V8-Ikone im Autotest Ford Mustang GT - ein Traumauto für jeden Tag
Die Atmosphäre ist gedimmt. Relaxed lasse ich mich zurücksinken. Am Rücken spüre ich eine angenehme Wärme. Leichte Wellenbewegungen. Ein sanftes Blubbern umspült meine Ohren.
Nein, ich sitze nicht im Whirlpool. Aber ja, es ist ziemlich gemütlich hinter dem Lenkrad des neuen Ford Mustang. Ich muss keine Reifenspuren in den Asphalt brennen, um aufzufallen. Das Fastback genannte Coupé ist nach wie vor ein lässiger Cruiser - und ein Hingucker: Die sechste Generation begeistert mit muskulösen Formen, viel Power und moderner Technik.
Ford Mustang: Sechste Generation ist moderner geworden
Ja, modern - die viel gescholtenen Starrachsen sind einer Einzelradaufhängung rundum gewichen. Es stehen verschiedene Fahrmodi zur Wahl, auch die Lenkung ist elektronisch verstellbar. Und im Innenraum prangt ein acht Zoll großer Touchscreen des Infotainments Ford Sync 3.
Auf Knopfdruck dreht der Mustang durch
Aber was wäre ein Mustang ohne Show, die schon beim Öffnen der Türen losgeht, wenn das Logo auf den Boden projiziert wird. Und wer will, kann nach wie vor Gummi in Rauch auflösen. Im Bordcomputer gibt es dafür extra einen Menüpunkt: "Line Lock" nennt sich der programmierbare Burnout. Eine Reifen-Flatrate gibt es aber noch nicht beim Händler.
Wohin nur mit all der Kraft?
Die treibende Kraft ist der brabbelnde Fünfliter-V8 mit 421 PS. Wenn Gaspedal und Bodenblech sich treffen, hämmern 530 Newtonmeter auf die Kurbelwelle. Bis auf sechseinhalbtausend Touren lässt sich der Dampfhammer hochjubeln.
Nahezu hilflos rotieren die Walzen auf der Hinterachse und bemühen sich im Verbund mit der Differenzialsperre quietschend um Halt. Die Automatik schaltet gefühlt überhaupt nicht mehr weiter. Kurzum: Es fühlt sich an wie ein rasender Pudding.
Schön schnell, aber nicht zackig
Denn seine über 1,7 Tonnen Gewicht machen dem US-Boy zu schaffen. Auch wenn die Lenkung im Modus "Sport" straffer und direkter wird, in Kurven und auf schlechten Straßen kommt Bewegung in den Mustang, die man teilweise auch hört.
Das mag auch an den verbauten Materialien im Innenraum liegen. Trotz der Show mit Retro-Kipphebeln und Ambientebeleuchtung - es gibt Plastik, das nach Alu aussehen soll. Plastik mit Chrom-Anstrich. Und einfach nur harten, ehrlichen Kunststoff. Immerhin: Die bequemen Ledersitze sind echt.
Starke Brembo-Bremsanlage
Überzeugend stark zeigt sich die Performance-Bremsanlage, die in Europa serienmäßig ist. Die Brembo-Stopper verzögern brachial und lassen sich fein dosieren. Trotzdem - rechte Sportstimmung will nicht aufkommen.
Ponycar für den Alltag
Aber wir wollen dem Mustang nicht unrecht tun - er war und ist kein reinrassiger Sportwagen. Er ist ein potenter Cruiser, ein Muskelprotz mit Manieren - eine Ikone für den Alltag. Da verzeiht man ihm auch die fummelige Bedienung von Bordcomputer oder Infotainment und den Wendekreis von über 12 Metern, der mich im Parkhaus ins Schwitzen brachte.
Denn vor der Nase baumelt beim gemütlichen Cruisen immer das Preisschild: Ab 44.000 Euro. Für ein gut ausgestattetes Traumauto mit V8-Saugmotor. Das hört sich gut an.
Zu den technischen Daten: Ford Mustang GT