Wegen Corona-Krise EU-Politiker wollen den Brexit verzögern
Der Zeitplan für den Brexit war ohnehin knapp, doch angesichts der Corona-Krise fordern EU-Politiker eine Verlängerung der Übergangsfrist. Die britische Regierung will den EU-Ausstieg aber trotz der Pandemie weiter vorantreiben.
Wegen der Corona-Krise appellieren EU-Politiker an Großbritannien, die Brexit-Übergangsphase zu verlängern. Das sollte "unter den gegebenen Umständen erneut sorgfältig in London geprüft werden", sagte der Brexit-Beauftragte des Europaparlaments, David McAllister, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
Großbritannien war Ende Januar aus der Europäischen Union ausgetreten. In der zunächst bis Jahresende laufenden Übergangsphase hat sich aber im Alltag noch nichts geändert. Nun sollen eigentlich Handel und Zusammenarbeit für die Zeit danach vertraglich geregelt werden. Doch ist die Frist sehr knapp und die für diese Woche geplante Verhandlungsrunde musste wegen der Coronavirus-Krise bereits abgesagt werden.
"Auf europäischer Seite waren und sind wir bereit, die Übergangsphase bis maximal Ende 2022 zu verlängern", erklärte McAllister. Die britische Regierung lehnt dies allerdings bisher kategorisch ab, weil sie das Land in die Eigenständigkeit führen will.
Frist sei ohnehin völlig unrealisitisch
Auch die Vizepräsidentin des EU-Parlaments, Katarina Barley (SPD), hielt dem entgegen, in der Krise seien persönliche Gespräche über ein Abkommen unmöglich. "Ein immer noch drohender harter Brexit mit chaotischen Zuständen und wirtschaftlichen Einbußen ist zum jetzigen Zeitpunkt eine unnötige Belastung für beide Seiten. Deshalb sollte die Übergangsphase frühzeitig verlängert werden."
Der Linken-Brexitexperte Martin Schirdewan sagte, die Befristung bis zum 31. Dezember 2020 sei ohnehin völlig unrealistisch gewesen, nun mache die Corona-Pandemie die Einhaltung noch fragwürdiger, wenn nicht gänzlich unmöglich.
- Nachrichtenagentur dpa