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Polen rüstet Grenze hoch – Wegen Migration aus Belarus


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Heimliches Treffen mit Geflüchteten
So hat Polen seine Grenze hochgerüstet


Aktualisiert am 25.06.2023Lesedauer: 1 Min.
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Polnisch-belarussische Grenze: Aufnahmen zeigen, wie es heute an dem Hotspot aussieht.

Nachdem Tausende Menschen im Herbst 2021 versucht haben, die Grenze von Belarus nach Polen zu überqueren, hat Polen eine Mauer errichtet. So sieht es dort heute aus.

Im Herbst 2021 standen auf einmal Tausende Migranten an der Grenze zwischen Polen und Belarus und versuchten, in die EU zu gelangen. Mittlerweile sind es zwar weniger geworden, aber die Menschen kommen immer noch – jeden Tag.

Mittlerweile steht fest: Belarus versucht ganz gezielt, Migranten in die Europäische Union zu schleusen – und auch Russland ist beteiligt. Die Menschen fliegen meist in die russische Hauptstadt Moskau, reisen von dort weiter nach Belarus. Dort werden sie aktiv dabei unterstützt, an die Grenze zu kommen. Es gibt zahlreiche Berichte, dass die belarussischen Kräfte dabei auch gewalttätig vorgehen.

Polen hat als Reaktion eine Grenzbarriere gebaut: 186 Kilometer lang, 5,50 Meter hoch, verstärkt mit Nato-Draht. Das ist umstritten: Nach polnischen Angaben reduziert die Mauer die Migration und schützt das Grenzpersonal. Aktivisten und Menschenrechtsgruppen sagen: Die Menschen kommen trotzdem – nur ihr Weg ist gefährlicher geworden. Rund ein Jahr nach der Fertigstellung hat sich t-online die Lage vor Ort angesehen.

Videotranskript lesenEin- oder Ausklappen

Es ist einer der Hotspots an der EU-Außengrenze: Im Herbst 2021 standen auf einmal Tausende Migranten an der polnisch-belarussischen Grenze. Auch heute noch versuchen täglich Geflüchtete so in die EU zu gelangen. Nach Angaben des polnischen Grenzschutzes sind es derzeit rund 80 bis 100 Personen am Tag. Belarus versucht, die Menschen gezielt in die Europäische Union zu schleusen.
Dieses Video des polnischen Grenzschutzes soll eine solche Aktion belegen. Es zeigt ein mutmaßlich belarussisches Fahrzeug, das Menschen an die polnische Grenze bringt, wo sie über Bahngleise in das EU-Land gelangen.
Um die Fluchtbewegung einzudämmen, baute Polen 2022 eine Mauer an die Grenze zu Belarus. Rund ein Jahr nach der Errichtung der Barriere hat sich t-online die Lage vor Ort angesehen:
“Wir sehen jetzt den Zaun, der ist 5 Meter fünf hoch. Das heißt, die Menschen springen meistens von oben runter. Der polnische Grenzschutz sagt, dass sie von Belarus teilweise Leitern bekommen, die sie auf der anderen Seite gegen stellen können. Decken, um die über den Nato-Draht oben zu legen. Genau. Aber dann eben von dieser Barriere herunterspringen und dann versuchen, sich hier im Urwald zu verstecken. Dabei kommt es teilweise zu sehr heftigen Verletzungen. Aktivisten, aber auch Ärzte aus der Umgebung, berichten von vermehrten Beinbrüchen, zerschmetterten Hüften, gebrochenen Rücken, die infolge von diesen Stürzen teilweise passieren.”
Während der Dreharbeiten vor dem Grenzzaun tauchen plötzlich Menschen dahinter auf.


Doch selbst wer es über die Barriere schafft, die anstrengende Flucht geht oft noch weiter.
“Was man hier auch sieht, ist eine kleine Tür in der Grenze. Das ist die Grenze, durch die die polnischen Grenzbehörden Menschen zurück nach Belarus abschieben, wenn sie hier nicht nach Asyl fragen. Aktivisten allerdings beschuldigen den polnischen Grenzschutz, dass trotzdem Menschen auch teilweise abgeschoben werden, obwohl sie nach Asyl fragen. Das bestreitet der Grenzschutz aber ganz stark. Was hier auch immer wieder passiert, ist, dass die Grenzschützer mit Steinen oder anderen Objekten beworfen werden. Laut dem Grenzschutz handelt es sich dabei um Provokationen des belarussischen Geheimdienstes. Das stellen sie unter anderem dadurch fest, dass es hier überall Kameras gibt, die auch die belarussische Seite filmen.”
Die Grenze wird rund um die Uhr von Tages- und Wärmebildkameras beobachtet. So kann der Grenzschutz auch Migranten entdecken, die versuchen, sich im Wald zu verstecken.
Doch es gibt auch viele Kritiker der Mauer in Polen. Beata Siemaszko ist eine von ihnen. Die Rentnerin gehört zur sogenannten “Grupa Granica”, einem Netzwerk von Anwohnern und Aktivisten, die Geflüchteten vor Ort helfen und das Vorgehen der polnischen Behörden kritisieren:
“Eine Mauer verhindert absolut keine Migration. Sie ist eine physische Barriere, eine Barriere, die mit Elektronik ausgestattet ist, aber sie beseitigt keine Grenzübertritte.”
“Außerdem werden Menschen, die diese Grenzen überqueren, von den polnischen Behörden auf unmenschliche Weise behandelt. Sehr oft wird ihnen Gewalt angetan, sehr oft werden sie sogar gefoltert, sehr oft werden sie verhöhnt und einem so starken Druck ausgesetzt, dass sie ihre Menschlichkeit verlieren.”
Während des Interviews mit Siemaszko erhält die Polin Informationen: Nahe der Grenze sind zwei Geflüchtete aufgetaucht. t-online kann sie bei ihrem Einsatz begleiten.
Die Geflüchteten haben sich im Wald versteckt, um nicht vom polnischen Grenzschutz aufgegriffen zu werden. Von Siemaszko bekommen sie Wasser und etwas zu essen.
Die jungen Männer sind ihr dankbar.


Im Gespräch mit der Aktivistin und t-online berichten die beiden Männer, dass sie aus Syrien stammen.


Sie erzählen, dass sie vom Libanon aus nach Moskau gereist sind, dann weiter nach Minsk und von dort an die polnische Grenze gelangt seien.
In Polen soll sie laut eigener Aussage am Abend ein Auto abholen und nach Berlin bringen. Für solche Schlepper ist die Flucht anderer Menschen ein lukratives Geschäft.
Nach rund 15 Minuten verabschieden sich die Aktivistin und das t-online-Team von den beiden Migranten.
“Wir sollten los.”
“Danke!”
“Viel Glück. Ich hoffe, alles wird gut.”
Von nun an sind die beiden Männer wieder auf sich allein gestellt – in der Hoffnung, nicht vom polnischen Grenzschutz erwischt zu werden. Dann könnten sie zurück nach Belarus gebracht werden, um dann einen erneuten Versuch zu unternehmen, in die EU zu gelangen.

Wie die Grenze heute aussieht, wie Geflüchtete sie dennoch überqueren und was zwei Männer aus Syrien berichten, die t-online im Grenzgebiet getroffen hat, sehen Sie hier oder oben im Video.

Verwendete Quellen
  • Recherche vor Ort
  • Material von Straż Graniczna
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