Wegen falscher Gerüchte Migranten versuchen in Griechenland Polizeisperre zu durchbrechen
Die Hoffnung von Migranten, aus Griechenland nach Mitteleuropa zu gelangen, schwindet nicht – und wird nun neu befeuert. Gerüchte von "Hardlinern" lösen eine Eskalation aus.
Hunderte Migranten haben offiziellen Angaben zufolge versucht, Polizeisperren vor einem Flüchtlingslager nahe der griechischen Hafenstadt Thessaloniki zu durchbrechen. Ihr Ziel war es am Freitag, Richtung Norden zu marschieren und nach Mitteleuropa zu gelangen.
Das Migrationsministerium sprach von Hardlinern, die mit "dunklen Zielen" Gerüchte gestreut hätten. Die Migranten sollen davon ausgegangen sein, dass die Nordgrenze Griechenlands zu Nordmazedonien offen sei. Es kam zu Rangeleien mit der Bereitschaftspolizei, wie das griechische Fernsehen berichtete. Die Spannungen dauern seit zwei Tagen an.
Balkanroute weitgehend geschlossen
Während des Höhepunkts der Migrationskrise vor rund drei Jahren war entlang der Grenze zwischen Griechenland und Nordmazedonien ein Grenzzaun gebaut worden. Dieser steht noch und wird überwacht. Damit ist die sogenannte Balkanroute nach Mitteleuropa weitgehend geschlossen worden. Sie führt von Griechenland über Nordmazedonien, Serbien und Ungarn nach Mitteleuropa. 2015 und 2016 waren mehr als eine Million Migranten über diese Route nach Deutschland gelangt.
Auch in Athen versammelten sich am Freitag Hunderte Migranten im Hauptbahnhof und forderten, mit einem Zug nach Nordgriechenland reisen zu dürfen. Diese wichtigste Bahnstation des Landes musste am Freitag gesperrt werden, wie die Eisenbahndirektion (Trainose) mitteilte. Humanitäre Organisationen und die Regierung in Athen riefen die Migranten auf, in die Flüchtlingslager zurückzukehren.
Die Idee eines Marsches gen Norden soll im Internet verbreitet worden sein. Demnach soll die Grenze zwischen Griechenland und Nordmazedonien für Migranten geöffnet werden, wenn sich Migranten massenweise dorthin begeben. "Es ist eine Lüge, dass die Grenze aufgemacht werden soll. Das wird es nicht geben", sagte der griechische Migrationsminister Dimitris Vitsas im Staatsfernsehen ERT. Bislang stünden allein in einem Lager in Nordgriechenland 700 Menschen zum Aufbruch gen Norden bereit. Auch das Hilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) warnte die Migranten davor, Gerüchten von einer Öffnung der Grenze zu glauben.
Polizei kritisiert "Hardliner" unter Migranten
Die Polizei kritisierte, dass einige Migranten im Flüchtlingslager von Diavata nahe Thessaloniki Frauen und Kinder als eine Art Vorhut einsetzten, um die Absperrung der Polizisten zu überwinden, berichteten Reporter vor Ort. Es gebe unter den Migranten einige "Hardliner", die Spannungen erzeugen wollten, sagte der für die Flüchtlingslager in Nordgriechenland zuständige Beamte des Migrationsministeriums, Nikos Ragkos, Reportern in Thessaloniki. Bereits am Vortag hatten rund 500 Migranten versucht, die Polizeiabsperrungen nahe Diavata zu durchbrechen. Einige schmissen Steine auf die Beamten. Die Polizei setzte Pfefferspray ein.
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Bulgarien verstärkte angesichts des "gestiegenen (Migrations-)Drucks" den Schutz seiner Grenze zu Griechenland. Das sagte Innenminister Mladen Marinow im Parlament in Sofia, ohne die Anzahl versuchter oder gelungener illegaler Grenzübertritte aus Griechenland zu nennen. An allen bulgarischen Grenzen seien im ersten Quartal 2019 insgesamt 112 Migranten festgehalten worden.
- Nachrichtenagentur dpa