Nach Lagardes EZB-Nominierung Vizechef Lipton soll IWF kommissarisch leiten
Christine Lagarde lässt ihren bisherigen Chefposten beim Internationalen Währungsfonds ruhen – denn sie ist als EZB-Präsidentin nominiert. Ein vorübergehender Nachfolger für ihren IWF-Posten steht auch schon fest.
Nach der Nominierung von IWF-Chefin Christine Lagarde als Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB) übernimmt ihr Stellvertreter David Lipton vorübergehend die Leitung des Internationalen Währungsfonds. Der US-Amerikaner sei zum Interimsgeneraldirektor des IWF ernannt worden, teilte die Finanzinstitution mit Sitz im Washington am Dienstag mit.
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Lagarde war am Dienstag beim EU-Sondergipfel in Brüssel als künftige EZB-Präsidentin nominiert worden. Die 63-Jährige erklärte daraufhin, sie lasse ihren Posten an der IWF-Spitze während der Nominierungsphase ruhen.
"Eine sehr gute Besetzung"
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) lobte Lagarde als geeignete Kandidatin für den Posten der EZB-Präsidentin. An der Spitze des IWF habe die Französin "viel Erfahrung gesammelt", sagte Merkel. Dadurch habe sich die 63-Jährige nach "allgemeiner Meinung" der Staats- und Regierungschefs als EZB-Chefin qualifiziert. Sie werde ihr Amt "mit Umsicht und großem Engagement" ausfüllen.
Auch der Präsident des Münchener Ifo-Instituts, Clemens Fuest, hält Lagarde für eine gute Wahl. "Christine Lagarde ist eine sehr gute Besetzung für die Position der EZB-Präsidentschaft", sagte Fuest dem "Handelsblatt". Sie sei "sicherlich in der Lage, die unterschiedlichen nationalen Interessen und Perspektiven in der Währungsunion auszubalancieren".
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Lagarde habe außerdem "genug politisches Gewicht, um die Unabhängigkeit der EZB gegen politische Übergriffe zu verteidigen", sagte Fuest. Vor allem in Deutschland werde es allerdings eine Debatte darüber geben, warum man sich gegen Bundesbankchef Jens Weidmann entscheide, obwohl mit ihm ein kompetenter Kandidat verfügbar sei. "Es wäre eigentlich naheliegend, dass nach den Niederlanden, Frankreich und Italien nun Deutschland den EZB-Präsidenten stellt."
Nach dreitägigen harten Verhandlungen hatten sich die Staats- und Regierungschefs bei ihrem Gipfel in Brüssel auf ein Paket für die Neubesetzung europäischer Spitzenposten geeinigt. Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) wurde als Nachfolgerin von Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker vorgeschlagen. Der belgische Regierungschef Charles Michel soll künftiger EU-Ratspräsident werden. Als EU-Außenbeauftragter wurde der spanische Außenminister Josep Borrell nominiert.
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Lagarde war seit 2011 IWF-Chefin und die erste Frau auf dem Führungsposten der wichtigen Finanzorganisation. Ihre zweite Amtszeit endet eigentlich Mitte 2021. Traditionell steht ein Europäer an der Spitze des Internationalen Währungsfonds.
- Nachrichtenagentur afp