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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Neuvorstellungen & Fahrberichte Jerry Cottons Dienstauto: Jaguar E-Type Coupé
Es gibt viele klassische Autos, die durch rasante Fahrleistungen, schöne Formen oder das Fauchen ihrer Motoren beim Gasgeben faszinieren. Wenn ein Sportwagen darüber hinaus aber noch zum Sinnbild für ein ganzes Jahrzehnt wird, dann hat man es mit einer echten Legende zu tun. Zum Beispiel mit diesem , mit dem auch Jerry Cotton fährt.
Mit seinen schwellend muskulösen Formen war er der absolute Knaller, als er sich im März 1961 erstmals auf dem Genfer Salon präsentierte. Die endlos lange Motorhaube mit der ovalen Kühleröffnung ließ bereits erahnen, welche Kraft sich darunter verbarg. Sie erinnerte an den Jaguar D-Type, den dreifachen Sieger des 24-Stunden-Rennens von Le Mans. Und an den Jaguar XK-SS, die Straßenvariante des D-Type. Für freie Sicht bei schlechtem Wetter sorgten gleich drei Scheibenwischer.
Kraftwerk unter der Haube
Nicht weniger elegant als die Front ist die Heckansicht dieses Jaguar E-Type Coupés. Das Cockpit geht in ein bemerkenswert großes Gepäckabteil über, das in einem hinreißend geschwungenen Fließheck seinen Abschluss findet. Das verchromte "4.2" auf dem seitlich öffnenden Kofferraumdeckel verrät, >>
dass dieser Wagen ab 1964 vom Band gelaufen ist. In diesem Jahr bohrte Jaguar das ursprüngliche 3,8-Liter-Kraftwerk des Jaguar E-Type auf 4,2 Liter Hubraum auf und ersetzte das bis dahin verbaute Moss-Getriebe durch ein selbst entwickeltes vollsynchronisiertes Getriebe, das beim Schalten weit mehr Freude bereitet.
Der Bügelgriff an der Tür liegt solide und stabil zur Hand. Mit gutem Grund, denn das Öffnen verlangt energisches Ziehen. Die Türöffnung erweist sich als nicht allzu groß, beim Einsteigen ist darum eine gewisse Gelenkigkeit von Vorteil.
Raubtier durch und durch
Ist man aber erst mal in die Fahrgastzelle hinein geglitten, sitzt der Jaguar E-Type wie ein maßgefertigter Schuh. Und dieser herrliche Geruch nach altem Leder - so riechen nur alte englische Wagen. Es ist das typische Aroma von Sitzbezügen der Marke Conolly. Ein Druck auf den Anlasser erweckt das Herz des Jaguar zum Leben. >>
Wie das Knurren einer großen Raubkatze meldet sich der Reihensechszylinder zu Wort.
Es ist das heißere Grollen eines durchtrainierten Sportmotors, der nicht nur in Le Mans die Konkurrenz zum Schwitzen brachte. Das Lenkrad mit den drei gelochten Speichen liegt gut in der Hand und will auf die ersten Meter mit etwas Nachdruck geführt werden. Die unteren Gänge braucht man kaum, die große Maschine zieht wie eine Lokomotive. Selbst auf kurzen Sprints im dichten Verkehr zeigt der alte Jaguar, was in ihm steckt. Mehr noch als der Druck im Rücken begeistert das berserkerhafte Röhren bei jedem Druck auf das Gaspedal.
Problemloses Fahrverhalten
Das Konzept mit dem weit zurückversetzten Frontmotor und Heckantrieb verspricht ein weitgehend neutrales Fahrverhalten. Höhere Geschwindigkeiten auf lang gezogenen Autobahnkurven machen in der Tat keine Probleme, nur bei starkem Seitenwind macht sich der kurze Radstand bemerkbar. Die lange Motorhaube lässt den Jaguar E-Type größer erscheinen, als er ist - der Radstand ist nur wenig länger als beim VW Käfer. Die Bremsen erfordern heftiges Zutreten, die Wirkung überzeugt dafür auch heute noch. Das gleiche gilt auch für den Fahrkomfort. Der E-Type ist keine Sänfte, aber auch weit davon entfernt, seinen Fahrer auf Holperstrecken durchzuprügeln.
Ein Jaguar E-Type zählt zu den Traumoldtimern, und das merkt man auch am Preis. Ein gutes Coupé der ersten Serie, erkennbar an den abgedeckten Scheinwerfern und den Blinkern über der Stoßstange, ist nicht unter 50.000 Euro zu haben. Jaguar bot den E-Type damals zum Kampfpreis von 27.000 Mark an, was gelegentlich zu Lasten der Fertigungsqualität ging.
Schönheit mit Macken
Auch ein E-Type lässt sich in vieler Hinsicht verbessern. Empfehlenswert ist besonders der Einbau eines Hochleistungs-Kühlersystems, die Frischluftzufuhr durch die schmale Kühleröffnung war unzureichend. >>
"Auto, Motor und Sport" musste vor fünfzig Jahren den ersten Test abbrechen, weil beim Testfahrzeug der Kühler platzte. Das Fahrverhalten und auch die Optik profitiert sehr von der Montage breiterer Reifen.
Aufwändig, aber sehr lohnend ist auch der Umbau auf Elektronik von Bosch. Der originale Elektronik-Zulieferer Lucas gilt in England bis heute als unzuverlässig.
Ein Fall für Jerry Cotton
Ein Jaguar E-Type Coupé ist ein Fest für die Sinne. Damit der Traum nicht zum Alptraum wird, empfiehlt sich der Kauf aber nur, wenn der Käufer sich einen wirklich guten Jaguar E-Type leisten kann. Und das heißt nicht nur so gut wie neu, sondern nach Möglichkeit besser als neu. Wem das nötige Geld fehlt, der kann auf insgesamt acht Jerry-Cotton-Filme mit George Nader zurückgreifen. Einer davon hat dieses Auto sogar im Titel: "Der Tod im roten Jaguar".