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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Neue Bilanz zeigt Ausmaß Chipkrise wird zur Autokrise
Das Material ist knapp, das Liefern schwierig. Vor allem Chips fehlen überall. Wie sehr darunter die Autoindustrie leidet, zeigen neue KBA-Zahlen. Sogar ein Boom-Antrieb ist betroffen.
Knapp 1,24 Millionen Autos wurden im ersten Halbjahr in Deutschland neu zugelassen – elf Prozent weniger als in den ersten sechs Monaten des Jahres 2021. Noch schlechter sieht die Juni-Bilanz aus: Knapp ein Fünftel weniger Neuwagen kommen zu den Kunden. 225.000 Neuzulassungen bedeuten einen Einbruch um 18,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Das meldet das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA).
Aber nicht die Nachfrage ist das Problem – sondern das Angebot: Weil es an Material fehlt, kommen die Hersteller mit dem Bauen nicht hinterher. Ihre Lieferzeiten werden länger und länger.
Die deutschen Marken auf einen Blick
Durchwachsener Juni für die deutschen Hersteller: Mercedes liefert mehr Autos aus als vor einem Jahr, alle anderen verschlechtern sich. Porsche kommt noch glimpflich davon. Die Zahlen von BMW, Ford und Audi sehen schon schlechter aus. Der Einbruch bei Mini und VW hingegen schmerzt richtig.
- Audi: -13,1 Prozent
- BMW: -9,8 Prozent
- Ford: -10,3 Prozent
- Mercedes: +9,5 Prozent
- Mini: -22,9 Prozent
- Opel: -17,7 Prozent
- Porsche: -3,5 Prozent
- VW: -24 Prozent
Die Gewinner des Monats
Lange Gesichter aber auch unter den Importeuren: Nur fünf von ihnen stehen im Plus. Mit Mühe und Not schafft Kia eine Verbesserung um 0,2 Prozent. Konkret bedeutet das: Die Koreaner lieferten 13 Autos mehr aus als vor einem Jahr. Alfa Romeo verbessert sich auf genau 412 Autos, ein Plus von 18,7 Prozent, und zählt damit bereits fast zu den Monats-Siegern.
Ganz vorne aber liegt Polestar: Die junge Marke (ein Joint-Venture zwischen Volvo und Geely) steigerte ihren Absatz um mehr als die Hälfte. Selbst Dauersieger Tesla kommt da nicht mehr hinterher – ganz im Gegenteil.
Marke | Veränderung ggü. Juni 2021 |
---|---|
Polestar | +58,6 Prozent |
Dacia | +40,3 Prozent |
DS | +32,9 Prozent |
Die Verlierer des Monats
Mit einem Rückgang um ein gutes Drittel (-34,9 Prozent) rauscht Tesla im Juni eher ans andere Ende der Tabelle. Nur acht Marken schneiden noch schlechter ab. Vor allem Smart und Suzuki: Ihnen bricht der Absatz um mehr als zwei Drittel ein.
Marke | Veränderung ggü. Juni 2021 |
---|---|
Suzuki | -67,4 Prozent |
Smart | -67 Prozent |
Mazda | -50,4 Prozent |
Gefragte und ungefragte Segmente
Der Rückgang erwischt nicht nur die meisten Hersteller – sondern auch fast alle Segmente. So kamen 1,7 Prozent weniger SUV auf die Straßen, ein Viertel weniger Kompaktmodelle und fast ein Drittel weniger Kleinwagen. Nur bei Großraum-Vans und Oberklasse-Modellen wurden mehr Autos neu zugelassen als im Juni 2021.
Zumindest eines lief zuletzt reibungslos: der Absatz von Elektroautos, angeheizt vor allem durch die staatliche Kaufprämie. Aber auch er kommt derzeit ins Stocken. Mit etwas mehr als 32.200 reinen E-Autos wurden im Juni 3,5 Prozent weniger Stromer neu zugelassen als im Vorjahreszeitraum.
Dennoch: Jeder siebte Neuwagen ist im Juni bereits ein E-Auto (14,4 Prozent) – zwei Prozent mehr als vor einem Jahr. Insgesamt stromern inzwischen eine Dreiviertelmillion von ihnen durch Deutschland.
- Kraftfahrt-Bundesamt: Fahrzeugzulassungen im Juni 2022