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Jewgeni Prigoschin: Kreml erhöht offenbar Druck auf Wagner-Chef


Wagner-Chef Prigoschin
Schlägt der Kreml nun zurück?

Von t-online, cck

Aktualisiert am 18.05.2023Lesedauer: 3 Min.
imago images 0246250488Vergrößern des Bildes
Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin: Er legt sich immer wieder öffentlich mit der russischen Militärführung an. (Quelle: Konkord Company Press Service/imago-images-bilder)

Wagner-Chef Prigoschin teilt immer heftiger gegen die russische Militärführung aus. Nun scheint der Kreml verstärkt zu versuchen, dessen Macht einzudämmen.

Hat Jewgeni Prigoschin zu viel riskiert? Seit Monaten schießt der Chef der Söldnertruppe Wagner wegen der Kriegsführung in der Ukraine scharf gegen die russische Militärführung und das Verteidigungsministerium. Anfang Mai ließ er den Streit weiter eskalieren. In einem Video zeigte er tote Kämpfer nahe der ukrainischen Stadt Bachmut, zeigte auf deren Leichen, brüllte: "Schoigu! Gerassimow!"

Seine Kritik wiederholt Prigoschin immer wieder: Er wirft dem Verteidigungsminister Sergej Schoigu und dem Generalstabschef Waleri Gerassimow vor, nicht ausreichend Munition zu liefern und die Leben der Wagner-Kämpfer zu opfern. Er kündigte an, Wagner-Kämpfer am Tag nach der Siegesparade am 9. Mai aus Bachmut abziehen. Und er drohte, er habe keine Angst, sich mit den "Bürokraten" anzulegen.

Video | Wagner-Chef Prigoschin verliert die Nerven
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Quelle: t-online

Die "Bürokraten" schlagen zurück

Dass die Wagner-Söldner sich tatsächlich komplett zurückgezogen haben, scheint nicht der Fall zu sein. Prigoschin selbst verkündete Geländegewinne seiner Kämpfer, auch die ukrainische Seite berichtet weiter von einer Wagner-Präsenz. Beobachter berichten aber auch, dass Wagner-Kämpfer von Flanken abgezogen worden sind. Mehr zur Lage in Bachmut lesen Sie hier.

Die "Bürokraten" aber scheinen seine Warnung ernst genommen zu haben: Der russische Machtzirkel beginnt offenbar damit, Prigoschin offen anzugreifen. Wie die Kriegsbeobachter vom Insitute for the Study of War (ISW) berichten, wird Prigoschin wohl von einigen Silowiki unter Druck gesetzt. Als "Silowiki" werden im Russischen Menschen mit viel Geld und Nähe zur Macht bezeichnet, viele von ihnen stammen aus Geheimdiensten und dem Militär und sind im Umkreis des russischen Präsidenten Wladimir Putin reich geworden.

Politiker entziehen Prigoschin offenbar Unterstützung

So kursieren Behauptungen über Prigoschins politische Ambitionen in russischen Telegram-Kanälen, die Berichten zufolge mit der Präsidialverwaltung und mit dem Verteidigungsministerium verbunden sind. Ihm wird vorgeworfen, den Krieg in der Ukraine und die Schlacht in Bachmut auszunutzen, um sich politisch zu etablieren – und nicht, um den Interessen Russlands zu dienen. Prigoschin selbst teilte mit, dass diese Einschätzung über ihn in der Präsidialverwaltung sehr verbreitet sei, wie das ISW weiter berichtet.

Zudem setzen Silowiki wohl Politiker und politische Beamte unter Druck, nicht mehr mit Prigoschin zusammenzuarbeiten – offenbar mit Erfolg. So wird berichtet, dass der Vorsitzende der russischen Staatsduma, Wjatscheslaw Wolodin, Prigoschin nicht weiter unterstützt. Und Wolodin ist demnach nur ein Beispiel.

Prigoschin hat Trumpf in der Hand

Tatsächlich stellt sich die Frage, weshalb Prigoschin derzeit noch so frei agieren kann. Denn in dieser Woche wurde bekannt, dass der Söldnerchef wohl der ukrainischen Führung im Januar Informationen über die Stellungen der russischen Armee angeboten habe. Bedingung: Die Ukraine müsse ihre Soldaten aus Bachmut zurückziehen, wo zu der Zeit viele Wagner-Söldner kämpften, wie die "Washington Post" berichtete. Die Ukraine lehnte offenbar ab, weil sie Prigoschin nicht vertraute. Prigoschin und der Kreml wiesen den Bericht zurück.

Wie die Experten des ISW bereits am Montag berichteten, wusste der Kreml wahrscheinlich bereits vor dem Bericht der "Washington Post" über Prigoschins angebliche Kommunikation mit der Ukraine. Doch Prigoschin hat einen Trumpf in der Hand: seine Truppen in der Ukraine. Russland ist, wie insbesondere der Kampf um Bachmut zeigt, derzeit auf die Söldner angewiesen.

Solange das gilt, werde der Kreml Prigoschin nicht drohen, berichtet das ISW. Wahrscheinlich aber sei, dass Schritte vorbereitet werden, um Prigoschin als Verräter zu diskreditieren.

Verwendete Quellen
  • understandingwar.org: Russian Offensive Campaign Assessment, May 15, 2023
  • understandingwar.org: Russian Offensive Campaign Assessment, May 17, 2023
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