Humanitäre Lage in Gaza Ringen um Treibstoff-Lieferungen in den Gazastreifen
Mit den ersten Hilfslieferungen in den Gazastreifen ist nach UN-Angaben noch immer kein dringend benötigter Treibstoff in das Palästinensergebiet gebracht worden. Ohne Treibstoff würden die Menschen im Gazastreifen weiter "stranguliert", warnte der Generalkommissar des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA, Philippe Lazzarini, in der Nacht zum Montag. Die UNRWA-Reserven seien innerhalb der kommenden drei Tage aufgebraucht.
Auch Außenministerin Annalena Baerbock dringt auf eine schnelle Lösung. Krankenhäuser bräuchten Treibstoff, um zumindest in Minimalfunktion laufen zu könnten, sagte sie im Deutschlandfunk. "Ohne Strom werden auch die Entsalzungsanlagen und die Pumpen für Trinkwasser nicht funktionieren können. Deshalb braucht es dringend Treibstoff, damit die Wasserversorgung wieder steht."
Israel: Hamas hat große Treibstoffreserven gebunkert
Die zuständige Cogat-Behörde in Israel warf der im Gazastreifen herrschenden Hamas vor, rund "eine Million Liter" Treibstoff auf Lager zu haben, diesen jedoch der Zivilbevölkerung nicht bereitzustellen. "Sie weigert sich, diese an bedürftige Einrichtungen im Gazastreifen auszugeben, was eine zusätzliche Belastung für die internationalen Organisationen darstellt", schrieb die Behörde auf X, ehemals Twitter. Die Hamas nutze den Treibstoff dagegen, um "ihre Terror-Tunnel zu beleuchten, Raketen abzufeuern und für ihre eigenen Häuser". Es gibt keine unabhängige Bestätigung für diese Angaben.
Israels Sicherheitsminister: Hilfe nur im Austausch
Israels rechtsextremer Minister für Nationale Sicherheit, Itamar Ben-Gvir, forderte, die Hilfslieferungen an die Freilassung der Geiseln zu koppeln. "Humanitäre Hilfe nur im Austausch für die Freilassung aller Entführten!", schrieb Ben-Gvir in der Nacht auf Montag auf X. Jede andere Vereinbarung über "kontinuierliche Hilfe für Gaza", sei "eine Fortsetzung des Konzepts, das uns dahin geführt hat, wo wir jetzt sind".
Nach israelischen Angaben sind mindestens 222 Geiseln bei dem Terror-Überfall der islamistischen Hamas am 7. Oktober in den Gazastreifen verschleppt worden.
Weiterer Konvoi bringt Hilfsgüter aus Ägypten
Die Hilfslieferungen für die notleidende Bevölkerung im Gazastreifen gehen weiter. Ein dritter Konvoi aus 40 Lastwagen begann am Sonntag von Ägypten aus die Einfahrt in den Transitbereich der gemeinsamen Grenze, um dringend benötigte internationale Hilfsgüter in das Palästinensergebiet zu bringen, wie der Ägyptische Rote Halbmond mitteilte. Nach Angaben von dessen Leiter im Nord-Sinai, Chalid Sajid, haben die Lkw Essen, Arzneimittel und weitere Hilfsgüter für die Zivilbevölkerung im Gazastreifen geladen. Es blieb abzuwarten, ob am Montag alle 40 Lkw mit ihren Gütern nach Gaza kommen.
Israel kontrolliert Hilfslieferungen in den Gazastreifen
Bisher hat Israel nur der humanitären Lieferung von Wasser, Nahrungsmittel und Medikamente zugestimmt. Nach Cogat-Angaben, wird jeder Wagen von israelischen Sicherheitsbeamten kontrolliert, bevor er die Grenze überquert. Ein Regierungssprecher sagte am Sonntag: "Ich möchte betonen, dass wir in der Lage sind, dafür zu sorgen, dass (...) die Hamas diese humanitären Korridore nicht nutzt, um Kriegsmaterial zu schmuggeln."
Weitere Hilfslieferungen dringend benötigt
Die am Wochenende angelaufenen Hilfslieferungen in dem von Israel abgeriegelten Gazastreifen mit gut zwei Millionen Einwohnern kommen generell nur langsam voran. Nach Angaben von UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths fuhr am Sonntag ein zweiter Konvoi aus 14, vor allem mit Arznei- und Lebensmitteln beladenen Lkw nach Gaza hinein. Er sprach von einem weiteren "Hoffnungsschimmer". Nach Einschätzung der UN wären zur Versorgung der Menschen rund 100 Lastwagenladungen täglich nötig.
Die Lage vor Ort sei dramatisch, sagte Baerbock. Von Israel seien ein bis zwei Wasserleitungen wieder aktiviert worden, eine dritte sei nach israelischen Angaben von der Hamas zerstört worden, sagte sie. "Aber das ist nur ein minimaler Teil der Wasserversorgung für Gaza. Es müssen vor allem die Pumpen und die Entsalzungsanlagen wieder funktionieren. Daran arbeiten wir mit." Es drohe ein Ausbruch der Cholera.
- Nachrichtenagentur dpa