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Serbien und Kosovo: Der Konflikt nimmt gefährliche Ausmaße an


Kosovo-Konflikt verschärft sich
"Sie rücken aus drei Richtungen vor"

Von dpa, afp, lw

30.09.2023Lesedauer: 3 Min.
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Serbische Soldaten posieren bei einer Waffenmesse: Der Kosovo wirft Serbien vor, an seiner Grenze aufzumarschieren. (Quelle: Andrej Isakovic/getty-images-bilder)
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Der Dauerkonflikt zwischen Serbien und dem Kosovo lässt den Balkan nicht zur Ruhe kommen. Doch bei Sticheleien scheint es jetzt nicht mehr zu bleiben.

Der Konflikt zwischen Serbien und dem Kosovo nimmt bedrohliche Ausmaße an. Pristina warf Belgrad vor, mit Militär in Richtung des Kosovos vorgerückt zu sein – und zwar "aus drei verschiedenen Richtungen".

Das geht aus einer Mitteilung der kosovarischen Regierung vom Abend hervor, die auch der Deutschen Presse-Agentur per E-Mail vorliegt. Das Vorrücken diene "einer möglichen militärischen Aggression gegen die Republik Kosovo".

"Entschlossener denn je"

Einheiten der Zweiten Brigade der serbischen Armee seien aus Richtung Raska in Richtung der Nordgrenze Kosovos gezogen, Einheiten der Dritten Brigade aus der Region Nis in Richtung der nordöstlichen Grenze und Einheiten der Vierten Brigade aus der Region Vranje in Richtung der Ostgrenze, schrieb die Regierung in Pristina weiter.

Serbien habe am Freitag Militär und Polizei in 48 vorgeschobene Operationsbasen entlang der Grenze zum Kosovo geschickt, im serbischen Hoheitsgebiet, einige Kilometer von der kosovarischen Grenze entfernt. Dabei habe Serbien Flugabwehrsysteme und schwere Artillerie in Stellung gebracht. Kosovo sei in Abstimmung mit internationalen Partnern "entschlossener denn je, die territoriale Integrität zu schützen", hieß es in der Erklärung der Regierung.

Serbien dementiert militärische Absichten

Serbiens Präsident Aleksander Vučić dementierte im Gespräch mit der "Financial Times" jede Absicht zu einem militärischen Schlag gegen das Kosovo. Er werde vielmehr den Befehl zum Rückzug serbischer Truppen geben, da eine Eskalation bei Belgrads EU-Aspirationen "kontraproduktiv" wäre. Serbien werde nicht seine eigenen jahrelangen Bemühungen zerstören. "Serbien will keinen Krieg", sagte er dem Blatt.

Das Auswärtige Amt in Berlin rief die serbische Regierung in Belgrad zur Deeskalation auf. "Wichtig, dass Serbien unverzüglich Truppen an der Grenze reduziert", schrieb das Amt auf der Internetplattform X (vormals Twitter). Berlin stehe mit seinen Partnern "in intensivem Kontakt" mit allen Seiten. Der politische Prozess müsse "dringend" fortgesetzt werden.

USA besorgt wegen Lage

Am Freitag hatte sich Washington besorgt über den serbischen Truppenaufmarsch an der Grenze zum Kosovo geäußert. US-Außenminister Antony Blinken telefonierte mit Vučić, der den Aufmarsch starker Truppenteile jedoch bestritt und von "Unwahrheiten" sprach.

Auslöser der neuen Spannungen war am vergangenen Sonntag der Angriff eines 30-köpfigen, schwer bewaffneten serbischen Kommandotrupps in der Ortschaft Banjska bei Mitrovica im Nordkosovo auf kosovarische Polizisten. Dabei waren drei serbische Angreifer sowie ein kosovarischer Polizist getötet worden.

Serbien fordert einstige Provinz zurück

Der kosovo-serbische Spitzenpolitiker und Geschäftsmann Milan Radoicic bekannte sich zu diesem Überfall. Er behauptete, die Aktion auf eigene Faust ausgeführt und keine offiziellen Stellen in Serbien darüber informiert zu haben. Die Regierung in Pristina hält einen Alleingang von Radoicic für ausgeschlossen.

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg bestätigte am Freitag eine Verstärkung der KFOR-Friedenstruppen vor Ort. "Wir werden stets alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, um ein sicheres Umfeld und die Bewegungsfreiheit für alle im Kosovo lebenden Menschen zu gewährleisten", sagte Stoltenberg.

Wie viele Soldaten dort stationiert werden sollen, war zunächst unklar. Später teilte das britische Verteidigungsministerium mit, dass Großbritannien ein Bataillon mit bis zu 650 Soldaten für die KFOR zur Verfügung gestellt habe.

Kosovo hatte sich 1999 mit Nato-Hilfe von Serbien abgespalten und 2008 für unabhängig erklärt. Mehr als 100 Länder, darunter auch Deutschland, erkennen die Unabhängigkeit an, nicht aber Serbien, das seine einstige Provinz zurückfordert. Die überwiegende Mehrheit der 1,8 Millionen Einwohner im Kosovo sind ethnische Albaner. Dazu kommen 120.000 Serben, die vor allem im Norden des Landes leben.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen dpa und AFP
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