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Nawalny-Beerdigung: Erste Schikanen am Friedhofseingang


Nawalny-Beerdigung
Putins Regime warnt vor Teilnahme – und bedroht Bestatter

Von dpa, t-online, wan

Aktualisiert am 01.03.2024Lesedauer: 3 Min.
Beerdigung von Nawalny: Der Kreml installiert zahlreiche Sicherheitsvorkehrungen. (Quelle: Glomex)

Kremlgegner Alexej Nawalny wird am Freitag in Moskau beigesetzt. Putins Regime rechnet mit zahlreichen Trauergästen. Und reagiert mit Schikanen.

Am Freitagnachmittag wird der russische Oppositionelle Alexej Nawalny in Moskau beerdigt – und die Behörden haben bereits mit Vorbereitungen begonnen, die Teilnehmer der Beerdigung genau unter die Lupe zu nehmen. So sollen Überwachungskameras an Laternenpfosten installiert worden sein, heißt es im russischen Telegramkanal RusNews. Außerdem würde die Polizei rund um den Friedhof Borissowskoje im Südosten der Hauptstadt patrouillieren. Es seien auch Metallabsperrungen aufgebaut worden.

Das Team des Mitte Februar in Haft gestorbenen Kremlgegners Alexej Nawalny hat die Menschen aufgerufen, trotz erwarteter Polizeipräsenz zur Trauerfeier und zur Beerdigung des Oppositionellen in Moskau zu kommen. Kurz vor der Präsidentenwahl am 17. März sind dem Kreml jegliche größeren kritischen Veranstaltungen ein Dorn im Auge.

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Die Trauerfeier in der Kirche sei für 14 Uhr Ortszeit (12 Uhr MEZ) geplant, die Beerdigung dann zwei Stunden später angesetzt, teilte Nawalnys Sprecherin Kira Jarmysch mit. Kommen sollten alle, denen Nawalnys politische Arbeit etwas bedeutet habe. Der Fußweg von der Kirche zu Ehren der Gottesmutterikone "Lindere meine Trauer" bis zum Friedhof beträgt etwa 28 Minuten. Anwesend sein will dabei auch der deutsche Botschafter in Russland, Alexander Graf Lambsdorff, wie die dpa auf Anfrage erfuhr.

Angeblich Leichenwagen-Fahrer bedroht

Fraglich ist noch, wie der Sarg zur Trauerfeier kommt. Der Versuch, einen Leichenwagen zu mieten, um den Leichnam von Alexej Nawalny zu seiner Beerdigung zu bringen, wurde von Unbekannten vereitelt, teilte laut CNN das Team des russischen Oppositionsführers am Donnerstag mit. Die Sprecherin Kira Jarmysch behauptete, die Fahrer seien "von Unbekannten angerufen und bedroht worden, Alexejs Leichnam nirgendwohin zu bringen". Jarmysch sagte, ihr sei gesagt worden, dass "kein Leichenwagen damit einverstanden ist, den Leichnam dorthin zu bringen".

Friedhofsbesucher müssen Ausweis zeigen

Nach einem Bericht der unabhängigen russischen Webseite "Meduza" seien Polizisten in einer Bahnstation postiert worden. Videos auf X zeigen Polizisten am Friedhofseingang. Wer diesen besuchen wolle, müsse seinen Ausweis zeigen und den Grund für den Besuch erklären. Offiziell wird dies mit einem Schutz vor terroristischen Aktivitäten begründet.

Vor wenigen Tagen, so "Meduza", habe das russische Bildungsministerium ein Video veröffentlicht, in dem das Innenministerium vor der Beteiligung von Kindern an Versammlungen warnt. In dem Film, der bereits vor anderthalb Jahren entstand, wird als Beispiel auch eine Versammlung gezeigt, die damals von Nawalnys Team organisiert worden war. Es dürfte sich damit um eine klare Warnung handeln. Auch an anderer Stelle gibt es Warnungen aus dem Kreml an mögliche Teilnehmer der Trauerfeier. So sei Studenten der russischen Akademie für nationale Wirtschaft und Verwaltung mitgeteilt worden, von Versammlungen am 29. Februar und am 1. März fernzubleiben.

Kritik an russischen Behörden

Nawalnys Team will über die Trauerfeier im südöstlichen Bezirk Marjino sowie über die Beerdigung live im Internet berichten. Es wird ein großes Sicherheitsaufgebot erwartet – und befürchtet, dass russische Sicherheitskräfte Nawalnys Anhängern den Zugang zum Friedhof versperren könnten. Auch die Witwe Julia Nawalnaja verbreitete den Aufruf, zur Trauerfeier zu kommen. "Kommen Sie früh", riet sie Gästen in einem Beitrag auf der Plattform X.

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Nawalnys Mutter Ljudmila Nawalnaja hatte den Körper ihres Sohnes nach tagelanger Forderung an die Behörden, ihn ihr auszuhändigen, am Samstag erhalten. Eine von den Behörden zunächst geforderte heimliche Beerdigung lehnte sie ab.

In den vergangenen Tagen hatte Nawalnys Team nach einem Ort für die Trauerfeier gesucht und beklagt, dass sie dabei von den russischen Behörden behindert wurden. Nach russisch-orthodoxem Brauch ist es eigentlich üblich, Tote nach drei Tagen zu beerdigen und ihren Leichnam vorher im offenen Sarg aufzubahren, damit Trauernde sich verabschieden können.

Ein Saal für ein solches Abschiedsritual sei aber nicht zur Verfügung gestellt worden, schrieb Iwan Schdanow, der Direktor des von Nawalny gegründeten Anti-Korruptions-Fonds.

Viele Festnahmen

Nawalny war offiziellen Angaben zufolge am 16. Februar im Alter von 47 Jahren in einem Straflager nördlich des Polarkreises gestorben. Der scharfe Kritiker von Kremlchef Wladimir Putin war durch einen Giftanschlag im Jahr 2020 und ständige Einzelhaft im Lager körperlich sehr geschwächt.

Wer um Nawalny öffentlich trauert in Russland, läuft Gefahr, festgenommen zu werden. Hunderte Menschen wurden zuletzt etwa bei der Niederlegung von Blumen für Nawalny festgenommen.

Seine Unterstützer und auch viele internationale Beobachter sind sich deshalb einig, dass von einer "natürlichen" Todesursache, wie es auf dem Totenschein heißen soll, nicht die Rede sein kann. Julia Nawalnaja, sein Team und Bürgerrechtler werfen Putin die Ermordung des Politikers vor.

Verwendete Quellen
  • telegram.com: Kanal vom RusNews
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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