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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Neuvorstellungen & Fahrberichte Renner aus Maranello ist ein Schnäppchen
Der Ferrari Mondial ist ein rassiger Achtzigerjahre-Edelitaliener mit Mittelmotor-V8 und macht Sound wie die ganz Großen aus Maranello. Der Bolide genießt allerdings keinen guten Ruf. Dabei bietet der Sportwagen tolle Fahrleistungen und ist auch noch recht günstig.
Welchen Einfluss das liebe Geld mal wieder hat: Selbst Autofans lassen sich bei der Wahl ihres Wunsch-Oldies häufig nicht nur vom eigenen Geschmack leiten, sondern schielen mit einem Auge auf dessen potenzielle Wertentwicklung. Wie wäre es dann mit einem Ferrari Mondial? Wer die einschlägigen Autobörsen studiert, findet schon ordentliche Exemplare für deutlich weniger als 40.000 Euro.
Laut dem Oldtimer-Bewerter Classic Data liegt der Marktpreis eines Ferrari Mondial 3,2 mit der zweitbesten Zustandsnote heute bei 36.100 Euro. Bei Classic Data reichen die Noten von 1 – das ist der beste Zustand – bis zur Note 5. Mondiale-Modelle mit der Zustandsnote 3 sind noch 25.100 Euro wert. Modelle mit der Note 4 kosten 15.400 Euro, sind aber im Gegensatz zu Autos mit der Note 3 nur noch eingeschränkt fahrfähig.
Häufiger Zahnriemenwechsel
Der Kaufpreis für die Wagen ist damit vergleichsweise gering. In den Autobörsen zählen Ferrari Mondiales damit hierzulande zu den günstigsten Fahrzeugen aus Maranello überhaupt. Doch ein Mondial ist und bleibt ein Ferrari: Auto-Liebhaber sollten daher nicht die Unterhaltskosten unterschätzen. Ein Mondial verlangt wie jeder ordentliche Ferrari nach häufigen Zahnriemenwechseln. Immerhin beschwören die Profis, dass dieser bei der hier besprochenen 3,2-Liter-Version auch ohne den Ausbau des Motors gelingen kann. Und selbst wenn nicht – man reißt ja keine 40.000 Kilometer im Jahr mit dem Garagen-Goldstückchen herunter.
Frühe Mondial-Ferraris starteten mit 214 PS
Mondial also, aber welcher soll es werden? Lieber einen ganz frühen mit beschaulichen 214 PS oder doch ein spätes Rennpferd mit satten 300 PS erwerben? Unser Testexemplar vom Autohaus am Park in Moers ist ein verspätet zugelassenes Coupé aus der Serie, die zwischen den Jahren 1985 und 1989 die Werkshallen verließ.
In 7,5 Sekunden auf Tempo 100
Der rote Sportler, den so mancher Markenfan für optisch unproportioniert hält, steht mit 270 PS ordentlich im Futter und erweckt somit die Hoffnung, etwaige Dienstwagen-TDI hinter sich zu lassen auf der schnellen Piste. Mit einer Werksangabe von rund siebeneinhalb Sekunden für den Sprint auf Tempo 100 mutet der Hersteller reichlich tiefstapelnd an. Denn dem Gebaren nach zu urteilen bewegt sich der Sportler mit dem quer eingebauten Mittelmotor deutlich bissiger voran. Das liegt vor allem am Naturell des quirligen Achtzylinders. Dass der rote Bereich des Drehzahlmessers erst bei 8000 Umdrehungen beginnt, darf getrost als Einladung verstanden werden.
Der Mondial ist eine Spaßmaschine
Aber bitte erst ausgiebig warmfahren – wer nach diesem Prinzip vorgeht, hat definitiv länger etwas von dem Spaß. Und eine Spaßmaschine ist der Mondial wirklich. Sobald das Öl die richtige Temperatur hat und man dem Vierventiler freien Lauf lässt, startet die Party. Dann ist es, als ob eine höhere Instanz die Anzeigenadel der rechten Skala gen Endmarkierung saugen würde. Aber nein, es waren schon die Ingenieure aus Maranello, die mit ihrer berühmten Dino-V8-Motorenserie aus den Sechzigern ein herrliches Produkt geschaffen haben. Seitdem sind die Triebwerke immer wieder verbessert worden.
Wenn der 3,2-Liter in Aktion tritt, bebt und vibriert er die Mundwinkel des Fahrers in eine einzige Richtung: nach oben. Dabei ist der Mondial noch nicht einmal sonderlich krawallig. Der Sportwagen tönt eher zurückhaltend, wenn man mit moderaten Drehzahlen durch die City tourt. Oben heraus wird der Achtzylinder kehlig und lautstark, klingt also gut und teuer – kurzum nach Ferrari.
Ferrari Mondial bis zu 250 km/h schnell
Dabei genießt man innen durchaus so etwas wie Sitzkomfort, die schwarzen Ledersitze unseres Probeexemplares fühlen sich weich an, irgendwie alles andere als sportwagenmäßig stramm. Das Raumgefühl geht in Ordnung, und man kann sogar hinten platznehmen, wenngleich die knapp bemessene Beinfreiheit eher etwas für Kinder ist. Immerhin, der Mondial war der einzige kleine Ferrari seiner Zeit mit vier Sitzplätzen und ideal für Kunden, denen die zwölfzylindrige 400er-Serie finanziell dann doch eine Nummer zu groß war. Die Architektur ist ansehnlich mit einer Mischung aus Pragmatismus und Sportler-Attitüde. Auf der einen Seite die dürren Lenksäulen-Hebelchen sowie Pedale aus dem Fiat-Regal, andererseits der rassig wirkende, eng skalierte Tacho mit optimistischer 280 km/h-Markierung. Der Athlet steht immerhin mit 250 km/h Vmax in den Papieren.
Keine Servolenkung
Auch wenn das Leder auf dem Armaturenbrett etwas dürftig ausfällt – die herrliche offene Schaltkulisse mit Chromblende entschädigt für fast alles. Außerdem lässt sich der griffige Schalthebel geschmeidig durch die Gassen führen, sofern sämtliche Schmierstoffe warmgefahren wurden. Dennoch ist der Achtzylinder ein Auto für stramme Kerle oder Frauen, die zuzupacken wissen. Die Kupplung geht arttypisch schwergängig, und am servofreien Lenkrad will ordentlich gezerrt werden, damit der 1,4-Tonner um die Ecke wischt. Das macht er gemessen an Oldtimer-Maßstäben ziemlich behände, auch wenn man einen 27 Jahre alten fahrbaren Untersatz eigentlich nicht ans Limit bringen will. Ein bisschen Drehzahl kann er aber ohne Probleme vertragen und dabei so manchen Neuwagen auf der linken Spur die Rücklichter zeigen.
Charaktervoller Italiener
So schließt sich der Kreis, wir sind wieder beim drehmomentstarken Dienstwagen-TDI auf der Autobahn angekommen. Doch selbst wenn er dem Mondial auf der Stoßstange kleben kann, die Blicke der übrigen Verkehrsteilnehmer schnappt ihm rote Italiener weg. Und für den derzeitigen Kurs ist der charaktervolle Ferrari definitiv eine gute Investition. Fahrspaß inklusive.