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Volkswagen SP2: Der unbekannte Sportwagen aus Brasilien


Neuvorstellungen & Fahrberichte
VW SP2: Der unbekannte Samba-Star unter den Sportwagen

dpa-tmn, Thomas Geiger

Aktualisiert am 26.03.2013Lesedauer: 3 Min.
Volkswagen SP2Vergrößern des Bildes
Volkswagen SP2 (Quelle: Hersteller-bilder)

Vor 40 Jahren legte VW mit dem SP2 einen Sportwagen auf, der nur in und für Brasilien produziert wurde. Obwohl das schmucke Coupé rund 10.000 Mal gebaut wurde, gelangten nach Europa nur ein paar Dutzend Import-Exemplare. Wer einen ergattert hat, kann sich glücklich schätzen: Die VW-Exoten werden in inzwischen teuer gehandelt.

Dass es den VW SP2 überhaupt gibt - so erzählt Eberhard Kittler, der bei VW die Klassiksparte leitet - verdankt die Fangemeinde dem damaligen VW-Brasilienchef Rudolf Leiding und dem harten Kurs der Militärregierung: Leiding will für das Image seiner Marke partout einen kleinen Sportwagen haben, die Militärs wollen keine ausländischen Autos auf ihren Straßen sehen. Also trommelt Leiding Ingenieure im brasilianischen Schwerindustrie-Zentrum São Bernardo de Campo zusammen und lässt sie das passende Auto entwickeln.

Vorderachse stammt vom Käfer

Eine Plattformstrategie gibt es zwar noch nicht, aber Komponenten für solch ein Projekt hält die VW-Modellpalette trotzdem bereit: Die Vorderachse stammt vom Käfer, Hinterachse und Motor vom Typ 3, und das Design wird zur Chefsache. Die Skizzen für das Coupé macht Leiding selbst und diskutiert sie nach Feierabend mit seiner Ehefrau Helga. Sie gibt dem 4,22 Meter kurzen und nur 1,16 Meter hohen Zweitürer den letzten Schliff.

Sportlich ist am SP2 nur das Design

Vor 40 Jahren, im Juni 1972, beginnt beim VW-Partner Karmann in São Paulo die Produktion des Wagens, der bei einem Preis von umgerechnet rund 16.000 Mark einen kleinen Erfolg erzielt: Bis die Fertigung schon 1976 wieder eingestellt wird, laufen immerhin mehr als 10.000 Exemplare vom Band. Leidings Idee mit der Imagepflege hat funktioniert. Doch sportlich am SP2 ist nur das Design.

Der Sportwagen ohne Leistung

Denn unter dem hohen Kofferraumboden im Heck steckt ein Vierzylinder aus dem VW Typ 3. Den haben die Brasilianer zwar auf 1,7 Liter aufgebohrt. Aber mehr als 47 kW/64 PS sind aus dem flachen Boxermotor trotzdem nicht heraus zu holen. Der knapp 900 Kilo leichte Wagen knattert wie ein alter Käfer. 17,2 Sekunden braucht er von 0 auf 100 km/h, und mit Rückenwind schafft er etwas mehr als 160 km/h. Nicht umsonst haben die SP2-Fans des Rätselraten um die Bedeutung des Typenkürzels mit einem Augenzwinkern beendet: Für sie steht SP in der Landessprache für "sem Potencia" - ohne Leistung.

Innenraum bietet überraschend viel Komfort

Aber das Auto sieht cool aus beim Schaulaufen unter dem Zuckerhut und bietet den Insassen überraschend viel Komfort. Die Rückbank taugt nur für Taschen oder Jacken. Aber vorne sitzt man prima - wenngleich der Hintern fast die Straße berührt. Die Hände umfassen ein dünnes Lenkrad mit drei Speichen, der Stummel zum Viergang-Getriebe ist kurz, und die Augen lesen die Daten von verchromten Instrumenten im Kunstleder-Cockpit ab.

Scirocco verhindert den SP2 in Europa

Glaubt man Einträgen auf einigen Internetseiten, hätte der SP2 ein frühes Weltauto werden und von Brasilien aus seinen Weg nach Amerika und Europa finden sollen. Ein Auto wie der Scirocco wäre dann vielleicht überflüssig gewesen. Doch war das mit den damaligen Zulassungsvorschriften nicht zu machen, so der Schweizer Sammler Beat Bähler auf seiner Fanseite www.vwsp2.ch. Außerdem wollten sich die Entwickler in Wolfsburg offenbar von Brasilianern nichts vormachen lassen. Wenig später leiteten sie mit dem Scirocco noch vor dem Golf den Wechsel von Heck- auf Frontantrieb und Luft- auf Wasserkühlung ein. Den Exoten vom anderen Ende der Welt brauchte damit keiner mehr.

Deutsche VW-Gastarbeiter brachten den SP2 mit

Dass es trotzdem ein paar Exemplare des SP2 in die alte Welt schafften, ist vor allem deutschen VW-Gastarbeitern in Brasilien zu verdanken. Sie brachten den SP2 zum Ende ihrer Dienstzeit mit nach Deutschland. Auf dem interkontinentalen Online-Gebrauchtwagenhandel werden Oldtimer zu Preisen bis zu 50.000 Euro angeboten.

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