Faschist kandidiert bei Wahl Mussolini-Urenkel will ins Europa-Parlament
Sein Urgroßvater stand als italienischer Diktator
Der Urenkel des italienischen faschistischen Diktators Benito Mussolini sieht in seinem Familiennamen eine starke Marke. Caio Giulio Cesare Mussolini kandidiert für die rechtsnationale italienische Partei "Fratelli d'Italia" für die Europawahl. "So Viele wollen "Mussolini" auf ihre Wahlzettel schreiben. Deshalb habe ich entschieden, dass das Motto meiner Kampagne #ScriviMussolini (schreib Mussolini) ist. Und ich muss sagen, es gefällt", sagte er der römischen Zeitung "Il Messaggero".
Faschistische Positionen
Parteichefin Giorgia Meloni habe ihn nicht nur wegen seines Namens ausgewählt, sondern "für das, was ich in meinem Leben gemacht habe: Der ehemalige U-Boot-Offizier leitet heute ein Unternehmen in den Arabischen Emiraten. Er sei nie politisch aktiv gewesen, habe aber sein ganzes Leben lang Politik "geatmet", sagte Mussolini. Er bezeichnete sich selbst als "Post-Faschisten", der faschistische Positionen in einer "nicht-ideologischen Weise" vertrete. Sollte er ins Europaparlament gewählt werden, werde er italienische Interessen "bei jeder meiner Handlungen und jeder Abstimmung" verteidigen.
Der gebürtige Argentinier ist außerdem der Ansicht, dass er nicht wegen seines Nachnamens, sondern wegen seines Vornamens, seines Pflichtbewusstseins und seiner internationalen Erfahrung aufgestellt wurde. Caio Giulio Cesare ist die italienische Form von Gaius Julius Cäsar, dem ehemaligen römischen Feldherrn. Der Name kommt in Italien nicht häufig vor, ist aber auch keine Seltenheit.
Mangelnde Aufarbeitung in Italien
Benito Mussolini (1883-1945) war im Zweiten Weltkrieg enger Verbündeter von Adolf Hitler und führte die Rassengesetze in Italien ein. Kritiker werfen Italien seit langem mangelnde Aufarbeitung des Faschismus vor. Vielerorts kann man noch Mussolini-Memorabilia kaufen oder "Duce"-Denkmäler sehen. Auch andere Mussolini-Nachfahren sind in der italienischen Politik.
Zuletzt hatte der italienische Präsident des Europaparlaments, Antonio Tajani, mit einer Bemerkung über Mussolini Empörung ausgelöst. Der habe vor der Einführung der Rassengesetze und vor der Kriegserklärung "an die ganze Welt" auch "einige positive Dinge getan", sagte Tajani Mitte März.
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Es ist nicht das erste Mal, dass ein Mussolini-Nachkomme bei einer Wahl in Italien antritt. Der 50-jährige Mussolini ist entfernter Verwandter von Alessandra Mussolini, Enkelin des faschistischen Diktators Benito Mussolini. Sie gehört seit 2014 dem Europaparlament an.
- Nachrichtenagenturen AFP, dpa