Vereinte Nationen alarmiert Das Mittelmeer ist für Flüchtlinge tödlich geworden
Die Flucht über das Mittelmeer ist im vergangenen Jahr nach UN-Angaben noch gefährlicher geworden. Dabei tauchen noch nicht einmal alle Ertrunkenen in der Statistik auf.
Eine Überfahrt übers Mittelmeer ist für Flüchtlinge deutlich gefährlicher geworden. Besonders drastisch war die Entwicklung zwischen Libyen und den EU-Ländern Malta und Italien, berichtete das Flüchtlingshilfswerk UNHCR in Genf. Dort stieg die Todesrate fast auf das Dreifache: 2017 schafften es für jeden Toten rund 38 Menschen übers Meer; im vergangenen Jahr schafften es auf jeden Toten nur noch 14 lebend nach Europa. Wahrscheinlich habe die Einschränkung der Such- und Rettungsmissionen dazu beigetragen, so das UNHCR.
"Man kann sich nicht aussuchen, ob man Menschen in Seenot rettet oder nicht. Es ist keine Frage der Politik, sondern eine uralte Pflicht", sagte UNHCR-Chef Filippo Grandi. "Wir können diese Tragödien beenden, in dem wir Mut und Vision zeigen und nicht nur das nächste Flüchtlingsboot sehen, sondern eine langfristige Lösung mit regionaler Kooperation finden, bei der das menschliche Leben und die Würde im Mittelpunkt stehen."
Nicht alle Boote werden entdeckt, nicht alle Toten gefunden
Jeden Tag sind nach Angaben des UNHCR im Durchschnitt sechs Menschen ums Leben gekommen. Im Jahr davor waren es zwar mehr als acht Menschen pro Tag, da waren die Flüchtlingszahlen aber auch deutlich höher. Insgesamt kamen fast 117.000 Menschen über das Mittelmeer nach Europa. Mindestens 2.275 seien ums Leben gekommen. Im Jahr davor waren es 172.000 Überlebende, die ankamen, und 3.139 Tote. Über das ganze Mittelmeer gesehen stieg die Todesrate damit von einen Toten pro 55 auf einen Toten pro 51 Überlebenden, die in Europa ankamen.
Hilfsorganisationen verweisen darauf, dass wahrscheinlich noch deutlich mehr Menschen bei der Flucht ertrinken. Nicht alle untergehenden Boote und Opfer würden überhaupt entdeckt.
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Die Flüchtlingsrouten haben sich im vergangenen Jahr Richtung Spanien verschoben. Während die Zahl der Ankömmlinge in Italien um 80 Prozent auf gut 23.000 zurückging, stieg sie in Spanien um 164 Prozent auf knapp 59.000. Viele Boote legen inzwischen in Marokko ab. Das UNHCR rief dazu auf, den Menschenschmugglern das Handwerk zu legen.
- Nachrichtenagentur dpa