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US-Wahl: Biden tourt durch Pennsylvania – Wirbel um Radiointerview


US-Wahlkampf
Wirbel um Interview mit Biden – Moderatorin verlässt Sender

Von t-online, aj

Aktualisiert am 08.07.2024Lesedauer: 4 Min.
imago images 0707683610Vergrößern des BildesJoe Biden besucht eine Kirche in Philadelphia: Allerdings machte der US-Präsident wegen eines anderen Auftrittes Schlagzeilen. (Quelle: IMAGO/David Muse/imago)

US-Präsident Biden macht im "Swing State" Pennsylvania betont persönlichen Wahlkampf. Schlagzeilen macht jedoch ein Radiointerview.

US-Präsident Joe Biden hat eine Reihe von Wahlkampfauftritten im Bundesstaat Pennsylvania absolviert. Während er mit Anhängern sprach, für Selfies posierte und Limonade trank, sorgte allerdings eine andere Nachricht für Wirbel: Die US-Radiomoderatorin Andrea Lawful-Sanders musste ihren Job bei einem Sender in aus Philadelphia aufgeben, nachdem sie ein Interview mit Biden geführt hatte. Der Vorwurf: Sie habe von seiner Kampagne vorab ausgewählte Fragen an Biden gestellt. Davon berichteten mehrere US-Medien.

"Das Interview enthielt vorher festgelegte Fragen, die vom Weißen Haus bereitgestellt wurden, was gegen unsere Praxis verstößt, ein unabhängiges Medienunternehmen zu bleiben", bestätigte Sara Lomax, Präsidentin und CEO des Senders WURD Radio gegenüber CNN. Der Radiosender sei kein Sprachrohr für die Biden- oder eine andere Regierung.


  • Hören Sie hier im Podcast mehr zum Auftreten von Joe Biden und der Macht der Medien im US-Wahlkampf:
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Das Interview fand demnach vergangene Woche statt. Lawful-Sanders, eine bekannte schwarze Moderatorin, stellte in ihrer Sendung vier Fragen an Biden. Sie fragte nach den Auswirkungen der Wahl, seinen Errungenschaften, seiner Debattenleistung und was er zögernden Wählern sagen würde. "Die Fragen wurden mir zur Genehmigung geschickt. Ich habe sie genehmigt", bestätigte auch Lawful-Sanders später gegenüber CNN.

Vorfall heizt Debatte um Biden weiter an

Ein Sprecher der Biden-Kampagne wollte die Berichte laut CNN weder bestätigen noch dementieren. "Wir machen Interviews nicht von der Annahme dieser Fragen abhängig", wird der Sprecher zitiert. Das Biden-Team kündigte demnach an, künftig keine vorgeschlagenen Fragen mehr an Interviewer zu senden.

Der Vorfall heizt jedoch die bereits bestehenden Debatten um Bidens geistige Schärfe weiter an. Nach seiner schwachen Leistung in der ersten Debatte mit seinem Gegner Donald Trump haben viele führende Demokraten ihre Sorgen über Bidens Präsidentschaftskandidatur geäußert.

Biden schien auch mit seinem Besuch in Philadelphia am Sonntag dem Narrativ der vergangenen Woche entgegenwirken zu wollen, er sei dem Wahlkampf körperlich nicht mehr gewachsen. Zunächst sprach er in einer historisch vorwiegend von Schwarzen besuchten Kirche. Danach legte er einen überraschenden Zwischenstopp bei Wahlkampfhelfern ein, bevor er schließlich im weiter westlich gelegenen Harrisburg lange mit Anhängern sprach. Auf dem Rückweg zum Flughafen besuchte er noch ein Café.

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Während Biden durch Pennsylvania tingelte, kamen demokratische Abgeordnete aus dem Repräsentantenhaus bei einer außerordentlichen Schalte zusammen. Der Minderheitsführer der Parlamentskammer, Hakeem Jeffries, hatte das Treffen anberaumt. US-Medien berichteten danach unter Berufung auf mit der Situation vertraute Personen, mehrere hochrangige Parteivertreter seien überzeugt, Biden müsse aus dem Rennen um das Weiße Haus aussteigen.

