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Seat 850 Spider: die Flunder aus Barcelona


Neuvorstellungen & Fahrberichte
Seat 850 Spider: Flunder aus Barcelona

11.10.2012Lesedauer: 3 Min.
Seat 850 Sport SpiderVergrößern des Bildes
Seat 850 Sport Spider (Quelle: Press-Inform)

Das Ehepaar bei dem bildhübschen kleinen Sportcabrio ist sich zunächst nicht sicher. Es müsste ein italienisches Auto sein. "Schau, da ist ein Fiat Spider", befindet der Mann mit fester Stimme. Ehe ihn die Frau verbessert. "Aber da steht doch Seat auf dem Emblem." Die Augen der Dame sehen richtig: Tatsächlich handelt es sich um einen "Seat 850 Sport". Doch auch der Ehegatte hat nicht ganz unrecht, denn die schicke Flunder mit der Stoffmütze ist technisch gesehen ein Fiat 850 Spider, der in der Zona Franca in Barcelona in Lizenz gebaut wurde.

Der Seat-Spider ist eine echte Rarität: Zwischen 1969 und 1972 wurden nur 1.746 Exemplare gebaut. Erst eine Variante mit 843 Kubikzentimeter Hubraum und 47 PS. Danach wurde der Flitzer aufgebohrt und die Ingenieure kitzelten aus 903 Kubikzentimeter 52 PS. Die haben mit dem 730 Kilogramm schweren Italo-Spanier auch kaum ein Problem. Die Beschleunigung von null auf 100 km/h ist in 17 Sekunden absolviert.

Seat 850 Spider als entspannter Gleiter

Die Karosserie des Seat 850 Spider stammt aus dem Studio Bertone, das auch viele Lamborghini-Modelle wie etwa den Espada kreiert hat. Die zierliche Schönheit sorgt bei entspanntem Gleiten in der Stadt für jede Menge gedrehte Köpfe. Da sieht man auch über das viel zu dünne Lenkrad und die Scheinwerfer hinweg, die eigentlich bessere Funzeln sind. Heizung? Die verdient ihren Namen nur auf dem Papier.

52 PS sind genug

Bei schönem Wetter lässt sich der Seat 850 Sport jedoch auch im automobilen Alltag des Jahres 2012 erstaunlich entspannt bewegen. Selbst als Sitzriese findet man gemütlich Platz. Natürlich darf man von 52 PS keine Geschwindigkeitsorgien erwarten, doch zum entspannten Mitschwimmen reicht es alle Mal. Und mal ganz ehrlich: Wer wollte in diesem iberischen Schönling mit Vollgas über die Autobahn rauschen. Immerhin waren mal 150 km/h drin.

Sommergefühl im Seat 850 Spider

Das Cruisen liegt dem Spanier eher im Blut. Jeder Meter im Seat Spider zaubert ein bisschen Costa Blanca in die Schlechtwettersommer gequälte teutonische Seele. Alleen und Landstraßen werden zu Uferpromenaden. Der Heckantrieb verleiht dem Oben-ohne-Floh eine angenehme Agilität. Geht es mal etwas forscher um die Ecken (ok, ok, so weit das mit 52 PS möglich ist), lenkt das Hinterteil willig ein. Die Luft wirbelt durch die Haare. Das Gefühl des Fahrens, des Gleitens über den Asphalt macht einem klar, was die Faszination des Autofahrens eigentlich ausmacht und steht im diametralen Gegensatz zu den hermetisch abgeriegelten faradayschen Käfigen unserer Tage.

Im Seat 850 Spider überzeugt der Reiz des Einfachen

Also gönnen wir dem türkisblauen Cabrio noch etwas Auslauf. Der Komfort ist trotz Blattfedern erstaunlich gut. Auch die Viergangschaltung ist einigermaßen exakt. Und der Motor im Heck wird bei höheren Drehzahlen richtig lebhaft und trompetet seine sportliche Attitüde lustvoll heraus. Immerhin geht das Vergnügen bis 6.500 U/min. Öffnet man die Motorhaube hinten, kommt ein unverkleidetes Aggregat zum Vorschein, das selbst mittelmäßig begabten Schraubern keine Rätsel aufgibt. Auch der Tausch eines verstopften Benzinfilters stellt kein großes Problem da. Genauso wenig, wie das Cockpit. Die Bedienung ist auf das Wesentliche reduziert: Hebel für Blinker, Licht und den Tageskilometerzähler. Mehr benötigt man auch nicht. Außer einem Seat 850 Sport Spider natürlich.

Fiat statt Seat 850 Spider

Der Seat 850 Sport Spider ist in Deutschland nur schwer auffindbar. Wesentlich leichter zu finden ist der baugleiche italienische Fiat 850 Sport Spider. Zu den Billigangeboten zählt der kleine Sportwagen aber nicht wirklich, die Preise variieren von 10.000 bis 15.000 Euro. Ersatzteile für die Karosserie sind schwer zu finden. Besser sieht es mit Technik-Teilen aus, da der Fiat 850 auf der weit häufiger gebauten Fiat 850 Limousine basierte. Rostschäden sind kaum ein Problem, da die kleinen Sportwagen zumeist für die warme Jahreszeit reserviert waren.

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