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Großbritannien: Premierminister Keir Starmer benennt sein neues Kabinett


Großbritannien
Das ist das Kabinett von Labour-Premier Keir Starmer

Von dpa
05.07.2024Lesedauer: 3 Min.
Britain Election StarmerVergrößern des BildesKeir Starmer: Der neue Premierminister Großbritanniens hat sein Kabinett ernannt. (Quelle: Alastair Grant)

Keir Starmer hat Großbritannien Veränderung versprochen und mit Labour einen Erdrutschsieg erreicht. Das ist sein Kabinett.

Die Labour-Partei hat einen haushohen Sieg bei der Parlamentswahl in Großbritannien eingefahren und stellt nun die neue Regierung in London. Parteichef Keir Starmer ist der erste sozialdemokratische Premier seit 14 Jahren in dem Land. Am Freitag ernannte er seine Minister. Ein Überblick über die wichtigsten Posten in seinem Kabinett:

Vize-Premierministerin: Angela Rayner

Angela Rayner ist eine Ausnahmeerscheinung in einem Land, in dem Politiker in der Regel in Oxford oder Cambridge studiert haben. Sie wuchs in einer Sozialwohnung in Nordengland auf, verließ die Schule ohne Abschluss und wurde mit 16 alleinerziehende Mutter. Sie habe "einen Doktortitel in 'echtem Leben'", sagt die 44-Jährige über sich selbst.

Rayner engagierte sich in der Gewerkschaft, ist seit 2015 Abgeordnete und seit 2020 stellvertretende Labour-Chefin. Mit ihren linken Positionen, den offenen Worten und dem nordenglischen Dialekt hebt sich Rayner deutlich von Starmer ab. Im Kabinett wird sie für Wohnungsbau und Angleichung der Lebensverhältnisse in den Regionen zuständig sein.

Finanzen: Rachel Reeves

Die 45-jährige ehemalige Ökonomin der Bank of England ist die erste Frau an der Spitze des Finanzressorts. Damit hat sie, wie sie selbst sagt, "die letzte gläserne Decke in der Politik" durchbrochen. Reeves spielte eine zentrale Rolle bei der Neuausrichtung der Partei und ihrem Bestreben, wirtschaftliche Kompetenz zu verkörpern.

Labour sei jetzt "die natürliche Partei der Unternehmen", wiederholt sie immer wieder und verspricht "eiserne Disziplin" bei den öffentlichen Finanzen. Reeves propagiert eine aktive Rolle des Staates mittels Investitionen und will "die öffentlichen Dienste wieder aufbauen". Die neue Schatzkanzlerin stammt aus einer Londoner Lehrerfamilie, liebt Schach und gilt als schonungslose Macherin. In die Politik ging sie, als Tony Blair Premier war.

Außenpolitik: David Lammy

Auf mehr als 40 Auslandsreisen in den vergangenen zwei Jahren hat sich David Lammy bereits in Diplomatie geübt. Nach dem Brexit müsse Großbritannien "die große Kunst der Strategie wiederentdecken", sagt er. Der 51-jährige Anwalt will sich der EU wieder annähern, ansonsten sind keine großen Änderungen in der Außenpolitik unter Labour zu erwarten. Parteiintern wird der aktuellen Labour-Führung vorgeworfen, zu israelfreundlich zu sein.

Lammys Vorfahren waren Sklaven aus dem südamerikanischen Guyana. Mit 27 Jahren wurde er als jüngster Abgeordneter ins Unterhaus gewählt. Er ist mit dem früheren US-Präsidenten Barack Obama befreundet. Dessen Nachfolger Donald Trump nannte er einst einen "Soziopathen mit Neonazi-Sympathien" – inzwischen sagt er allerdings, er sei mit dieser Äußerung missverstanden worden. Möglicherweise wird Lammy es persönlich mit Trump zu tun bekommen, falls dieser erneut US-Präsident wird. Vorsorglich traf sich Lammy Presseberichten zufolge schon mit Trumps Beratern.

Verteidigung: John Healey

Dieses Schlüsselressort angesichts des Krieges gegen die Ukraine übernimmt der Labour-Veteran John Healey. Er wurde 1997, als Blair an die Macht kam, ins Parlament gewählt und arbeitete in verschiedenen Ministerien. In der Opposition war er für Wohnungsbau und Gesundheit zuständig, bevor er zur Verteidigung wechselte.

Der 64-Jährige muss als Minister die von Labour angekündigte Erhöhung der Militärausgaben auf 2,5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes umsetzen und sich um eine Armee kümmern, die in den vergangenen Jahren stark abspecken musste.

Inneres: Yvette Cooper

Yvette Cooper ist eine weitere Vertreterin der 1997 gewählten Blair-Generation. 2015 scheiterte sie mit ihrer Kandidatur für die Labour-Spitze. Mit ihren kämpferischen Reden im Unterhaus hat sie sich einen Namen als versierte Innenpolitikerin gemacht.

Als Chefin des Homeoffice ist sie für die Migrationspolitik zuständig – eines der großen Wahlkampfthemen. Sie wird eine harte Linie im Kampf gegen irreguläre Einwanderung vertreten müssen. Das Vorhaben der derzeitigen Regierung, Schutzsuchende nach Ruanda abzuschieben, will Labour umgehend stoppen.

Gesundheit: Wes Streeting

Wes Streeting fällt die Mammutaufgabe zu, das durch Sparmaßnahmen und Pandemie ruinierte öffentliche Gesundheitssystem zu sanieren. Derzeit müssen selbst Schwerkranke teilweise monatelang auf eine Behandlung warten.

Der 41-Jährige litt vor drei Jahren selbst an Nierenkrebs. Streeting wuchs in armen Verhältnissen in einer Londoner Sozialwohnung auf und möchte eines Tages Premierminister werden.

Ed Miliband, von 2010 bis 2015 Labour-Chef, übernimmt das Ministerium für Energiesicherheit und CO2-Neutralität. Die ehemalige Anwältin Shabana Mahmood übernimmt das Justizministerium und Bridget Philipson wird Bildungsministerin.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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