Interne Spannungen bei den Demokraten

Sollten diese Vertreter ihre Überzeugung öffentlich machen, würden sie sich fünf Abgeordneten anschließen, die diesen Schritt bereits gegangen sind. Zwei weitere Abgeordnete haben ihre Einschätzung publik gemacht, dass Biden bei der Präsidentenwahl im November nicht gegen seinen republikanischen Herausforderer Donald Trump gewinnen kann. Andere demokratische Kongressmitglieder äußerten sich bislang nicht ganz so drastisch, drückten aber Besorgnis aus.

Bei den Demokraten geht die Befürchtung um, dass Bidens Lage sich auf das eigene Mandat auswirken könnte – bei der US-Wahl im November stehen neben dem Präsidentenamt auch alle Sitze im Repräsentantenhaus zur Abstimmung sowie ein Drittel aller Sitze im Senat. Im Zuge der heute beginnenden Sitzungswoche im US-Parlament wird vor allem deshalb mit weiteren Abweichlern gerechnet. Ein Treffen demokratischer Senatorinnen und Senatoren, das laut US-Medien für heute angepeilt war, findet einem Bericht von "Axios" zufolge allerdings doch nicht statt.

"Das kann keine Woche sein, in der alles wie gewohnt läuft", sagte Senator Chris Murphy im Sender CNN. Biden müsse der amerikanischen Öffentlichkeit beweisen, dass er immer noch derjenige sei, "den so viele von uns kennen und lieben". Murphy betonte, er glaube, dass Biden es schaffen könne, sagte aber auch: "Die Uhr tickt."

Ähnlich äußerte sich Adam Schiff bei NBC. Besonders besorgniserregend fand der demokratische Abgeordnete Bidens Aussage in einem viel beachteten TV-Interview am Freitag (Ortszeit), dass es letztlich darum gehe, ob er als Kandidat "sein Bestes gegeben" habe – auch, wenn er die Wahl nicht gewinnen sollte. Schiff widersprach energisch: "Es geht nicht nur darum, ob er sein Bestes gegeben hat, sondern vielmehr, ob er die richtige Entscheidung getroffen hat, zu kandidieren." Es gehe darum, "ob dieses Land eine Demokratie bleibt, oder ob wir in eine Art Pseudodiktatur abdriften", sagte Schiff.

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Sanders stellt sich hinter Biden

Anders bewertet wurde die Lage von Bernie Sanders. "Präsident Biden kann Donald Trump, den gefährlichsten Präsidenten in der Geschichte dieses Landes, eindeutig besiegen", konstatierte der parteilose Senator beim Sender CBS. Biden sei alt und könne sich nicht mehr so elegant ausdrücken, räumte Sanders ein. "Ich wünschte, er könnte die Stufen der Air Force One hinaufspringen – das kann er nicht." Im Zentrum der Debatte müsse nun aber stehen, wessen Politik der großen Mehrheit des Landes zugutekäme.

In Pennsylvania – ein "Swing State" (Schlüsselstaat bei den Präsidentschaftswahlen), der weder Demokraten noch Republikanern fest zugerechnet werden kann – präsentierte Biden sich Seite an Seite mit politischen Verbündeten aus dem Bundesstaat und adressierte unter anderem selbstironisch sein hohes Alter.

"Ich weiß, ich sehe aus, als ob ich erst 40 Jahre alt bin", witzelte er in der Kirche in Philadelphia vor einer jubelnden Gemeinde. "Aber ich bin schon eine ganze Weile dabei und offen gestanden nie optimistischer über Amerikas Zukunft gewesen." Dafür müssten aber alle gemeinsam anpacken, so Biden. Seine Rede las er mit kraftvoller Stimme von einem Manuskript ab. Bei den darauffolgenden Auftritten sprach er ohne Notizen oder Teleprompter – die Forderung danach hatten besorgte Parteikollegen zuvor mehrfach gestellt.

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Gastgeber beim Nato-Gipfel

Seit seinem desaströsen Auftritt beim ersten TV-Duell gegen Trump kämpft Biden an allen Fronten. Ein TV-Interview Bidens heizte Zweifel über seine Eignung teils eher an, als sie zu zerstreuen. Er sagte dabei unter anderem, nur Gott könne ihn zum Rückzug bewegen, lehnte einen ärztlichen Test zu seiner geistigen Fitness ab und stellte schlechte Umfragewerte infrage.

Das Weiße Haus hat derweil bereits weitere Termine Bidens für Mitte Juli angekündigt. In dieser Woche richtet der US-Präsident als Gastgeber den Nato-Gipfel in der Hauptstadt Washington aus. Wie er sich dort schlägt, dürfte engmaschig beobachtet werden.

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