Wegen Kostenwucher Beliebte Schilder sterben wohl aus
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Horrende Unterhaltskosten könnten das Aus für die braunen Schilder an der Autobahn bedeuten. Wer steckt dahinter?
Seit Jahrzehnten stehen sie an deutschen Autobahnen, verlässlich wie Kilometersteine: braune Schilder, die auf Burgen, Museen oder Naturwunder hinweisen. Ein kurzer Blick im Vorbeifahren und schon weiß der Autofahrer: Hier lohnt sich ein Abstecher. Doch genau diese Schilder drohen zu verschwinden – nicht aus mangelndem Interesse, sondern aus Kostengründen.
Ein teurer Spaß?
Touristische Informationstafeln gibt es seit den 1980er Jahren. Sie sind mehr als nur Wegweiser – sie sind Werbung für Kultur und Geschichte, für Sehenswürdigkeiten, die sonst nur in dicken Reiseführern stehen. Doch ihre Tage scheinen gezählt. Der Grund: Die Autobahn GmbH verlangt zum Teil absurde Summen für die Wartung und Erneuerung der Schilder.
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Was sind touristische Unterrichtungstafeln?
Die großen braunen Schilder entlang der Autobahnen weisen auf mögliche Ausflugs- und Besichtigungsziele hin. Das können historische Stätten, Denkmäler oder landschaftliche Besonderheiten sein. Sie sind seit Juli 1983 an deutschen Autobahnen zu finden. Mehr als 3.500 dieser Schilder gibt es.
Ein Beispiel: Vor Jahren wurden an einer Autobahn zwei Schilder für wenige tausend Euro aufgestellt. Jetzt soll ihre Instandsetzung oder Erneuerung ein Vielfaches kosten. In manchen Fällen werden Kommunen vor die Wahl gestellt: Entweder sie zahlen Zehntausende Euro fürs Erneuern der Schilder – oder die Schilder verschwinden. Und sogar dafür verlangt der Staatsbetrieb fünfstellige Beträge.
Schleichender Traditionsverlust
Für viele Kommunen ist das einfach zu viel. Die Folge: Immer mehr Städte geben auf, Schilder werden abgebaut, das kulturelle Gesicht der Autobahnen verblasst. Wo früher auf einen Tierpark, eine historische Altstadt oder ein Freilichtmuseum hingewiesen wurde, prangt künftig nur noch das monotone Einerlei von Kilometerangaben und Raststättenhinweisen.
Natürlich gibt es Alternativen: Wer ein Navigationsgerät nutzt oder eine Reiseführer-App installiert, findet Sehenswürdigkeiten auch ohne braune Schilder. Aber etwas geht dabei verloren: die spontane Entdeckung, der kleine Umweg, der eine Fahrt erst zum Erlebnis macht.
Autobahn GmbH – wer ist das überhaupt?
Die Autobahn GmbH ist eine der größten Gesellschaften des Bundes (13.000 Mitarbeiter). Seit dem 1. Januar 2021 hat sie die Verantwortung für Deutschlands Autobahnen – angefangen bei Planung und Bau über Betrieb und Erhaltung bis hin zur vermögensmäßigen Verwaltung. Von Beginn an gab es erhebliche Kritik an dem Unternehmen. Ein kleiner Auszug aus der langen Liste der Vorwürfe:
- Aufsichtsrat und Medien kritisierten schwere Mängel in der Unternehmensführung. Externe Wirtschaftsprüfer stellten eine Überbezahlung der Geschäftsführung fest.
- Es gab massive Probleme bei der Bezahlung von Baufirmen. Die unbezahlten Rechnungen beliefen sich zwischenzeitlich auf etwa 600 Millionen Euro.
- Journalisten kritisieren eine fehlende Informationspolitik: Telefone blieben unberührt, E-Mails unbeantwortet.
- Der Bundesrechnungshof beanstandete Beraterverträge, die die Autobahn GmbH zur Zahlung von mehr als 99 Millionen Euro verpflichteten.
Die Frage bleibt: Muss wirklich alles teurer werden? Oder gibt es auch hier eine Alternative – eine Lösung, die nicht nur die Bürokraten, sondern auch die Autofahrer freut? Wer auf den Autobahnen unterwegs ist, weiß: Es gibt Wichtigeres als das Verschwinden der braunen Schilder. Aber ärmer werden die Straßen dadurch allemal.
- tagesschau.de: Braune Tafeln an Autobahnen: Blechen für neun Quadratmeter Blech?
- stern.de: Was die braun-weißen Schilder an Autobahnen bedeuten – und warum es wohl bald weniger gibt
- Eigene Recherche