Griechen plötzlich auf Linie "Sofort und konstruktiv" - ungewohnte Töne aus Varoufakis-Ministerium
Geht doch: Das hoch verschuldete Griechenland und seine Geldgeber scheinen einen Ausweg aus der verfahrenen Lage zu finden. Am Rande des EU-Gipfels in Brüssel einigten sich die Europartner und der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras darauf, bereits vereinbarte Schritte zur Rettung des Landes zu beschleunigen. Sogar aus dem Finanzministerium von Gianis Varoufakis kommen plötzlich versöhnliche Signale.
Wenige Stunden nach der Vereinbarung hat sich das Finanzministerium in Athen bereit erklärt, sofort wieder Kontrollen durch die Geldgeber-Institutionen zuzulassen.
Das Ministerium erwarte den Katalog mit den Fragen der Kontrolleure und werde "sofort und konstruktiv" kooperieren, hieß es. Athen hatte vor zwei Tagen die Zusammenarbeit mit den Geldgeber-Experten gestoppt.
"Alles soll schnell gehen"
Am frühen Freitagmorgen waren Athen und seine Geldgeber nach schwerem Streit wieder aufeinander zugegangen. Die Europartner einigten sich am Rande des EU-Gipfels mit Tsipras darauf, bereits vereinbarte Schritte zur Rettung des Landes vor der drohenden Pleite zu beschleunigen. "Alles soll schnell gehen", sagte Kanzlerin Angela Merkel am frühen Freitagmorgen in Brüssel nach dem gut dreistündigen Krisengespräch in kleiner Runde.
Tsipras sicherte zu, in den nächsten Tagen eine vollständige Liste mit eigenen Reformvorschlägen vorzulegen. Dieser Plan ist Voraussetzung für die Geldgeber, noch verfügbare Milliardenhilfen aus dem verlängerten Hilfsprogramm freizugeben.
Gabriel zuversichtlicher
Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel ist nach eigenen Worten nach dem Spitzentreffen zu Griechenland wieder etwas zuversichtlicher, dass die Probleme des Landes gelöst werden können.
"Ich bin wieder etwas besserer Hoffnung", sagte Gabriel am Rande eines Auftritts vor der Industrie- und Handelskammer in Berlin. Er hoffe, dass man bei der Problemlösung für Griechenland nun vorankommen könne.
Oettinger erfreut
EU-Kommissar Günther Oettinger (CDU) wertet Griechenlands Zusagen als Fortschritt. "Das ist erfreulich, weil die Griechen wieder in der Spur sind", sagte Oettinger im Deutschlandfunk.
Griechenland habe erkannt, dass die europäischen Partner nicht erpressbar seien. Lege das Land nun belastbare Reformen vor, dann könne "das Geld vor Monatsende fließen". Bereits in den nächsten Tagen benötige Griechenland täglich mehrere Hundert Millionen Euro.
Kritik an Tsipras
Komme die Liste allerdings nicht, "dann kann man nichts mehr ausschließen", sagte Oettinger. Die Europäische Kommission werde aber alles tun, damit weder ein geplanter Ausstieg noch ein "Grexident" passiere. Als "Grexident" wird ein ungeplantes Euro-Aus Griechenlands bezeichnet.
Gleichzeitig kritisierte der Kommissar für digitale Wirtschaft das Vorgehen des griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras. "Vielleicht braucht das Ego von Herrn Tsipras die Augenhöhe am Tisch einer Nachtsitzung mit den Regierungschefs."