise eine Amerikanerin sexuell belästigt haben. Diese Vorwürfe wies er aber strikt zurück.
Die Labour-Politikerin Cox war kurz vor dem Brexit-Referendum 2016 von einem Rechtsradikalen getötet worden. Sie hatte sich für den Verbleib Großbritanniens in der EU und für Migranten eingesetzt. Zum Gedenken an ihr Wirken waren die Jo-Cox-Stiftung und die Hilfsorganisation More in Common gegründet worden. Aus beiden zieht sich ihr Ehemann nach den Vorwürfen jetzt zurück.
Berichte über Sex-Partys von Oxfam-Mitarbeitern mit Prostituierten in Haiti und im Tschad hatten kürzlich eine Debatte über sexuelle Ausbeutung in Hilfsorganisationen losgetreten. Oxfam legte inzwischen einen umfangreichen Maßnahmenkatalog vor.
Schauspielerin Emma Watson spendete bereits eine Million Pfund (etwa 1,1 Millionen Euro) für die neue Frauen-Initiative in Großbritannien, wie die Zeitung "The Observer" am Sonntag berichtete. Zu den Unterzeichnerinnen gehörten neben Watson auch Keira Knightley und Emma Thompson. Sie seien durch die US-Initiative "Time's Up" (Die Zeit ist um) inspiriert worden, schrieben die Schauspielerinnen.
"Time's up" will der Belästigung von Frauen in der Filmindustrie und im amerikanischen Berufsalltag allgemein ein Ende bereiten. Ihr gehören hunderte Hollywood-Künstlerinnen an. Das britische Pendant wird von der Frauenhilfsorganisation Rosa organisiert. "Lasst uns 2018 zu dem Jahr machen, in dem die Zeit für sexuelle Belästigung und Missbrauch um ist", schrieben die Schauspielerinnen kurz vor der Bafta-Preisverleihung am Sonntagabend in London.
Massive Vorwürfe gegen den Hollywood-Filmproduzenten Harvey Weinstein hatten eine weltweite Debatte über sexuelle Ausbeutung losgetreten.