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Fahrverbote für Diesel? So bewahren Sie den Durchblick


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Verwirrung beim Diesel
So bewahren Sie den Durchblick im Feinstaub

Stefan Grundhoff

Aktualisiert am 04.08.2017Lesedauer: 3 Min.
In Stuttgart soll ein Fahrverbot für Dieselfahrzeuge, die nicht die Euro 6 erfüllen, eingeführt werden.Vergrößern des Bildes
In Stuttgart soll ein Fahrverbot für Dieselfahrzeuge, die nicht die Euro 6 erfüllen, eingeführt werden. (Quelle: dpa)
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Die verschiedenen Schadstoffklassen sind nach den jüngsten Fahrverboten für Innenstädte in aller Munde. Doch was bedeuten die unterschiedlichen Klassen überhaupt für mich und mein Auto?

Stuttgart will als erste deutsche Stadt ab Anfang 2018 Dieselfahrzeuge aussperren, die nicht die strenge Schadstoffnorm Euro 6 erfüllen. Und auch in anderen deutschen Großstädten wie Düsseldorf, Berlin oder München drohen bald schmerzhafte Fahrverbote.

Weniger als 20 Prozent der Selbstzünder erfüllen die Euro 6

Der Verband der Automobilhersteller geht derzeit davon aus, dass mehr als 80 Prozent aller Dieselfahrzeuge die aktuelle Norm Euro 6 nicht erfüllen und zukünftig vor den Toren der Stadt parken müssten. Momentan schaffen in Deutschland rund zwei Drittel aller Fahrzeuge zumindest die Schadstoffnorm Euro 4.

Euro 4, Euro 5 und Euro 6 besitzen die grüne Plakette

Zu erkennen ist die genaue Schadstoffklasse des eigenen Autos nicht an der grünen Abgasplakette in der Windschutzscheibe, sondern nur in den Fahrzeugpapieren. Denn den grünen Aufkleber, mit dem aktuell in alle Innenstädte eingefahren darf, gibt es auch mit den lascheren Abgasnormen Euro 4 und Euro 5 – zumindest bei Dieselfahrzeugen.

Blaue Plakette für Dieselfahrzeuge noch ungewiss

Da die Einführung einer weiteren, zum Beispiel blau gefärbten Abgasplakette derzeit ungewiss erscheint, ließe es sich daher nur mit aufwendigen Fahrzeugkontrollen klären, wer Einfahrt in die Innenstädte bekommt. Mit den Diesel-Schadstoffklassen 1, 2 und 3 kann man in die meisten Innenstädte bereits seit längerer Zeit nicht mehr einfahren. Die unterschiedlichen Schadstoffklassen selbst regeln in diesem Fall nur noch, wie hoch die zu entrichtende KFZ-Steuer ausfällt.

Realitätsnäher: neuer WLTP-Zyklus in den Startlöchern

Bis 2021 dürfen die Fahrzeugflotten der einzelnen Autohersteller im Durchschnitt 95 Gramm CO2 pro Kilometer ausstoßen. Sonst drohen entsprechende Strafzahlungen. Bei der Schadstoffklasse Euro 6 wird es noch in diesem Jahr weitere Verschärfungen geben. So tritt am 1. September 2017 für neue Fahrzeugtypen und ab 1. September 2018 dann für alle neu zugelassenen Autos die verschärfte Norm Euro 6c in Kraft, die nach dem WLTP-Zyklus (Worldwide Harmonized Light-Duty Vehicles Test Procedure) gemessen wird, der sich näher am Realverbrauch der Fahrzeuge orientieren soll.

Bisheriger NEFZ-Verbrauch ist weit weg vom Fahrbetrieb

Der bisherige NEFZ-Verbrauch (Neuer europäischer Fahrzyklus) hat mit der Realität wenig zu tun und wird allein auf einem Rollenprüfstand gemessen, wo die Autohersteller maximale Beeinflussungen bei der Messung (ohne Nebenaggregate, mit erhöhtem Reifendruck, veränderte Einstellung von Sturz/Spur, veränderte Motorsteuerung, etc.) vornehmen können.

Grenzwerte bleiben, Rahmenbedingungen verschärfen sich

Die Grenzwerte selbst sind identisch mit den zurzeit gültigen der aktuellen Euro-6-Norm, jedoch sind die Rahmenbedingungen realer und somit schwerer zu erreichen. Eine weitere Verschärfung tritt für neue Fahrzeuge am 1. September 2019 in Kraft. Die gleichen strengen Grenzwerte müssen dann mit einem verschärften Anteil im realen Fahrbetrieb (RDE – Konformitätsfaktur der Real Drive Emissions) erreicht werden, der sich zum 1. September 2021 nochmals verschärft.

Selbstzünder finden Einzug ins sportliche Oberhaus

Bei den Autofahrern stehen die Diesel spätestens seit den frühen 1990er Jahren hoch im Kurs. Mit der TDI-Welle des Volkswagen-Konzerns, sowie den zunehmend dynamischen Selbstzündern von BMW oder Mercedes legten die Dieselmotoren von einst ihr Wanderdünen-Image ab und selbst Sportwagenmarken wie Porsche oder Maserati sprangen gerade mit ihren SUV und großen Limousinen auf den Dieselzug auf.

Selbst ein Diesel von 2015 könnte ausgesperrt werden

Wer sich 2010, 2012 oder sogar noch 2015 einen nach seiner Meinung aktuelles Fahrzeug mit hochmodernem Dieselmotor gekauft hat, schaut ab 2018 in die Röhre. Doch was kann man tun? Nach Aussagen der Stadt Stuttgart liegt der innerstädtische Dieselanteil hier bei rund 50 Prozent. Nicht alle werden sich bis zum Jahresende 2017 ein neues Auto kaufen wollen. Gerade bei teuren Dieselmodellen kommt die temporäre Aussperrung aus der Innenstadt einer partiellen Enteignung des einzelnen Autofahrers gleich. Auch weil die strengen Normen für viele Fahrzeuge aus der öffentlichen Hand nicht gelten.

Auf der sicheren Seite: Diesel ab Modelljahr 2016

Wer sich aktuell ein neues Auto kaufen will, ist auf der sicheren Seite. Seit September 2015 erfüllen alle Dieselneufahrzeuge die Abgasnorm Euro 6. Wer sich einen Diesel als Gebrauchtwagen kaufen will, muss daher darauf achten, dass dieser die strenge Abgasnorm Euro 6 erfüllt. In den meisten Fällen wird dies jedoch nur von Autos ab dem Modelljahr 2016 erreicht. Diese Fahrzeuge sind allerdings gerade einmal sechs bis 15 Monate alt und entsprechend teuer.

Auch Benzindirekteinspritzer könnten bald betroffen sein

Für Besitzer von älteren Dieselfahrzeugen bleibt allein die Möglichkeit, auf ein Auto mit Benzinmotor umzusteigen. Diese sind aktuell nicht von der Feinstaubdiskussion betroffen und daher sind Besitzer von Benzinern zumindest zunächst auf der sicheren Seite. Doch auch hier gibt es Gefahr, denn mittelfristig schaffen viele Benzindirekteinspritzer die neuen Abgasnormen nur mit einem Benzinpartikelfilter. Das Hauptproblem haben daher bis auf weiteres erst einmal nur die Dieselautos, die älter als Herbst 2015 sind und so mit der Schadstoffklasse Euro 4 oder Euro 5 unterwegs sind.

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