Das ist der älteste Bahnhof Deutschlands: Geschichte lebt

Lange Geschichte

Das ist der älteste Bahnhof Deutschlands

Geht es um Betrieb oder um das Originalgebäude? Den ältesten Bahnhof Deutschlands zu bestimmen, ist gar nicht so leicht. Wir schauen genauer hin.

Wenn Sie die Anfänge der deutschen Eisenbahngeschichte miterleben wollen, müssen Sie ins Vienenburg des 19. Jahrhunderts reisen. In der kleinen Stadt im Harzvorland befindet sich der älteste noch erhaltene Bahnhof Deutschlands. Wir stellen Ihnen den historischen Ort vor.

Ein Pionier auf Schienen: Die Geburt des Vienenburger Bahnhofs

Der Bahnhof Vienenburg, erbaut zwischen 1838 und 1840, ist ein lebendiges Zeugnis der frühen Eisenbahnära in Deutschland. Als Teil der ersten deutschen Staatseisenbahn, die am 1. August 1837 zu bauen begonnen wurde, markiert dieser Bahnhof einen Meilenstein in der Verkehrsgeschichte. Die Strecke, die von Braunschweig über Wolfenbüttel und Vienenburg nach Bad Harzburg (damals Neustadt) führte, wurde am 1. Dezember 1838 in Betrieb genommen.

Das Empfangsgebäude des Bahnhofs Vienenburg ist ein architektonisches Juwel. Mit seinen 13 Fensterachsen und dem charakteristischen Walmdach hat es im Laufe der Zeit einige Veränderungen erfahren: Ursprünglich war es baugleich mit dem Bahnhof in Schladen. Später wurde der zunächst eingeschossige Mittelteil um eine Etage erweitert und auch mehrere Anbauten kamen hinzu.

Besonders interessant ist der angrenzende "Kaisersaal", der durch einen Gang mit dem Hauptgebäude verbunden ist. Hier soll sogar Wilhelm I., damals noch König von Preußen, übernachtet haben.

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Vom Eisenbahnknoten zum Museum: Die wechselvolle Geschichte

Der Bahnhof Vienenburg entwickelte sich zu einem wichtigen Eisenbahnknoten im nördlichen Harzvorland. Die Stadt blühte auf, und um 1919 zählte Vienenburg bereits 4.100 Einwohner. Doch die Geschichte hielt auch Herausforderungen bereit:

• Nach dem Zweiten Weltkrieg entfielen die Bahnverbindungen in Richtung Osten.
• Es gab Überlegungen, den Bahnbetrieb einzustellen und das Gebäude abzureißen.
• Die Stadt entschied sich glücklicherweise für die Restaurierung und Einrichtung eines Eisenbahnmuseums.

Zeitreise auf Schienen: Das Eisenbahnmuseum heute

Das Hauptbahnhofsgebäude beherbergt heute nicht nur einen funktionierenden Bahnhof, sondern auch ein kleines Café, die örtliche Bibliothek, ein Besucherzentrum und sogar ein Eisenbahnmuseum.

Besucher können hier in die Geschichte der deutschen Eisenbahn eintauchen und sogar eine Modelleisenbahn im Maßstab 1:87 bewundern, die den Vienenburger Personenbahnhof der 1960er-Jahre nachbildet. Es ist ein lebendiges Zeugnis der Eisenbahngeschichte, das die Begeisterung für diese revolutionäre Erfindung bis heute wach hält.

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Streit um den Titel: Die Konkurrenten

Auch wenn Vienenburg den Titel als ältesten Bahnhofs für sich beansprucht, gibt es durchaus Konkurrenten, die Ansprüche erheben:

• Der Bahnhof Düsseldorf-Gerresheim von 1838 gilt als der älteste noch in Betrieb befindliche Bahnhof, aber sein heutiges Empfangsgebäude ist ein Nachfolgebau.
• Auch die Bahnhofshalle in Köln-Müngersdorf (Haus Belvedere, 1839) ist älter als der Bahnhof in Vienenburg, wird aber ebenfalls nicht mehr als Bahnhof genutzt.
• Der Bayerische Bahnhof in Leipzig, eröffnet 1842, galt lange Zeit als der älteste erhaltene Kopfbahnhof Deutschlands.
• Das ursprüngliche Empfangsgebäude des Augsburger Hauptbahnhofs wurde am 4. Oktober 1840 eröffnet und ist damit das älteste erhaltene Bahnhofsgebäude in Deutschland. Allerdings wird es heute nicht mehr als Bahnhof genutzt und dient seit 1920 als Depot für die Straßenbahnen der Stadtwerke Augsburg.

Die Geschichte der deutschen Bahnhöfe ist eine faszinierende Reise durch die Zeit, geprägt von technischem Fortschritt, architektonischer Schönheit und kultureller Bedeutung. Ob in Vienenburg, Augsburg oder an einem der vielen anderen historischen Bahnhöfe – jeder Besuch ist wie eine kleine Zeitreise in die Anfänge der Eisenbahnära.