Harley-Davidson Street 750 Diese Baby-Harley bricht mit allen Traditionen
Klein und wendig kommt die Street 750 daher, ungewöhnlich für eine Maschine aus dem Hause Harley-Davidson. Sie erinnert so gar nicht an die ruppigen, schwerfälligen luftgekühlten Harley-Klassiker. Wir zeigen, warum sich die Mini-Harley dennoch nicht vor ihren großen Brüdern verstecken muss.
Harley-Davidson Street 750 kommt mit neuem Motor
Die Street 750, die jetzt erstmals im serienreifen Zustand in Madrid präsentiert worden ist, besitzt einen völlig neuen V-Twin-Motor, der den Namen "Revolution X" trägt. Der Name erinnert zwar an den 2003 von Porsche für die 1200er-V-Rod entwickelten Revolution-Antrieb, hat damit aber nichts gemein.
Im Vergleich zu den klassischen 45-Grad-V2 besitzt der Baby-Revolution-Motor eine Wasserkühlung und einen Winkel von 60 Grad, der einen tiefen Schwerpunkt und eine mit 709 mm sehr niedrige Sitzhöhe ermöglicht. Respektable 56 PS haben die Techniker aus dem neuen Antrieb herausgeholt, der durch spontane Gasannahme, gleichmäßige Kraftentfaltung und vibrationsfreien Motorlauf überzeugt.
Weder ruppig noch schwerfällig
Zusammen mit dem leicht zu schaltenden Sechsgang-Getriebe, bei dem lediglich die Suche nach dem Leerlauf stört, erinnert die Street so gar nicht an die ruppigen, schwerfälligen luftgekühlten Harley-Klassiker.
Street 750 lenkt sich wie eine Ballerina
Um die 750er vor allem für Einsteiger und Harley-Newcomer leicht beherrschbar zu machen, widmeten sich die Ingenieure ausgiebig dem Handling der Street. Ist der Fahrer von einer Sportster 883 Iron eine gewisse Schwerfälligkeit gewöhnt, so wirkt die Street mit ihren knapp 40 Kilo weniger Gewicht - 222 Kilo gegenüber 260 Kilo bei der Sportster - fast wie eine Ballerina. Bei langsamer Fahrweise reagiert das Motorrad schon fast überhandlich, was das Durchschlängeln im Stadtverkehr erleichtert, aber auch eine gewisse Kippeligkeit nicht verleugnen kann.
Kompromiss aus Komfort und Sportlichkeit
Geht es flotter voran, dann präsentiert sich das Fahrwerk stabil mit einem ausgezeichneten Geradeauslauf. Bei der Abstimmung haben die Techniker ein gutes Händchen bewiesen und einen gelungenen Kompromiss aus Komfort und Sportlichkeit gefunden. Die beiden hinteren Federbeine schlucken Unebenheiten locker weg und sorgen für einen relaxten Ausritt sowohl in der Stadt wie auf der Landstraße. Nur die recht geringe Schräglagenfreiheit verhindert allzu sportliche Fortbewegung.
Echte Harley mit Einschränkungen
Die Street besitzt die typischen Harley-Gene wie den kräftigen Sound aus einem imposanten Endtopf, den markanten Tank mit dem Harley-Logo, den Minimalismus im Cockpit und das Gefühl, Heavy Metal und keinen Plastikbomber unter dem Hintern zu haben.
Street 750: Ab 2016 auch mit ABS
Es gibt aber auch Details, die offensichtlich dem Kostendruck geschuldet sind. Dazu zählen einige frei dem Regen ausgesetzte Kabelverbindungen, die deplatzierte Hupe, die Plastikverkleidung über dem Riemenantrieb und die einklappbare Fahrer-Fußraste. Mit der gerät das Schienbein beim Anhalten ständig in Konflikt, denn sie kehrt nicht selbständig in ihre ursprüngliche Lage zurück und lässt den Fahrer ins Leere treten. Ein weiteres Manko ist der vorläufige Verzicht auf ein ABS, das erst mit dem 2016er-Modell eingeführt wird.
Preis ab 7500 Euro
Mit vermutlich etwas mehr als 7500 Euro ist die Street 750 zwar die günstigste Harley-Davidson im Programm, aber für die angepeilte Zielgruppe der jungen Erwachsenen zwischen 18 Jahren und 30 Jahren ist das immer noch ein stolzes Sümmchen. Bis September hat der Harley-Fan noch Zeit zu überlegen, erst dann soll die Mini-Revolution nach Deutschland kommen, dank Drossel-Kit auch in einer 48-PS-Version für den Führerschein A2.