Im Test Was den Toyota RAV4 vom reinen Stromer unterscheidet
Berlin (dpa-infocom) - Eines der meistverkauften SUV der Welt kommt an die Steckdose. Denn ab sofort gibt es den Toyota RAV4 zu Preisen ab 46.293 Euro auch als Plug-in-Hybriden.
Und weil es bei den Japanern mit dem ersten reinen Elektroauto noch etwas dauert, haben sie den Teilzeit-Stromer konsequenter umgesetzt als die Konkurrenz. Dank eines riesigen Akkus und entsprechend großer Reichweite ist der RAV4 einem Mercedes EQC oder einem Audi E-Tron, abgesehen von Format und Preis, fast näher als den Plug-in-Varianten von Modellen wie dem Opel Grandland oder dem Ford Kuga.
Hohe Reichweite, elektrisierendes Fahrgefühl
Während viele Wettbewerber bei den Akkus sparen, hat Toyota ohne nennenswerte Einbußen beim Kofferraumvolumen 96 Zellen mit einer Kapazität von 18,1 kWh unter den Wagenboden geschraubt. Mit dieser großen Batterie steigt zwar das Gewicht um rund 150 auf 1910 Kilogramm, und das Laden dauert eine kleine Ewigkeit. An der Wallbox parkt der RAV4 4,5 Stunden, und an der Haushaltssteckdose sind es sogar mehr als sieben Stunden. Doch dafür liegt die Reichweite im Normzyklus bei 75 und im Alltag mit ein bisschen Weitsicht bei über 50 Kilometern. In der Stadt sind sogar fast doppelt so viel möglich. Den Normverbrauch von nur 1,0 Litern und den entsprechenden CO2-Ausstoß von 22 g/km erreicht man aber vermutlich nur, wenn man daheim oder bei der Arbeit laden kann.
Es ist aber nicht nur der ungewöhnlich große Aktionsradius, der den RAV4 in die Nähe echter Stromer rückt. Sondern auch das Fahrgefühl ist elektrisierend: Weil Toyota gleich zwei E-Maschinen einbaut, ist das SUV auch ohne den Benziner flott unterwegs. Von 0 auf 100 km/h beschleunigt er in 10,0 Sekunden, das Spitzentempo liegt bei 135 km/h. Und man muss schon einen Kickdown machen, wenn man den Verbrenner trotz vollen Akkus ins Boot holen will. Nur beim Bremsen haben die Japaner eine Chance vertan. Zwar gewinnen auch sie Energie im umgepolten E-Motor zurück. Doch ist die Wirkung viel zu schwach, als dass man den RAV4 wie ein Elektroauto allein durch das Lupfen des Fußes verzögern und so mit einem Pedal fahren könnte.
Die Nähe des RAV4 zum Elektroauto zeigt sich jedoch wieder beim Preis. Denn mit 46.293 Euro ist der Teilzeitstromer ungewöhnlich teuer und liegt satte 13.000 Euro über dem zugegeben schlechter ausgestatten Standard-Modell. Doch solange der Bund den Plug-in-Hybriden mit 4500 Euro bezuschusst, dürfte das nicht allzu viele Käufer abschrecken.
Mit geeinter Kraft wie ein Sportwagen
So gut man mit dem RAV4 auch elektrisch über die Runden kommt, die Verlockung, alle Motoren im Team arbeiten zu lassen, ist groß: Zusammen mit den 136 kW/185 PS des 2,5 Liter großen Vierzylinders steigt die Systemleistung auf 224 kW/306 PS und macht den Plug-in zum bislang stärksten Vertreter in der langen RAV4-Geschichte. Und das ist kein leeres Versprechen. Schon beim Anfahren wird der RAV4 damit zur Rakete und lässt - wenn die Vorderräder genügend Halt finden - sogar den Sportwagen Supra stehen. Und auch die sechs Sekunden bis Tempo 100 können sich sehen lassen. Nur dass bei 180 km/h schon wieder Schluss ist, passt da nicht ganz ins Bild. Aber das ist vor allem dem stufenlosen Automatikgetriebe geschuldet. Zudem setzt Toyota auf entspanntes Fahren, wie auch die extra dicke Dämmung deutlich macht. Doch je schneller man fährt, desto höher dreht der Benziner und desto lauter wird es an Bord.
Doch anders als auf der Autobahn kann die Konkurrenz den RAV 4 im Gelände nicht so schnell einholen. Denn Toyota rüstet den Plug-in nicht nur mit einem Allradantrieb aus, sondern spendiert ihm auch noch spezielle Offroad-Programme, bei denen elektronische Differentialsperren die Traktion erhöhen sollen.
Fazit: Fährt sich wie ein echter Stromer
Nein, ein echtes Elektroauto ist der RAV4 natürlich nicht. Und dass er zu den beiden E-Maschinen noch einen Benziner mit herumschleppt, macht sich sowohl beim Gewicht als auch beim Preis deutlich bemerkbar. Doch im Alltag fährt sich der Geländewagen nicht anders als beispielsweise ein E-Tron. Wer aber partout ganz auf den Verbrenner verzichten will, für den machen die Japaner bald ein passendes Angebot: Bei der noblen Schwester Lexus gibt es zum Jahreswechsel im gleichen Format den RAV-Bruder UX - ohne Benzintank.
Datenblatt: Toyota RAV4 Plug-In-Hybrid
Motor und Antrieb | Hybridantrieb mit Vierzylinder- Benzindirekteinspritzer und E-Motor |
Hubraum: | 2487 ccm |
Benziner | |
Max. Leistung: | 136 kW/185 PS |
Max. Drehmoment: | 227 Nm bei 3200-3700 U/min |
E-Motoren Front/Heck | |
Leistung: | 130 kW/40 kW |
Max. Drehmoment: | 270 Nm/121 Nm |
System | |
Max. Leistung: | 225 kW/306 PS |
Max. Drehmoment: | 100 Nm |
Antrieb: | Allradantrieb |
Maße und Gewichte | |
Länge: | 4600 mm |
Breite: | 1855 mm |
Höhe: | 1685 mm |
Radstand: | 2690 mm |
Leergewicht: | 1910 kg |
Zuladung: | 600 kg |
Kofferraumvolumen: | 490-1604 Liter |
Fahrdaten: | |
Höchstgeschwindigkeit: | 180 km/h |
Elektrische Höchstgeschwindigkeit: | 135 km/h |
Beschleunigung 0-100 km/h: | 6,0 s |
Durchschnittsverbrauch: | 1,0 Liter/100 km |
Elektrische Reichweite: | 75 km |
CO2-Emission: | 22 g/km |
Kraftstoff: | Super |
Schadstoffklasse: | Eu6 |
Energieeffizienzklasse: | A+ |
Kosten: | |
Basispreis des Toyota RAV4: | 33.133 Euro |
Basispreis des Toyota RAV4 Plug-In: | 46.293 Euro |
Typklassen: | k.A. |
Kfz-Steuer: | k.A. |
Wichtige Serienausstattung: | |
Sicherheit: | Sechs Airbags, Abstandsregeltempomat, Spurführungshilfe, Head-Up-Display |
Komfort: | Klima-Automatik, Beheizte Sitze, Lederposter, Panorama-Dach, 230 V-Steckdose |
Spritspartechnik: | Plug-in-Hybrid-Antrieb |
Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke