"Es ist machbar" So teuer wird die deutsche Klimaneutralität
Das Ziel steht, die Finanzierung noch nicht. Damit Deutschland in den kommenden 24 Jahren klimaneutral werden kann, braucht es viel Geld. Eine neue Studie zeigt, wie hoch die Kosten genau werden könnten.
Rund fünf Billionen Euro an Investitionen sind insgesamt erforderlich, um Deutschland wie angestrebt im Jahr 2045 klimaneutral zu machen. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie, die die staatliche Förderbank KfW am Donnerstag veröffentlichte. "Das ist eine gewaltige Summe, aber es ist machbar", so KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib.
Damit dies gelingt, müssen laut der Expertin öffentliche Investitionsmittel zielgerichtet eingesetzt und private Investitionen mobilisiert werden. Den eigentlichen Mehrbedarf an Investitionen beziffert die Studie allerdings deutlich geringer auf insgesamt 1,9 Billionen Euro. Dazu müssten ohnehin erforderliche Investitionen verstärkt in Alternativen gelenkt werden, die einen Beitrag zur Klimaneutralität leisten.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes lagen die Neuinvestitionen für Umwelt- und Klimaschutzzwecke in der Bundesrepublik zuletzt noch weit unter dem nötigen Niveau. Vorläufige Berechnungen beziffern das Gesamtvolumen für das Jahr 2018 auf insgesamt 13,1 Milliarden Euro. Davon entfielen mit rund 3 Milliarden Euro nur 23 Prozent auf den Staat, während die Unternehmen mit 10,1 Milliarden Euro 77 Prozent der Investitionen anschoben.
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Sektoren haben unterschiedlichen Investitionsbedarf
Das Klimaziel erfordere eine umfangreiche Transformation in allen Wirtschaftssektoren, vom Verkehr über die Industrie bis hin zu den privaten Haushalten, hieß es in der Studie, die das Prognos Institut, Nextra Consulting und das Institut für nachhaltige Kapitalanlagen (NKI) im Auftrag der KfW-Bank erstellt haben.
Den größten Teil der Investitionen sieht die Analyse im Bereich Verkehr mit 2,1 Billionen Euro. Größtenteils gehe es allerdings um eine Neuausrichtung ohnehin anstehender Reinvestitionen in diesem Bereich. Die eigentlichen Mehrinvestitionen seien mit 153 Milliarden Euro daher deutlich geringer.
Die zweithöchsten Investitionen werden demnach im Sektor Energie mit 840 Milliarden Euro benötigt. Auf die privaten Haushalte entfallen rund 636 Milliarden Euro. Davon sind den Berechnungen zufolge rund 254 Milliarden Euro Mehrinvestitionen, vor allem für einen klimagerechten Wohnungsbestand.
Klimaschutz als wirtschaftliche Chance
Auf den Industriebereich kommen 620 Milliarden Euro zu. Davon sind 462 Milliarden Euro tatsächliche Mehrinvestitionen. Produktionstechniken könnten vielfach nur mit großem Aufwand klimafreundlich umgestellt werden, hieß es zur Begründung.
Im Bereich Gewerbe, Handel und Dienstleistungen fallen mit rund 237 Milliarden Euro verhältnismäßig geringe Klimaschutzinvestitionen an, etwa 113 Milliarden Euro seien Mehrinvestitionen.
Aus Sicht der KfW bieten die Klimaschutzinvestitionen zugleich die Chance, die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands zu verbessern, indem zum Beispiel neue Technologien entwickelt werden. Dies könne den exportorientierten Wirtschaftsstandort Deutschland langfristig stärken.
- Statistisches Bundesamt (2021): Umweltschutzausgaben
- Nachrichtenagentur dpa